Wassertriebe an Obstbäumen entfernen: Anleitung | Wasserschosser
Was sind Wassertriebe bei Obstbäumen und warum werden sie ausgebildet? Müssen sie entfernt werden und wenn ja, warum? Im nachfolgenden Beitrag erfahren Sie, was Sie darüber wissen müssen, und erhalten eine Anleitung zum Entfernen der Wasserschosser.
Inhaltsverzeichnis
Wassertriebe an Obstbäumen
Als Wassertriebe oder Wasserschosser werden senkrecht nach oben wachsende, dünne Triebe an Obstbäumen bezeichnet. Sie wachsen zumeist im Inneren der Krone aus einer schlafenden Knospe, die als narbenartige Verdickung am Ast erkennbar ist. Die Triebe können, wenn sie nicht entfernt werden, eine beachtliche Länge von mehr als einem Meter erreichen. Das Gewebe dieser Triebe ist ziemlich weich. Die Rinde ist noch glatt und heller als die übrige Rinde des Baums. Bilden Obstbäume solche Triebe aus, hat das verschiedene Ursachen:
- zu starker Rückschnitt im Vorjahr
- starkes Wachstum des Baums
- zu starke Düngergabe
- geringe Fruchtausbildung
Wurde der Baum zu stark zurückgeschnitten, versucht er, dieses Defizit mit der Bildung von Wasserschossern auszugleichen. Hat ein Obstbaum über mehrere Jahre nur wenige Früchte getragen, will er mit den Wassertrieben die Fruchtbildung anregen, was jedoch nur selten gelingt.
Wasserschosser entfernen
Die senkrecht nach oben wachsenden Triebe sollten Sie entfernen, da diese unproduktiv sind. Sie tragen nur selten Früchte und können den Fruchtertrag des Baums einschränken. Da die Früchte zu wenig Sonnenlicht bekommen, werden sie nur klein und in ihrer Qualität minderwertig. Die Vitalität des Baums leidet, da diese Triebe anfällig für Krankheiten sind und wertvolle Nährstoffe verbrauchen. Die Qualität der Baumkrone wird durch solche Triebe stark beeinträchtigt.
Tipp: Um Krankheiten Ihrer Obstbäume zu vermeiden, sollten Sie immer alle Früchte komplett abernten und Fruchtmumien aus dem Vorjahr entfernen. Sie sind ein idealer Nährboden für Pilze und andere Krankheitserreger.
Zeitpunkt
Der richtige Zeitpunkt zum Entfernen von Wassertrieben ist das späte Frühjahr nach den Eisheiligen im Mai. Schneiden Sie den Baum im Rahmen des Sommerschnitts zurück, können Sie diese Triebe beseitigen. Zu diesem Zeitpunkt sind diese Triebe noch weich und haben noch keine schlafenden Augen. Der Winter ist der falsche Zeitpunkt:
- Obstbäume verfügen im Winter über schlafende Augen
- Wassertriebe treiben direkt aus den schlafenden Augen aus
- noch mehr dieser unerwünschten Triebe entstehen
- regt starkes Austreiben des Baums an
Im Winter sollten Sie lediglich Ihre Obstbäume schneiden, um die Bildung von neuem Holz zu fördern. Die Obstbäume sollten Sie in jedem Jahr auf unerwünschte Triebe kontrollieren.
Hinweis: Wussten Sie, dass Sie die Knospenbildung von Wasserschossern anregen, wenn Sie die Bäume immer wieder einkürzen, um sie bewusst klein zu halten? Absichtlich kurz gehaltene Bäume reagieren auf diese Maßnahme mit vielen Wasserschossern.
Auswahl
Bevor Sie an die Beseitigung von Wassertrieben gehen, sollten Sie die richtige Auswahl treffen. Sie sollten nicht zu radikal vorgehen, da der Baum darauf mit einem verstärkten Austrieb reagiert, der eigentlich verhindert werden soll. Die Anleitung soll Ihnen bei der Auswahl der richtigen Wassertriebe helfen:
- schräge Äste und Triebe nicht entfernen, da sie Früchte ausbilden
- diagonal wachsende Triebe nicht schneiden
- nur ein Drittel der Triebe beseitigen
Hat ein Baum über längere Zeit nur geringe Erträge geliefert, können die Wasserschosser sogar effektiv sein, um die Fruchtbildung anzuregen. Binden Sie die Triebe schräg nach unten und bringen Sie sie in die Saftwaage. Durch festes Binden lassen sie sich zu Leitästen umfunktionieren.
Tipp: Süßkirschen bilden an den geraden Wassertrieben viele Fruchttriebe. Entfernen Sie jedoch zu viele dieser Triebe, führt das zu geringeren Erträgen.
Wassertriebe entfernen: Anleitung
Entfernen Sie Wasserschosser, wenn sie noch jung sind, benötigen Sie keine Schere, da sie diese mit den Händen abbrechen können. Die Triebe dürfen noch nicht verholzt sein. Nur ältere Wassertriebe sollten Sie deshalb schneiden. Für dünnere Triebe benötigen Sie eine Gartenschere, damit die Schnittstelle nicht zu stark ausfranst. Für dickere Triebe sollten Sie eine Handsäge verwenden, da sie ein Quetschen der Triebe verhindert. Beim Reißen unerwünschter dünner Triebe gehen Sie nach der folgenden Anleitung vor:
- zu entfernende Triebe auswählen
- Wasserschosser mit der Hand erfassen
- Trieb mit kräftigem Ruck nach unten ziehen
Befinden sich mehrere Wassertriebe dicht nebeneinander, dann können Sie gleich mehrere Triebe auf einmal herausreißen. Diese Methode mag brachial erscheinen, doch hat sie einige Vorteile:
- verhindert Ausbildung neuer schlafender Knospen
- nach dem Reißen erholt sich der Baum schneller als nach dem Schneiden
- entfernt vorhandene Beiaugen
Können Sie auf Schneiden nicht verzichten, muss der Schnitt direkt über dem Astring erfolgen. Egal, auf welche Weise Sie die Triebe entfernen, müssen Sie die Risswunden nicht mit Wundverschlussmitteln versorgen. Denn die Wunde heilt innerhalb kurzer Zeit von allein ab.
Fehler vermeiden
Um gute Erträge zu erzielen und eine gut geformte Krone zu erhalten, sollten Sie Fehler vermeiden:
- Aststummel stehen lassen, an dem sich wieder neue Schosser bilden
- zu starker Rückschnitt
- Schnitt im Spätherbst, begünstigt Frostschäden
- unsauberer Schnitt durch stumpfes Werkzeug
- Entfernen der Wassertriebe im Winter
Haben Sie einen Baum noch nie verschnitten, sollten Sie nicht zu rigoros vorgehen. Sie sollten nicht mehr als ein Drittel aller Triebe entfernen und bei der Auswahl dieser Triebe sorgfältig vorgehen.