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Wie giftig ist die Traubenkirsche? Gefahren für Kinder und Haustiere

Sind Traubenkirschen giftig?

Die Gewöhnliche Traubenkirsche (bot. Prunus padus) ist ein in Europa sowie im nördlichen Asien weit verbreiteter Laubbaum bzw. großer Strauch. In Deutschland ist die Art vor allem in den Bruch- und Auwäldern Niedersachsens und Sachses verbreitet, wird jedoch auch gern zur Bodenbefestigung an Böschungen oder in naturnahen Obstgärten angepflanzt. Allerdings gilt das bei Vögeln sehr beliebte Wildobst als leicht giftig, die nah verwandte spätblühende Traubenkirsche (bot. Prunus serotina) sogar als gefährlich.

Video-Tipp

Ist die Traubenkirsche giftig?

Die zwischen April und Mai erscheinenden, weißen Blüten der auch als Sumpf- oder Ahlkirsche bezeichneten Traubenkirsche locken zahlreiche Insekten an. Vor allem für verschiedene Bienen- und Fliegenarten ist das einheimische Gehölz ein wichtiger Futterbaum. Holz und Rinde der Traubenkirsche hingegen enthalten giftige Blausäureglycoside, die sich in Kontakt mit Wasser zu Blausäure und Bittermandelöl zersetzen und daher stark riechen.

Da die hölzernen Bestandteile der Pflanze sehr bitter schmecken, wird sie kaum von Wildtieren verbissen. Ebenfalls giftig sind die Samen, die – ähnlich den Kernen der verwandten Aprikose (bot. Prunus armeniaca) – auch Blausäure enthalten und somit nicht verzehrt werden sollten. Allerdings enthält die Gemeine Traubenkirsche nur geringe Mengen der genannten Giftstoffe, so dass erste Vergiftungen nicht zu befürchten sind – zumal alle Pflanzenteile bitter schmecken und die Samenkerne so groß sind, dass ein versehentliches Verschlucken selten ist.

Sorten

Früchte der Traubenkirsche

Anders sieht es bei der neophytischen Spätblühenden oder auch Amerikanischen Traubenkirsche (bot. Prunus serotina) aus, die deutlich mehr Giftstoffe als die einheimische Traubenkirschen-Art enthält. Alle Pflanzenteile – mit Ausnahme des reifen Fruchtfleisches – enthalten das cyanogene Glykosid Prunasin, welches in Verbindung mit Wasser hochgiftige Blausäure abspaltet.

Sehr hoch ist der Giftgehalt in den Samen sowie in der Rinde, weshalb der Verzehr giftiger Pflanzenteile sowie unreifer Früchte zu Vergiftungserscheinungen führen kann – bis hin zu Atem- und Herzstillstand, sollten etwa sehr große Mengen verzehrt werden. Dies allerdings gilt als unwahrscheinlich, da sämtliche Pflanzenteile einschließlich der reifen Früchte sehr sauer bis bitter schmecken – letztere fallen vor allem durch einen unangenehmen Nachgeschmack auf, auch wenn sie zunächst fruchtig süß erscheinen.

So unterscheiden Sie die beiden Traubenkirschen-Arten:

  • Prunus serotina blüht deutlich später zwischen Mai und Juni
  • einheimische Art hat weiche, hellgrüne Blätter
  • die des amerikanischen Neophyts sind dunkelgrün mit glänzender Oberfläche
  • außerdem ist das Blatt an der Unterseite entlang des Hauptnervs behaart

Hinweis:

Im Gegensatz zu Prunus padus, welches ein wertvolles Insekten- und Vogelschutzgehölz ist, verursacht Prunus serotina in der heimischen Flora etliche Probleme und wird daher bekämpft. Eines der Hauptprobleme besteht darin, dass die stark wüchsige und sich in den Wäldern schnell ausbreitende Pflanze langsamer wachsende Laubbäume wie Eiche, Buche etc. am Wachstum hindert und daher ihre natürliche Erneuerung hemmt.

