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Vegetative Vermehrung: Definition + Vor- und Nachteile der Fortpflanzung

Vegetative Vermehrung

Bei der vegetativen Vermehrung von Pflanzen handelt es sich um die ungeschlechtliche Fortpflanzung. Das heißt, für die Vermehrung werden keine Samen verwendet, sondern Teile der Mutterpflanze. In der Folge entstehen genetisch identische Nachkommen der Mutterpflanze, die oft auch als Klone bezeichnet werden.

Video-Tipp

Vegetative Vermehrung

Bei dieser Art der Fortpflanzung gibt es, je nach Pflanzenart, verschiedene Möglichkeiten. Die häufigsten Methoden zur vegetativen Vermehrung sind:

  • Teilung
  • Kopf- und Teilstecklinge
  • Kopf- und Teilsteckhölzer
  • Blattsteckling
  • Rissling
  • Wurzelschnittling
  • Absenker
  • Ableger
  • Ausläufer
  • Tochterzwiebeln
  • Tochterknollen
  • Blattstecklinge
  • Kindel
Tulpen-Zwiebeln
Tulpen-Zwiebeln

Teilung

Eine Teilung erfolgt bei horstig wachsenden Pflanzen. Sie werden geschnitten, auseinandergestochen oder auseinandergebrochen. Wichtig ist, dass jeder Teil genügend Wurzel- und Sprossmasse hat. Am besten wird eine Teilung in Zeiten der Vegetationsruhe durchgeführt. Beispiele für Pflanzen, bei welchen eine Teilung durchgeführt werden kann, sind folgende:

Schnittlauch teilen
Auch Schnittlauch lässt sich durch Teilung vermehren.

Kopf- und Teilstecklinge

Kopf- und Teilstecklinge zur Fortpflanzung werden während der Vegetationszeit genommen. Bei dieser Form der vegetativen Vermehrung werden kräftige, junge Pflanzenteile abgeschnitten. Jeder Kopfsteckling sollte nach dem Abschneiden mindestens zwei Knotenpunkte (Nodien) haben. Zudem sollte er am oberen Ende ein ausgereiftes Laubblatt haben. Der untere Knotenpunkt sollte ca. einen halben Zentimeter oberhalb des unteren Endes des Stecklings liegen.

Für die Fortpflanzung wird der Kopfsteckling in ein ausgestochenes Loch in die Erde gesteckt. Stecken Sie den Steckling so tief in die Erde, dass der Knotenpunkt mit dem Blatt aus der Erde herausragt. Danach die Erde seitlich andrücken und den Steckling angießen. Beginnt er auszutreiben, ist der Steckling angewurzelt und kann nach einiger Zeit, wenn er kräftig gewachsen ist, umgesetzt werden.

Tipp:

Umhüllen Sie den Steckling als Starthilfe mit einem lichtdurchlässigen Verdunstungsschutz, damit er nicht austrocknet. Sobald der Steckling angewurzelt ist, kann der Verdunstungsschutz nach und nach entfernt werden.

Diese Pflanzen können über dieser Art der vegetativen Vermehrung fortgepflanzt werden:

  • Stevia
  • Minze
  • Gummibaum
  • Tomate
Tomatensteckling
Tomatensteckling

Kopf- und Teilsteckhölzer

Steckhölzer sind einjährige, verholzte Triebteile. Die möglichst kräftigen Triebe werden während der Vegetationsruhe geschnitten. Im Unterschied zu Stecklingen haben sie kein Laubblatt. Idealerweise sind Steckhölzer zwischen zehn und zwanzig Zentimeter lang und werden dicht unter einem Knotenpunkt geschnitten.

Zum Überwintern werden sie in feuchtes Papier oder Sand gelegt. Sind keine Bodenfröste mehr zu erwarten, werden die Steckhölzer frisch angeschnitten und in Wuchsrichtung in ein Loch im Boden gesteckt. Der oberste Knoten muss dabei aus dem Boden ragen. Danach wird die Erde angedrückt und angegossen.

