Walnussbaum selber aus einer Nuss ziehen: Anleitung in 8 Schritten
Sie interessieren sich dafür, einen Walnussbaum aus einer einzelnen Walnuss zu ziehen? Dieses Vorhaben bereitet sehr viel Freude, wenn der Keimling endlich aus der Nuss austreibt und Sie diesen nach einiger Zeit an den angestammten Platz in den Garten pflanzen können. Wichtig bei der Vermehrung über die Walnüsse selbst und nicht Stecklinge sind die Auswahl der Nüsse, der passende Standort und eine detaillierte Anleitung.
Inhaltsverzeichnis
Standort
Bevor Sie einen Walnussbaum überhaupt in Betracht ziehen können, müssen Sie sich über den Platzbedarf des Baumes im Klaren sein. Juglans regia erreicht problemlos in wenigen Jahren eine Höhe zwischen 20 und 30 Metern mit einem Durchmesser der Krone von etwa 15 Metern oder mehr. Sie können sich vorstellen, dass solch ein Baum nicht in jeden Garten passt. Vor allem wenn Sie vorhaben, mehrere Exemplare zu ziehen, sollten Sie unbedingt ausreichend Platz zur Verfügung haben. Grund ist hierfür das Wurzelsystem:
- junger Baum: mindestens ein Meter tief reichende Pfahlwurzel
- im Alter: wird zum Flachwurzler mit etwa 15 Meter Durchmesser
Walnüsse sind Herzwurzler. Zu Beginn verankern sie sich mit ihrer Pfahlwurzel im Boden und mit den Jahrzehnten breiten sie sich über Flachwurzeln aus. Der Baum benötigt demnach nicht nur Platz oben, sondern ebenfalls im Boden. Halten Sie aus diesem Grund unbedingt einen Abstand von fünf bis zehn Metern zum nächsten Gebäude, Gehwegen und dem Nachbargrundstück, um Probleme zu vermeiden. Ebenfalls sind Walnussbäume auf besondere Standortbedingungen angewiesen, um effektiv austreiben und wachsen zu können:
- Lichtbedarf: sonnig bis absonnig
- warm
- windgeschützt
- milde Lagen sind zu empfehlen
Da es sich bei den Gewächsen um Arten aus dem Mittelmeerraum und Asien handelt, bevorzugen die Bäume ein Klima, welches nicht dauerhaft kühl oder stark windig ist. Diese Punkte sollten Sie ebenfalls in die Suche nach einem geeigneten Standort einbinden, denn nur so laufen Sie nicht Gefahr, dass es den Bäumen später schlecht gehen wird. Besonders Standorte in Weinbaugebieten sind zu empfehlen, da diese selbst über den Winter noch recht mild bleiben.
Tipp: Aufgrund des Herzwurzelsystems ist es sehr schwer, eine Walnuss umzupflanzen, da dieser Vorgang die Wurzeln stark beschädigen kann. Das ist ein weiterer Grund, sich den Standort genau zu überlegen.
Walnuss auswählen
Ebenso wichtig wie der Standort für den Walnussbaum ist die ausgewählte Nuss. Wie bei Saatgut ist es wichtig, keimfähige Walnüsse zu wählen, da nur diese problemlos austreiben und zu einem neuen Baum führen, den Sie anschließend in Ihren Garten pflanzen können. Aus diesem Grund können Sie schon zu Beginn auf Walnüsse aus dem Supermarkt verzichten, da diese aufgrund der folgenden Punkte schon lange nicht mehr keimfähig sind:
- lange Transportwege, da häufig importiert
- lange Lagerzeiten nach der Ernte
Im Durchschnitt werden Walnüsse taub, wenn Sie etwa sechs Monate lagern und bis zu diesem Zeitpunkt nicht verwendet wurden. Zudem können sie während dieser Zeitspanne stark trocknen, was ebenfalls zu nicht keimfähigen Walnusskernen führt. Ideal sind aus diesem Grund Nüsse, die Sie frisch sammeln, sei es von Ihrem eigenen Walnussbaum, dem Exemplar des Nachbarn oder eines Stadtparks. Insgesamt benötigen Sie für einen Keimling ca. fünf oder sechs Nüsse. Führen Sie anschließend einen Schwimmtest mit den Nüssen durch:
- füllen Sie einen Behälter mit Wasser
- nun legen Sie die Nüsse ins Wasser
- schwimmende Nüsse sind taub
- auf den Boden sinkende jedoch schwer und keimfähig
Der Schwimmtest zeigt Ihnen schnell und effektiv, welche der Nüsse Sie für die Anzucht neuer Exemplare nutzen können. Natürlich sollten Sie, wenn Sie gleich mehrere Walnussbäume pflanzen wollen, eine größere Anzahl an Walnüssen ausprobieren, um die besten Nüsse für diesen Zweck auszuwählen. Mehr müssen Sie bei der Auswahl der geeigneten Nuss nicht beobachten. Lassen Sie sich aber nicht zu viel Zeit nach der Ernte, sonst sind die Nüsse nicht mehr keimfähig.