Kinder & Tiere

Von der Gemeinen Sumpfkirsche gehen weder für Kinder noch für Haustiere besonders große Gefahren aus. Das liegt einerseits an dem allgemein niedrigen giftigen Bestandteilen der Pflanze, andererseits aber auch an dem unangenehmen Geschmack aller Pflanzenteile. Das bittere, säuerliche Aroma selbst des reifen Fruchtfleisches verlockt Kinder und Haustiere nach einmaligem Probieren selten dazu, sich nochmals eine Blüte oder Beere in den Mund zu stecken bzw. die Rinde des Baumes anzuknabbern. Aus Gründen der Vorsicht sollten Eltern vor allem bei Aufenthalten in der freien Natur folgende Schutzmaßnahmen ergreifen:

  • keine Beeren oder andere Pflanzenteile von unbekannten Gewächse essen
  • dies auch den Kindern verdeutlichen
  • auf Verwechslungsgefahren hinweisen
  • bei Spaziergängen / Wanderungen ein Bestimmungsbuch mit sich führen
  • auf Kleinkinder besonders achten

Essbarkeit

Das Fruchtfleisch der einheimischen Traubenkirsche ist essbar, sofern der als giftig eingestufte Samenkern sorgfältig entfernt wird. Da das Wildobst im rohen Zustand nicht besonders schmackhaft ist, wird es traditionell zu

  • Marmelade oder Konfitüre
  • Gelee
  • Saft
  • oder Likör

verarbeitet. Von einer Verwendung der Blüten oder Blätter sollten Sie dagegen wegen des Giftgehaltes absehen, ebenso wie von einer von manchen „Wildkräuter-Experten“ empfohlenen Nutzung der Rinde als Tee bzw. Aufguss. Mit Ausnahme des reifen Fruchtfleisches enthalten alle Pflanzenteile, davon vor allem die Samenkerne und die Rinde der Sumpfkirsche, Giftstoffe.

Hinweis:

In früheren Zeiten fand die Rinde Anwendung in der Volksmedizin, hauptsächlich in Form eines Aufgusses, der gegen Krankheiten wie Gicht oder Rheuma helfen sollte. Heute noch nutzt die Homöopathie das Rindenextrakt gegen Herz- und Magenbeschwerden sowie bei Kopfschmerzen. Allerdings konnten entsprechende Wirkungen durch wissenschaftliche Methoden nicht bestätigt werden, so dass Sie bei Bedarf auf nachweislich wirksame Heilpflanzen oder Medikamente zurückgreifen sollten.

Symptome

Traubenkirsche, Prunus padus

Aufgrund ihrer Körpergröße und ihres niedrigen Gewichts vergiften sich Kleinkinder und Haustiere schneller an den giftigen Bestandteilen der Traubenkirsche – etwa, wenn das Kleinkind ein paar Beeren genascht hat. Daher treten Vergiftungserscheinungen schneller auf als etwa bei Erwachsenen, bei denen dieselben eher unwahrscheinlich sind. Dabei sind die typischen Symptome sehr unspezifisch und können auch auf andere Erkrankungen oder eine Vergiftung durch eine andere Pflanze (nachdem das Kind etwa im Garten gespielt und dort von verschiedenen Pflanzen probiert hat) zurückzuführen sein. Mögliche Hinweise auf eine Vergiftung durch die Traubenkirsche sind etwa:

  • Übelkeit
  • Erbrechen und /oder Durchfall
  • vermehrter Speichelfluss
  • Zittern
  • Kopfschmerzen
  • verstärktes Schwitzen
  • Schwindel (selten bis hin zur Ohnmacht)

Beachten Sie bitte, dass nicht alle Symptome gleichzeitig auftreten müssen. Manchmal zeigen sich eventuelle Probleme auch durch lediglich ein oder zwei Anzeichen.

Erste Hilfe

Sollte Ihr Kind oder Haustier sich nach dem Verzehr von Bestandteilen der Traubenkirsche unwohl fühlen und / oder eines oder mehrere der aufgeführten Symptome zeigen, dann sollten Sie wie folgt handeln:

  • viel trinken lassen, um das Gift im Körper zu verdünnen
  • stilles Wasser (ohne Kohlensäure) sowie Tee eignen sich
  • keine Milch!
  • kein Erbrechen herbeiführen
  • bei Erbrechen darauf achten, dass der Betroffene nicht erstickt
  • Kohletabletten verabreichen (binden Giftstoffe)
  • Kinder- oder Hausarzt bzw. Tierarzt aufsuchen

Sinnvoll ist bei Menschen zudem, die Giftnotrufzentrale zu kontaktieren. Die Telefonnummern des Giftnotrufs unterscheiden sich je nach Stadt /Kommune und Bundesland, weshalb Sie die für Ihre Region korrekte Nummer stets griffbereit aufbewahren sollten.

Hinweis:

Bitte beachten Sie, dass dieser Beitrag keinesfalls einen Arztbesuch ersetzt. Es besteht keine Gewährleistung auf Richtigkeit medizinischer Aussagen.

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