Darf man Vögel mit Brot füttern? Das rät die Expertin
Ein Highlight als Kind: Vögel auf dem Teich mit Brot füttern. Doch ist das überhaupt gut für die Tiere? Wir haben Luise Schenk, engagierte Naturschützerin im NABU Burgstädt e.V. (Sachsen), in einem Interview zum Thema befragt.
Auf den Punkt gebracht
- Brot ist keine geeignete Nahrung
- enthaltenes Salz entzieht Tieren Flüssigkeit
- Brot quillt auf und verhindert Wasseraufnahme
- ideales Futter: Sämereien und Mischungen mit getrockneten Insekten
Inhaltsverzeichnis
- Unsere Expertin
- Darf man Vögel mit Brot füttern und warum?
- Woher kommt der Irrglaube?
- Was sind geeignete Alternativen?
- Wann sollte man Vögel mit zusätzlichem Futter unterstützen?
- Wie steht es um den Vogelbestand und deren Gesundheit im Jahr 2020?
- Was kann jede/r Einzelne tun, um heimische Vögel zu schützen?
- Welche Rolle spielt der NABU beim Vogelschutz?
- Häufig gestellte Fragen
Unsere Expertin
Als zukünftige Vereins-Chefin der NABU-Regionalgruppe in Burgstädt kümmert sich Luise Schenk schon jetzt neben ihrem Studium ehrenamtlich um die Naturschutzstation Herrenhaide. Mit vielen ehrenamtlichen Engagierten setzt Sie sich hier aktiv für den Naturschutz in der Region ein. Dabei werden die Arbeit und die Anliegen des NABU unter anderem in regelmäßigen, interessanten Veranstaltungen den Menschen näher gebracht.
Darf man Vögel mit Brot füttern und warum?
Luise Schenk: „Nein, Brot ist für die Fütterung von Vögeln nicht geeignet. Man sollte sich vor Augen halten, dass die natürliche Nahrung weder gekocht, gesalzt oder gewürzt ist und der Organismus nicht darauf eingestellt ist. Besonders das enthaltene Salz und Backmittel ist nicht gut für die Tiere. Zudem quillt das trockene Brot in den Mägen auf, verklumpt und verhindert die weitere Aufnahme von Wasser und führt letztendlich zum Tod. In Futterhäusern zieht es zudem Nager an und und setzt bei Feuchtigkeit schnell Schimmel an.“
Woher kommt der Irrglaube?
Luise Schenk: „Woher der Irrglaube kommt ist uns nicht klar. Allerdings kann man sagen, dass das Füttern der Vögel mit Brot meist aus Tierliebe geschieht. Jung und Alt füttern gern die possierlichen Tierchen, die für ein Stückchen Brot oder Brötchen sogar ganz nah heran kommen. Die Folgen dieser Handlung werden häufig nicht beobachtet und somit auch das Fehlverhalten nicht erkannt.“
Was sind geeignete Alternativen?
Luise Schenk: „Sämereien wie Sonnenblumenkerne, Hanf, Mohn, Leinsamen, Hirse, Weizen, auch in Verbindung mit Fett, wie in Meisenknödeln sind die beste Wahl. Der Handel hält hier viele geeignete Angebote bereit. Mittlerweile kann man auch Futtermischungen mit getrockneten Insekten (z.B. Mehlwürmer, Grillen, Seidenraupen etc.) kaufen. Diese eignen sich auch sehr gut als Ganzjahresfütterung. Ein angeschnittener Apfel wird gern von Drosseln angenommen. Nicht vernachlässigen sollte man in gewissen Abständen die Reinigung des Futtertisches von Kot, um Seuchen auszuschließen.“
Wann sollte man Vögel mit zusätzlichem Futter unterstützen?
Luise Schenk: „Besonders bei extremen Witterungsverhältnissen mit Glatteis und hoher Schneelage ist die Fütterung wichtig. In zunehmender Not befinden sich unsere gefiederten Sänger in der übrigen Jahreszeit. Blaumeise, Kohlmeise, Rotkehlchen, Kleiber und Co. sind ausgesprochene Weichfresser und auf Insekten angewiesen. Die Verfügbarkeit nimmt seit Jahren ständig durch das Wirken des Menschen ab. Besonders in der kräftezehrenden Brut- und Aufzuchtzeit benötigen sie daher zusätzliches proteinhaltiges Futter.“
Wie steht es um den Vogelbestand und deren Gesundheit im Jahr 2020?
