Sind Tomaten einjährig oder mehrjährig? Richtig überwintern
Beim Züchten von Tomatenpflanzen müssen Sie auf eine Vielzahl unterschiedlicher Faktoren achten, um später auch reichlich ernten zu können. Neben dem richtigen Standort, viel Sonne und der Schädlingsbekämpfung ist das Überwintern ein wichtiger Punkt, um die Tomaten sicher durch das Jahr zu bringen. Der Winter kann ihnen stark zusetzen und viele Gärtner, die das Gemüse erstmalig anpflanzen, fragen sich, ob es sich hier ausschließlich um einjährige Pflanzen handelt.
Inhaltsverzeichnis
Tomaten: einjährig oder mehrjährig?
Die häufige Annahme, dass es sich bei Solanum lycopersicum um einjährige Nachtschattengewächse handelt, liegt an den kühlen Temperaturen in Mitteleuropa. Die Tomate an sich stammt aus Mittel- und Südamerika und wurde im 16. Jahrhundert nach Europa, wahrscheinlich von Christoph Columbus, gebracht. Aus diesem Grund ist sie an hohe Temperaturen und sonnige Lagen gewöhnt und wächst mehrjährig in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet und vergleichbaren Regionen. In Mitteleuropa dagegen wachsen Tomatenpflanzen nur einjährig aufgrund der Kombination aus Lichtmangel und Kälte. Jedoch ist es auch in den heimischen Breiten möglich, mehrjährige Paradiesäpfel zu halten, wenn Sie entsprechende Sorten wählen.
Mehrjährige Tomatensorten
Tomatensorte | Eigenschaften |
---|---|
‚Amish Cherry‘ | sehr kleine orange Früchte sehr schmackhaft |
‚Balconi Red‘ | passt auf jede Fensterbank Früchte mit mildem Geschmack |
‚Minibel‘ | äußerst süße Früchte mit max. Durchmesser von 2,5 cm |
‚Primabell‘ | sehr kompakt und pflegeleicht Fruchtreife nach etwa 60 bis 80 Tagen hoher Ernteertrag |
‚Red Pearl‘ | sehr kleine rote Früchte sehr süß im Geschmack |
‚Red Robin‘ | kompakt-begrenzter Wuchs Fruchtreife nach etwa 55 Tagen hoher Ernteertrag süße Cherrytomaten |
‚Vilma‘ | maximal Wuchshöhe von 60 cm Früchte wiegen durchschnittlich 20 g |
All diese Sorten haben eine Gemeinsamkeit: bei ihnen handelt es sich um kleinwüchsige Wild- oder Buschtomaten, die über einen kompakten Wuchs mit kleinen Früchten verfügen. Tomaten stecken viel Energie in die Ausbildung der Fruchtkörper und gegen Jahresende sind sie völlig ausgelastet und benötigen Ruhe. Stehen danach nicht genügend Sonne und Wärme zur Verfügung, gehen sie ein. Die kleinwüchsigen Sorten haben den Vorteil, dass sie nicht zu viel Energie beanspruchen und somit im geeigneten Quartier mit Glück überwintern können. Ihre robuste Art verschafft den Sorten einen großen Vorteil gegenüber anderen Tomaten, doch ist das Überleben der Pflanze nicht garantiert.
Tipp: Als Alternative zu den oben genannten Sorten können Sie alte deutsche Tomatensorten wie die ‚Besser‘ oder ‚K 54-84‘ nutzen. Diese Sorten sind sehr resistent, selbst gegen wenig Sonnenlicht, und bieten sich deshalb perfekt für Sie an, wenn Sie Ihre Tomaten mehrjährig und nicht einjährig halten wollen.
Standort
Besonders wichtig für das Quartier im Winter ist der Standort der Tomatenpflanzen. Dieser ist stark abhängig von der Lichtmenge, die den Pflanzen zur Verfügung gestellt werden kann. Bei akutem Lichtmangel werden keine neuen Blätter und Blüten mehr ausgebildet und die bisher bestehenden Pflanzenteile gehen ein, was am Ende zum Absterben des Gewächses führt. Der Standort muss folgendermaßen beschaffen sein:
- lichtdurchflutet
- Temperatur von 22 bis 24 °C im Gewächshaus
- Temperatur von etwa 15 °C im Haus, nicht höher
Gerade viel Licht ist es, was die Tomaten benötigen, um mehrjährig wachsen zu können und nicht einjährig einzugehen. Das Überwintern ist daher in den folgenden Räumlichkeiten am besten geeignet und besonders zu empfehlen:
- helle Flure oder Treppenhäuser
- große Räume mit vielen Fenstern
- Wintergärten
- Räume mit südlich ausgerichteten Fenstern
- Gewächshäuser
Lichtverhältnisse
Am besten ist entweder ein Platz direkt auf der Fensterbank oder in direkter Nähe zu den Fenstern, damit besonders viel Licht in den Raum gelangen kann. Gerade alle südlichen Richtungen bieten sich an, ebenso wie Dachfenster, falls diese so liegen, dass den Tomatenpflanzen viel Sonnenlicht zur Verfügung steht. Die oben genannten Sorten eignen sich hervorragend für einen Winter auf der Fensterbank. Falls der Standort zu wenig Licht hat, müssen Sie mit einer Lampe nachhelfen. Dafür stehen Ihnen die folgenden Varianten zur Verfügung.