Tipp: Falls Sie ganz viel Glück haben, finden Sie keimfähige Walnüsse frisch gesammelt auf dem Wochenmarkt oder in Bioläden. Diese müssen jedoch aus der Region stammen, da sie dadurch keine langen Transportwege und somit Lagerzeit hinnehmen müssen, die ihnen die Kraft zum Keimen raubt.
Anzucht im Freiland
Die Anzucht im Freiland ist für viele Gärtner die ideale Variante, um den eigenen Garten mit einem Walnussbaum zu bereichern. Dazu kommt noch, dass die Freiland-Anzucht sehr einfach umzusetzen ist und in den meisten Fällen wenig bis keine Kosten verursacht. Der beste Zeitpunkt für diese ist direkt nach der Ernte im Herbst, also abhängig vom Klima Ihres Gartens und ab wann die Walnüsse vom Baum fallen. Ist dies der Fall, gehen Sie wie folgt vor:
Standort wählen
Das Wichtigste für den Anbau einer Walnuss ist die Bodenbeschaffenheit des Standorts. Walnüsse benötigen geeigneten Boden, um sich mit ihrer zu Beginn entwickelnden Pfahlwurzel fest verankern zu können. Nur so können sie auf Dauer die typische Höhe und Kronenbreite erreichen. Der folgende Boden ist ideal für die Bäume und die Nuss, um schnell zu keimen:
- nährstoffreich
- humos
- tiefgründig
- locker
- sandig
Böden mit hohem Lehm- oder Mergelanteilen sind hier zu empfehlen, da diese mit ausreichend Sand locker, aber tiefgründig bleiben. Zudem schadet Kalk nicht.
Walnüsse kontrollieren
Die Nuss wird vor dem Pflanzen in den Boden nicht geöffnet. Würden Sie die Walnuss öffnen und nur den Kern in die Erde stecken, würde dieser mit der Zeit verschimmeln und wäre dadurch nicht mehr keimfähig. Aus diesem Grund überprüfen Sie, ob die gewählten Walnüsse schlecht oder beschädigt sind, um diese vor Fäulnis zu bewahren.
Walnüsse einpflanzen
Nachdem Sie den Boden vorbereitet und die Walnüsse überprüft haben, können Sie diese nun in den Boden pflanzen, um aus dieser einen Walnussbaum zu ziehen. Stecken Sie diese entweder senkrecht oder waagerecht mit der spitzen Seite nach unten in den Boden. Aus der Spitze treibt der Keim der Walnuss, was bei einer falsch gepflanzten Nuss dazu führen würde, dass diese nach unten wächst und somit niemals wirklich als Keimling aus dem Boden treibt.
Pflanztiefe
Bei der Pflanztiefe sollten Sie zwischen fünf und acht Zentimeter wählen. Das sorgt für ausreichend Platz für den Dunkelkeimer, der erst eine Weile kein Sonnenlicht benötigt, bis er aus dem Boden treibt.
Pflanzabstand
Der Pflanzabstand zwischen den Kernen muss 15 bis 20 Zentimeter betragen, da schon allein die Keimlinge ausreichend Platz für die Wurzelbildung benötigen. Zudem können sich Walnüsse gegenseitig die Nährstoffe stehlen, was am Ende zu einem Nährstoffmangel führen würde. Daher unbedingt den Pflanzabstand beachten.
Ruhephase
Danach lassen Sie die Nuss einfach bis zum nächsten Frühjahr ruhen, denn Sie wird nicht innerhalb kurzer Zeit austreiben. Über den Winter zeigt sich noch nichts an der Walnuss, bis der Frühling ins Land zieht. Nun treibt die Walnuss aus und erreicht bis Herbst eine Größe von etwa 30 Zentimetern, was der ideale Zeitpunkt ist, die schwächsten Exemplare zu entfernen.
Schwache Exemplare entfernen
Aus den Walnüssen treiben mehrere Exemplare aus, von denen Sie nur die zwei oder drei Stärksten stehen lassen sollten. Die schwächeren werden einfach aus dem Boden gezogen, da diese sich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht komplett verankern konnten. Nun lassen Sie die letzten Exemplare einfach bis in den nächsten Frühling ruhen. Die jungen Pflanzen benötigen keinen Winterschutz.