Tipp:

Da Kopf- und Teilsteckhölzer kein Laubblatt haben, entwickeln sie sich langsamer als Stecklinge, brauchen aber dafür keinen Verdunstungsschutz.

Blattsteckling

Von einem Blattsteckling wird gesprochen, wenn ein Blatt (oder Blätter) mit oder ohne Stiel in die Erde gesteckt wird. Die neuen Pflanzen wachsen dann am Blattansatz.

Rissling

Risslinge werden von der Mutterpflanze abgerissen. Dabei werden die einjährigen Triebe so gerissen, dass noch einige Zellen vom alten Trieb haften bleiben. Entstehen dabei „Rindenfähnchen“ können Sie diese auf ungefähr einen Zentimeter einkürzen. Risslinge können belaubt oder unbelaubt sein. Wichtig ist, dass sie sofort in die Erde gesteckt werden.

Tipp:

Stecken Sie Risslinge immer in ein etwas größeres Loch, damit die Zellen des alten Triebs beim Einstecken nicht abgestreift werden.

Beispiele hierfür sind die folgend Aufgeführten:

  • Eiben
  • Fuchsien
  • Rosen
Fuchsie, Fuchsia
Fuchsie, Fuchsia

Wurzelschnittling

Ein Wurzelschnittling ist ein Stück junge, kräftige Wurzel, die von der Mutterpflanze ohne Spross geschnitten wird. Das Wurzelstück sollte eine Länge von ca. zehn Zentimetern haben. Nach dem Schneiden wird der Schnittling in lockere Erde gelegt oder gesteckt. Anschließend wird die Erde angedrückt und angegossen. Treibt der Wurzelschnittling an mehreren Stellen aus, kann die Nachkommen geteilt werden.

Tipp:

Schneiden Sie das Wurzelstück am besten während der Vegetationsruhe ab und lassen Sie es an einem wärmeren Ort anwachsen.

Diese Form der vegetativen Vermehrung funktioniert besonders gut bei:

  • Pusteblume (Taraxacum)
  • Himbeeren
  • Brombeeren
Himbeeren im Garten
Himbeeren im Garten

Absenker

Beim Absenken wird ein bodennaher Ast auf den Boden gebogen und in der Erde versenkt. Wichtig ist, dass die Triebspitze des Astes aus dem Bodenherausschaut, und der Ast an der Stelle der Versenkung ein schlafendes Auge hat. Damit der Ast auch am Boden bleibt, wird er mit einem Stein oder einer Astgabel am Boden fixiert. Danach wird er mit Erde bedeckt und angegossen. Die Wurzelbildung erfolgt innerhalb einer Vegetationsperiode. Haben sich Wurzeln gebildet kann der Absenker mit Wurzeln und Triebspitze von der Mutterpflanze abgetrennt und umgesetzt werden. Beispiele für Gartenpflanzen, die sich über Absenker vermehren lassen, sind:

  • Johannisbeeren
  • Himbeeren
Johannisbeeren im Garten
Johannisbeeren im Garten

Ableger

Beim Ableger wird wie beim Absenker ein bodennaher Ast am Boden verankert. Haben sich neue, senkrechte Triebe gebildet, wird der Ast mit Erde bedeckt, so dass nur mehr die jungen Triebe aus der Erde herausragen. Danach wird kräftig angegossen.

Tipp:

Wenn Sie den Ast in einen kleinen Graben legen, dann verläuft sich das Wasser beim Angießen nicht so leicht.