- spezielle Pflanzenleuchten, die den Pflanzen die notwendige Lichtmenge ermöglichen
- Natrium-Hochdruckdampflampen: viel Licht, recht hohe Hitzeentwicklung, auf Dauer teuer aufgrund hohen Stromverbrauchs
- LED-Lampen: ausreichend Licht, geringe Hitzeentwicklung, teuer in der Anschaffung, dafür günstiger im Verbrauch
Verzichten Sie bei den Lampen unbedingt auf Energiesparlampen und Leuchtstoffröhren. Diese sorgen selbst in größerer Zahl nicht für genügend Licht und bieten sich daher in keiner Form für das Winterquartier an. Zudem sind Energiesparlampen teuer in der Anschaffung. Achten Sie bei der Anschaffung einer geeigneten Lampe auf das Spektrum, das dem Tageslicht ähneln sollte. In Kelvin entspricht das einem Wert von 5.300 K bis 6.500 K. Nach der Wattzahl oder den angegeben Lumen müssen Sie sich nicht orientieren, denn beim Überwintern kommt es für Tomaten nur auf das Lichtspektrum an, damit sie nicht nur einjährig wachsen muss.
Tipp: Falls Sie Ihre Tomatenpflanzen mehrjährig halten wollen, können Sie mit einem Spiegel für mehr und in vielen Fällen ausreichend Licht sorgen. Platzieren Sie diesen einfach hinter Ihren Tomaten, denn so wird das Sonnenlicht zusätzlich von der Fenster abgewandten Seite zur Verfügung gestellt.
Tomaten überwintern
Tomatenpflanzen lassen sich sowohl in der Wohnung als auch im Gewächshaus überwintern. Wir zeigen Ihnen, wie Sie in beiden Fällen richtig vorgehen.
In der Wohnung
Sobald Sie sich für eine Lampe entschieden haben oder ausreichend Sonnenlicht zur Verfügung haben, je südlicher Sie wohnen, desto besser können Sie mit den Vorbereitungen für den Winter beginnen. Am besten eignen sich für das Überwintern in der Wohnung oder auf der Fensterbank Stecklinge, da Sie dadurch im Folgejahr mehr Pflanzen als im Vorjahr zur Verfügung haben und weil die Stecklinge nicht ganz so viel Licht, wie bereits ausgewachsene Exemplare benötigen.
Gehen Sie dabei wie folgt vor:
- Trennen Sie im August Stecklinge von den Tomatenpflanzen in einer Länge von acht bis zehn Zentimeter ab. Den unteren Teil der Stecklinge müssen Sie anschließend entlauben.
- Nun werden die Stecklinge jeweils in ein dunkles mit Wasser gefülltes Glas gestellt.
- Warten Sie solange, bis die Stecklinge Wurzeln ausbilden und pflanzen Sie diese in einen Topf oder Kübel ein, der mit für Tomaten günstigem, frischem Substrat gefüllt ist.
- Nun platzieren Sie die Tomaten auf der Fensterbank oder einem anderen geeigneten Platz und kümmern Sie sich wie gehabt um die Tomaten. Alternativ können Sie die Gewächse auf einen Drehteller stellen, damit alle Seiten mit Tageslicht beschienen werden.
Ebenso können Sie versuchen, adulte Pflanzen durch den Winter zu bekommen:
- holen Sie die Pflanzen im Spätsommer oder Frühherbst ins Haus
- besprühen Sie die Tomatenpflanzen mit Neemöl, um Schädlingen vorzubeugen
- nutzen Sie den Platz mit dem meisten Licht
- Geiztriebe nicht entfernen
- helfen bei Lichtaufnahme
- Erde muss über gesamte kalte Jahreszeit feucht, aber nicht nass sein
- nur wenig düngen
- regelmäßig auf Schädlinge kontrollieren
Im Gewächshaus
Das Gewächshaus ist ein ideales Winterquartier. Dieses nutzen Sie für die Tomaten während der Winterzeit auf die folgende Art:
- ausschließlich gesunde Exemplare ins Gewächshaus bringen
- über Winterzeit können Krankheiten und Schädlinge Tomatenpflanzen stark zusetzen
- wählen Sie auch hier den Platz mit dem meisten Licht aus oder helfen Sie mit Leuchten nach
- Temperatur muss zwischen 22 und 24 °C liegen
- Wasser- und Düngezugaben verringern
- Gewächse so oft wie möglich auf Krankheiten oder Schädlinge kontrollieren
Wundern Sie sich nicht, aber über die Winterzeit bleichen die Blätter der Tomate stark aus, doch können die Früchte an sich weiter ausreifen. Im Frühling erholt sich das Gewächs wieder.
Tipp: Wenn Sie sich für das Überwintern im Gewächshaus entscheiden, sollten Sie dieses vor dem Winter unbedingt auf mögliche Schwachstellen oder Beschädigungen prüfen. Sie sollten das Gewächshaus isolieren, die Scheiben putzen um mehr Licht reinzulassen und Risse oder Löcher schließen, damit ausreichend Wärme im Gewächshaus verbleibt.
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