Im folgenden Frühling wird nun eine junge Walnuss aus den Exemplaren ausgesucht, die am stärksten wirkt. Nur dieses wird am Ende stehen bleiben und zu einem Walnussbaum heranwachsen. Die schwächeren Bäume werden direkt am Boden mit einer scharfen, sauberen Schere entfernt. Niemals dürfen Sie diese zu diesem Zeitpunkt aus der Erde ziehen, da Sie sonst die Wurzeln der Pflanze beschädigen und dadurch das Wachstum und die Regeneration einschränken. Danach einfach wachsen lassen und entsprechend pflegen.
Pflege
Der erste Schnitt des Baums erfolgt im dritten oder vierten Standjahr, je nachdem wie intensiv das Wachstum ist. Das ist wiederum abhängig von der Bodenbeschaffenheit. Der Schnitt wird genutzt, um die Krone in Form zu bringen.
Sie müssen sich immer etwas gedulden, wenn Sie eine Walnuss im Freien ziehen. Die Nuss benötigt sehr viel Zeit über mindestens einen Winter, um austreiben zu können. Dennoch lässt sie sich problemlos pflanzen, solange die Nüsse nicht taub sind und noch keimen können. Das einzige Problem ist möglicher Mäusefraß der Walnüsse, wenn diese einen Winter im Freien aushalten müssen. Sie können die Erde um die Nüsse mit einem Maschendrahtzaun von oben, unten und den Seiten abstecken, damit die Nager nicht an diese gelangen. Diese werden nach dem Austreiben sofort entfernt.
Tipp: Wenn Sie nicht mehr als vier bis fünf Jahre auf die erste Ernte Ihres selbstgezogenen Walnussbaums warten wollen, müssen Sie diesen veredeln. Dafür benötigen Sie nur einen qualitativ hochwertigen Reiser, der sich zur Veredelung einsetzen lässt.
Anzucht im Topf
Natürlich ist eine Topfanzucht ebenso möglich und lässt sich ebenso einfach umsetzen. Der große Vorteil an der Topfanzucht ist der Schutz vor Mäusefraß und die leichtere Trennung der schwachen von den stärkeren Exemplaren. Dafür ist diese Form der Anzucht mit mehr Aufwand verbunden, da die Walnüsse mehrmals umziehen müssen. Dazu mehr in der folgenden Anleitung:
Zeitpunkt
Der geeignete Zeitpunkt für die Aufzucht im Topf ist ebenfalls der Herbst, direkt nach der Ernte. Im Herbst haben die Nüsse einfach die meiste Kraft, um mit dem Keimen zu beginnen. Der Topf muss kein Abzugsloch haben.
Pflanztopf
Bereiten Sie einen Pflanztopf vor, der Platz für fünf bis sechs Nüsse hat. Füllen Sie den Boden mit feuchtem Laub aus dem Garten und legen auf dieses die Nüsse. Kein Problem, hier können die Walnüsse ruhig direkt beieinander liegen. Zu guter Letzt füllen Sie den Topf mit herkömmlicher Gartenerde auf. Drücken Sie dieses etwas an.
Topf vergraben
Nun verschließen Sie den Topf mit Maschendrahtzaun, das schützt vor Nagetieren. Danach vergraben Sie den Topf einfach im Garten, unabhängig vom Boden. Da Sie mit Laub und Gartenerde ein geeignetes Terrain den Kältereiz der Nüsse geschaffen haben, müssen Sie hier nicht auf die Bodenbeschaffenheit achten.
Keimlinge
Im Frühling zwischen Mai und April werden sich die Keimlinge zeigen, die Sie danach ausgraben und wiederum nur die drei stärksten Exemplare wählen.
Umtopfen
Diese werden nun mit frischer Gartenerde in einen Topf gesetzt, der direkt unter die Oberfläche eingesetzt wird. Die Keimlinge müssen aus der Erde schauen. Die ideale Temperatur sollte zwischen 2°C und etwa 10°C betragen, damit die Keimlinge nicht erfrieren. Immer leicht feucht halten.
Auspflanzen
Nach den Eisheiligen werden die Keimlinge ausgegraben und entweder an den gleichen Standort oder einen anderen, geeigneten gepflanzt. Die Nuss kann ab diesem Zeitpunkt sich voll und ganz dem Wachstum verschreiben. Der Rest der Anzucht erfolgt auf die gleiche Weise wie oben bereits beschrieben.