Luise Schenk: „Ausgehend vom Nationalen Vogelschutzbericht, welcher alle sechs Jahre von der Bundesregierung an die EU-Kommission übermittelt wird, steht es zunehmend schlecht um unsere heimische Vogelwelt. Besonders die Bestände von Kiebitz, Feldlerche, Turteltaube und anderen Vogelarten der Agrarlandschaften sind weiter zurückgegangen. Es gibt aber nicht nur Schattenseiten. An einigen Stellen kann man sehen, dass der Naturschutz Erfolg hatte. Schwarzstorch, Seeadler und Kranich konnten erfolgreich vermehrt werden. Auch die Gesamtzahl der Brutvögel in Deutschland blieb relativ konstant. Wald- und Siedlungsvögel sind teilweise sogar angestiegen. Solche positiven Nachrichten sind der Ansporn im Naturschutz weiter zu machen, um bedrohte Vogelarten zu fördern und zu schützen.“
Was kann jede/r Einzelne tun, um heimische Vögel zu schützen?
Luise Schenk: „Die Sorge um unsere Vogelwelt endet nicht am Futterhaus. Nicht unbedeutend ist die Hilfe jedes/jeder Einzelnen, unsere Höhlenbrüter zu unterstützen. Durch das anbringen von Nistkästen und Halbhöhlen in Gärten, Parks oder Im Wald erhöhen wir die Brutmöglichkeit. Ein Kletterschutz an Bäumen kann Katzen, Marder, Waschbär u.a. von räuberischen Übergriffen abhalten.“
Welche Rolle spielt der NABU beim Vogelschutz?
Luise Schenk: „Wir vom NABU-Burgstädt e.V. haben es uns zur Aufgabe gemacht durch Umweltpädagogik immer wieder auf die Missstände aufmerksam zu machen. Wir haben leidenschaftliche ehrenamtliche Helfer*innen die sich aus eigenem Antrieb in der Ornithologie spezialisiert haben. Mit ihnen konnten wir in und um das Gelände der Naturschutzstation Herrenhaide viele verschiedene Vogelhäuser und Futterstellen anbringen und pflegen. Auch Themenbezogene Veranstaltungen werden innerhalb der Station abgehalten. Zusammen mit Jung und Alt nehmen wir an Vogelzählungen wie zum Beispiel der “Stunde der Wintervögel” teil. Hierbei versuchen wir auch Artenkenntnisse zu vermitteln, denn: Was man nicht kennt, das schützt man nicht! Derzeit betreuen wir eine Erneuerung eines Storchennestes in Altmittweida.“
Weitere Tipps für die Fütterung von Vögeln
Häufig gestellte Fragen
Nein, Brot ist für die Fütterung von Vögeln nicht geeignet. Man sollte sich vor Augen halten, dass die natürliche Nahrung weder gekocht, gesalzt oder gewürzt ist und der Organismus nicht darauf eingestellt ist. Besonders das enthaltene Salz und Backmittel ist nicht gut für die Tiere. Zudem quillt das trockene Brot in den Mägen auf, verklumpt und verhindert die weitere Aufnahme von Wasser und führt letztendlich zum Tod.
Sämereien wie Sonnenblumenkerne, Hanf, Mohn, Leinsamen, Hirse, Weizen, auch in Verbindung mit Fett, wie in Meisenknödeln sind die beste Wahl. Der Handel hält hier viele geeignete Angebote bereit. Mittlerweile kann man auch Futtermischungen mit getrockneten Insekten (z.B. Mehlwürmer, Grillen, Seidenraupen etc.) kaufen. Diese eignen sich auch sehr gut als Ganzjahresfütterung. Ein angeschnittener Apfel wird gern von Drosseln angenommen.
Besonders bei extremen Witterungsverhältnissen mit Glatteis und hoher Schneelage ist die Fütterung wichtig. In zunehmender Not befinden sich unsere gefiederten Sänger in der übrigen Jahreszeit. Kohlmeise, Blaumeise, Rotkehlchen, Kleiber und Co. sind ausgesprochene Weichfresser und auf Insekten angewiesen. Die Verfügbarkeit nimmt seit Jahren ständig durch das Wirken des Menschen ab. Besonders in der kräftezehrenden Brut- und Aufzuchtzeit benötigen sie daher zusätzliches proteinhaltiges Futter.