Nach der Blüte: darf man verblühte Tulpen schneiden?
Am Ende ihrer Blütezeit bereiten Tulpen dem Hobbygärtner Kopfzerbrechen. Zu Recht steht die Frage im Raum: darf man verblühte Tulpen so einfach abschneiden? Wer voreilig zur Schere greift, unterbindet einen lebenswichtigen Prozess, der bereits jetzt den nächsten Blütenzauber sicherstellt. Diese Anleitung erläutert detailliert, wie Sie die Pflege nach der Blüte sachkundig verrichten. Welche Optionen für den richtigen Umgang mit abgeblühten Tulpenzwiebeln bestehen, erfahren Sie hier.
Inhaltsverzeichnis
Warum verblühte Tulpen schneiden?
Tulpen gedeihen als ausdauernde Pflanzen, deren Blütenstiele und Blätter sich aus Zwiebeln als Überdauerungsorgan erheben. In jeder Tulpenzwiebel ruht die Lebenskraft für viele Jahre in prachtvoller Blütenschönheit. Wäre da nicht das Bestreben der Pflanze, sich mithilfe von Samen in möglichst großer Anzahl zu vermehren. Um die Samen nach der Blüte hervorzubringen, investiert eine Tulpe viel Kraft, die für die nächste Blütezeit dann fehlt.
An dieser Stelle gehen die Pläne des Gärtners und seiner Tulpe auseinander. Im Ziergarten liegt der Fokus auf einer verschwenderischen Tulpenblüte und weniger auf einer Vermehrung durch Selbstaussaat. Somit nimmt der Rückschnitt verwelkter Tulpen eine Schlüsselfunktion innerhalb der sachkundigen Pflege ein.
Mehr über die Tulpen-Pflege
Verwelkte Tulpen abschneiden
Der ideale Rückschnitt einer Tulpe verfolgt zwei Ziele. Einerseits wird das unerwünschte, kräftezehrende Samenwachstum unterbunden, andererseits sollen die verbliebenen Nährstoffe der Blätter nicht verloren gehen. Daher plädieren Experten dafür, eine verblühte Tulpe in 2 Etappen zu schneiden.
So machen Sie es richtig:
- den Hauptschaft so anschneiden, dass die verwelkte Blüte entfernt wird
- alle grünen Pflanzenteile in dieser Phase im Beet belassen
- Blätter und Stängel erst dann bodennah schneiden, wenn sie vollständig vergilbt sind
Diese Vorgehensweise stellt sicher, dass die wertvollen Nährstoffe in die Tulpenzwiebel verlagert werden. Hieraus werden Reserven gebildet, von denen die Blüte im nächsten Frühling profitiert. Diese Umschichtung der Nährstoffe nimmt eine längere Zeit in Anspruch und sollte nicht vorzeitig unterbrochen werden. Daher sollte ein Rasen erst dann zum ersten Mal gemäht werden, wenn das Laub restlos eingezogen und abgestorben ist.
Spätes Abschneiden ist Risiko
Während ein verfrühter Schnitt wichtige Nährstoffreserven vernichtet, drohen bei einem zu späten Termin Fäulnis, Krankheiten und Schädlingsbefall. An diesen Symptomen erkennen Sie den perfekten Zeitpunkt, um die eingezogenen Tulpenblätter zu entfernen.
Bester Zeitpunkt für die Entfernung der Tulpenblätter:
- das vergilbte Laub hat keine grünen Stellen mehr
- die während der Blütezeit festen Blätter weichen zusehends auf
- das Tulpenlaub neigt sich nach und nach zu Boden
Zögern Sie den Schnitt bitte nicht hinaus, bis sich die Blätter auszupfen lassen. Stößt eine Tulpenzwiebel ihre oberirdischen Pflanzenteile ab, ist der Prozess der Einlagerung von Nährstoffen abgeschlossen. Die daraufhin aufgeweichten Blätter ziehen Schädlinge und Krankheitserreger magisch an.
Pflege nach Blütezeit
Am Ende der Blütezeit ist die Wachstumsphase einer Tulpe noch lange nicht beendet. Unter der Erde laufen jetzt die Vorbereitungen für die nächste Saison auf Hochtouren. Indem Sie einen Hauptschaft anschneiden, um das Wachstum der Kapselfrüchte zu verhindern, konzentriert sich die Tulpenzwiebel nunmehr um ihren Fortbestand. Mit der folgenden Pflege nach der Blüte unterstützen Sie den emsigen Frühlingsboten in seinen Bemühungen:
- ab Mitte/Ende Mai düngen mit gesiebtem Kompost, Guanogranulat oder Hornspänen
- im Blumenkasten und Kübel einen Flüssigdünger verabreichen
- bis die eingezogenen Blätter geschnitten werden, weiterhin gießen bei angetrockneter Erde
Haben Sie alle Pflanzenteile bodennah abgeschnitten, deckt das natürliche Regenaufkommen den geringen Wasserbedarf während des Sommers ab.
Tulpenzwiebeln lagern
Eine Tulpenzwiebel neigt dazu, sich stetig tiefer in die Erde zu bohren, bis sie auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Um diesem Vorgang entgegenzuwirken, empfehlen wir die Rückbesinnung auf eine traditionelle Form der Übersommerung einer Tulpenzwiebel. Dabei verweilen die Blumenzwiebeln nicht im Boden, sondern werden ausgegraben und bis zum Herbst gelagert.
So geht es:
- im Mai/Juni schrittweise alles Verblühte und die eingezogenen Blätter abschneiden
- daraufhin jede Tulpenzwiebel mit der Grabegabel aus dem Boden heben
- die abgestorbenen Wurzeln abschneiden mit einer scharfen, desinfizierten Schere
- mit einem Pinsel die Zwiebeln säubern und nicht mit Wasser waschen
Die sauberen Tulpenzwiebeln verbringen Sie in den kühlen, dunklen Keller und schlagen sie ein in Torfmull, Sand oder Zeitungspapier. Beschädigte oder mit braunen Flecken übersäte Exemplare sortieren Sie bitte aus, denn hier bestehen keine Aussichten auf eine unbeschadete Übersommerung. Bis im Herbst die Pflanzzeit beginnt, kontrollieren Sie die Zwiebeln regelmäßig auf Krankheiten und Schädlinge.
Achtung: Tulpen sind giftig
In allen Tulpenarten ist der Giftstoff Tulipanin enthalten. Dieses Toxin übt auf die menschliche Physiologie sowohl innerlich als auch äußerlich die folgenden, schädlichen Wirkungen aus.
Hautkontakt
- Reizungen, Ekzeme, Entzündungen sowie aufgerissene Hautstellen (Tulpendermatitis)
Verzehr mehrerer Zwiebeln
- Magenkrämpfe, Erbrechen, Kreislaufstörungen bis hin zum Atemstillstand
Da die Pflege nach der Blüte verbunden ist mit häufigem Kontakt zum Tulipanin-haltigen Pflanzensaft, empfehlen wir das Tragen von Handschuhen und langärmeliger Kleidung. Fernerhin ist zu bedenken, dass es häufig zu Verwechslungen von Tulpen- und Speisezwiebeln kommt.
Sofern Sie die Blumenzwiebeln im Keller übersommern, achten Sie bitte auf eine getrennte Lagerung beider Zwiebelarten. Da das Toxin auch auf Tiere eine schädliche Wirkung ausübt, entsorgen Sie das Schnittgut sowie aussortierte Tulpenzwiebeln nicht auf dem Kompost, Vieh- oder Pferdeweiden.