Bis zum Ende der Vegetationsperiode erfolgt die Wurzelbildung der Jungtriebe. Allerdings sollten Sie diese erst nach dem Winter von der Mutterpflanze trennen, damit sie während der kalten Jahreszeit noch von der Mutterpflanze mitversorgt werden. Diese Form der vegetativen Vermehrung kommt im Garten häufig bei Beerensträuchern zum Einsatz:

  • Himbeeren
  • Brombeeren
  • Johannisbeeren
Brombeeren im Garten
Brombeeren im Garten

Daneben findet sie außerdem bei diesen beliebten Zimmerpflanzen Anwendung:

Ausläufer

Von einem Ausläufer wird gesprochen, wenn die Pflanze einen Trieb bildet, an dem sich Jungpflanzen entwickeln. Sie werden anfangs von der Mutterpflanze versorgt, können sich aber, je nach Pflanze, mit der Zeit selbst versorgen. Haben sich viele Jungpflanzen gebildet, sollten Sie für die Vermehrung nur die kräftigsten verwenden. Beispiele dafür sind nachstehend aufgeführt:

  • Grünlilie
  • Bambus
  • Minze
  • Schafgarbe
Schafgarbe ist eine aromatische Gewürzpflanze
Schafgarbe ist eine aromatische Gewürzpflanze

Tochterzwiebeln

Tochterzwiebeln bilden sich am Wurzelboden der Mutterzwiebel. Diese kleineren Zwiebeln können entfernt werden. Sie bilden dann neue Pflanzen aus. So lassen sich beispielsweise

  • Narzissen
  • Speisezwiebeln

vermehren.

Tochterknollen

Wie bei den Tochterzwiebeln bilden sich an der Mutterknolle kleinere Knollen aus, die Sie zur Vermehrung verwenden können.

Tipp: Reine Speicherknollen können ohne ein Stück Spross nicht austreiben.

Beispiele sind diese folgend aufgeführten Vertreter:

  • Kartoffeln
  • Süßkartoffel
Süßkartoffeln im eigenen Garten züchten
Süßkartoffeln im eigenen Garten züchten

Kindel

Kindel sind Seitentriebe, die Wurzeln ohne Erdkontakt bilden. Sie können von der Mutterpflanze abgenommen werden, da sie als eigenständige Pflanzen weiterwachen, nachdem sie in die Erde gepflanzt worden sind. Sie finden sich beispielsweise häufig an:

Grünlilie mit Kindel
Grünlilie mit Kindel

Vorteile und Nachteile

Die vegetative Vermehrung ist eine Möglichkeit der Fortpflanzung, die bei vielen Pflanzen angewendet werden kann und weit mehr Vorteile als Nachteile hat. So ist das Anwachsen der Nachkommen in der Regel deutlich kürzer als bei der Vermehrung mit Samen. Auch ist die vegetative Vermehrung in der Regel viel einfacher, wie zum Beispiel mit Stecklingen. Da es sich bei den Nachkommen um Klone der Mutterpflanze handelt, bleiben die Eigenschaften der Mutter, wie Form, Farbe oder Geschmack, erhalten. Außerdem können mit vegetativer Vermehrung zumindest Nachkommen von sterbenden Pflanzen gerettet werden, wenn rechtzeitig Stecklinge genommen werden.

Tipp:

Die vegetative Form der Vermehrung ist die einzige Möglichkeit, Pflanzen zu vermehren, die hierzulande keine Blüten und Samen ausbilden.

Wo es Vorteile gibt, gibt es auch Nachteile. So bleibt die Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlinge erhalten, da das genetische Material nicht aufgefrischt wird.

Was ist zu beachten?

Damit die vegetative Vermehrung auch gelingt, sollten Sie Folgendes berücksichtigen:

scharfes Schneidwerkzeug
scharfes Schneidwerkzeug
  • nur sauberes und scharfes Schneidewerkzeug verwenden
  • auf kräftige und gesunde Mutterpflanzen achten (Ausnahme: Rettung sterbender Pflanzen)
  • keine mit Krankheitserregern oder mit Schädlingen infizierte Erde für die Nachkommen verwenden
Autor
Mirko ist zwar studierter Anglist, beherrscht aber auch die Sprache der Pflanzen perfekt. Er wuchs quasi im Schrebergarten seiner Großeltern auf und verbringt den Großteil seiner Freizeit in der Natur, wenn er nicht gerade schreibt.
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