Wassertriebe am Olivenbaum erkennen und schneiden
Der Wassertrieb am Olivenbaum unterscheidet sich optisch deutlich von einem Fruchttrieb. Für einen guten Gesundheitszustand und eine hohe Fruchtlese des Olivenbaums sollten sie in regelmäßigen Abständen abgeschnitten werden.
Auf den Punkt gebracht
- Wassertrieb ist optisch an einer helleren Farbe, keiner Rinde und einer schlanken Gestalt zu erkennen
- tragen in der Regel weder Blätter noch Früchte
- Ausbildung der Triebe resultiert aus Mangelerscheinung von Olea europaea
- Rückschnitt idealerweise nach den Eisheiligen
- Triebe direkt am Astring schneiden, um Ausbildung neuer Wasserschosser zu vermeiden
Inhaltsverzeichnis
Erkennungsmerkmale
In der Regel sind Wassertriebe im Kroneninneren vorzufinden. Den Ausgangspunkt bildet eine schlafende Knospe, die als Verdickung am Ast zu erkennen ist. Optisch unterscheiden sich die Wasserschosser am Olivenbaum (Olea europaea) sehr deutlich von den übrigen Zweigen. Im Vergleich zu fruchttragenden Ästen weisen sie oftmals keine strukturierte Rinde und eine sichtbar hellere Farbe auf. Darüber hinaus zeichnen sie sich durch eine merklich weichere Gewebestruktur aus, wodurch sie sich mühelos eindrücken lassen.
Ursachen
Die Ursachen für die Ausbildung eines Wassertriebes an Olivenbäumen sind vielfältiger Natur. Das Wachstum der Wasserschosser ist auf die nachfolgenden vier Faktoren zurückzuführen:
- übermäßiger Rückschnitt im Vorjahr
- geringe Fruchtausbildung über mehrere Jahre
- unverhältnismäßig hohe Düngergaben
- artspezifisches starkes Wachstum
Der Echte Olivenbaum bildet wie alle anderen Obstbäume auch stetig Wassertriebe aus. Dadurch versucht primär die fehlenden Äste und Früchte auszugleichen. Darüber hinaus versucht er möglichst alle vorhandenen Nährstoffe optimal verwendet werden.
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Vorteile des Beschnitts
Durch das Erreichen einer Länge von bis zu einem Meter benötigt der Wassertrieb innerhalb der Krone außerordentlich viel Platz. Dieses Wachstum geht aber der zulasten der Vitalität der übrigen Äste. Die Wassertriebe bilden jedoch nur in den seltensten Fällen Blätter und Früchte aus. Dies resultiert aus der verminderten Belichtung im Inneren der Krone. Dennoch entziehen sie Olea europaea während der Wachstumsphase die lebensnotwendigen Nährstoffe. Diese stehen dann wiederum nicht für die Ausbildung weiterer Triebe oder Früchte zur Verfügung.
Hinweis: Durch die insgesamt zarte Zellstruktur stellen die Wassertriebe eine bevorzugte Angriffsfläche für Schädlinge wie Läuse oder Dickmaulrüssler dar. Mithilfe ihrer scharfen Mundwerkzeuge durchbeißen sie mühelos die dünnen Faserschichten.
Zeitpunkt
Der optimale Zeitpunkt für den Rückschnitt von Wassertrieben am Olivenbaum ist die Zeit nach den Eisheiligen. Insbesondere während der Frostperioden verfügt der Baum über eine Vielzahl an schlafenden Augen. Diese werden durch Schnittmaßnahmen angeregt und treiben zu Wasserschossern aus.
Darüber hinaus empfehlen sich die nachfolgenden Wetterbedingungen:
- bedeckter Himmel
- keinerlei Regen
- wenig bis kein Wind
- Temperaturen von mindestens 12 Grad Celsius
Hinweis: Von einem Rückschnitt im Herbst ist aufgrund möglicher Frostschäden an den Schnittstellen abzusehen.
Ablauf des Rückschnittes
Um eine optimale Verheilung der Schnittstellen und ein wiederholtes Austreiben von Wassertrieben zu verhindern, sind beim Rückschnitt einige Hinweise zu beachten.
- Schneidewerkzeuge schärfen und desinfizieren
- vertikal wachsende Wassertrieb anhand der äußeren Merkmale erkennen
- junge Triebe mithilfe der Hand oder einer Gartenschere am Ausgangspunkt schneiden
- ältere Triebe unter Zuhilfenahme einer Astschere am Astring schneiden
Hinweis: Der Rückschnitt sollte sich auf maximal ein Drittel der Triebe belaufen. Dies unterbindet die übermäßige neuerliche Ausbildung von Wassertrieben. Insbesondere sehr klein gehaltene Olivenbäume neigen zu einem jährlich steigenden Wuchs von Wassertrieben.
Häufig gestellte Fragen
Bei Rückschnitten, die mithilfe eines scharfen Werkzeuges ausgeführt werden, ist in der Regel der Einsatz eines Wundverschlussmittels entbehrlich. Durch die gerade abgeschnittenen Kanten ist Olea europaea grundsätzlich selbstständig in der Lage, die Schnittwunde bereits innerhalb kürzester Zeit zu versorgen. Dennoch kann die Anwendung bei bereits geschwächten Pflanzen sinnvoll sein.
Durch das stetige Wachstum der Frucht- aber auch Wassertriebe wirkt das äußere Erscheinungsbild sehr wild. Durch die fehlenden Rückschnitte verläuft das Wachstum des Echten Ölbaumes aber deutlich langsamer als bei beschnittenen Exemplaren. Außerdem wird der Fruchtertrag infolge des sinkenden Nährstoffvermögens für die Fruchtausbildung sukzessive zurückgehen.
Vor allem sehr klein gehaltene Olivenbäume bilden oftmals deutlich mehr Wassertriebe als weniger stark beschnittene Obstpflanzen aus. Dies begründet sich mit dem natürlichen Anliegen des Baumes, zurückgeschnittene Teilbereiche in der nachfolgenden Wachstumsphase wiederherzustellen. Eine Differenzierung zwischen Wasser- und Fruchttrieben ist für den Olivenbaum nicht möglich. In der Folge werden vermehrt die ertragsschwachen Wasserschosser gebildet werden, da diese deutlich schneller an Länge gewinnen.