How to: Wein vermehren durch Stecklinge und Ableger
Wein ist meist sehr pflegeleicht, sodass Sie ihn problemlos über Stecklinge vermehren können. Bei der Auswahl der Sorten müssen Sie einige Punkte beachten, vor allem im Hinblick auf die gefürchtete Reblaus.
Auf den Punkt gebracht
- vermehren Sie vorwiegend Sorten, die resistent gegenüber der Reblaus sind
- vermehrt wird Wein im frostfreien Frühjahr
- Schnittwerkzeuge sollten sauber sein
- es dauert rund ein Jahr, bis die Steckhölzer verpflanzt werden können
Inhaltsverzeichnis
Gesetzliche Regelungen
Nicht in jeder Region können Sie Weinreben bedenkenlos vermehren. Es gibt gesetzliche Regelungen, die besagen, dass Sie Weinreben in Weinbaugebieten nur auf Unterlagen veredeln dürfen, die resistent gegenüber der Reblaus sind. Von einer Stecklingsvermehrung oder einer Vermehrung über Ableger sollten Hobbygärtner in diesen Gebieten absehen.
In Regionen, die nicht zu den Weinbaugebieten zählen, können Sie Weinsorten auch über Stecklinge oder Ableger vermehren. Sie sollten hier aber auch Sorten wählen, die nicht anfällig für die Reblaus sind, denn anderenfalls kann ein Befall die Ursache sein, dass Ihr neuer Weingarten innerhalb kürzester Zeit zerstört wird.
Hinweis: Werden Reben in Weinbauregionen vermehrt, die nicht resistent gegenüber der Reblaus sind, und geht davon ein großflächiger Befall aus, drohen hohe Geldstrafen.
Werkzeug zur Vermehrung
Um Hölzer zur Vermehrung zu nehmen, sollten Sie immer ein griffbereites scharfes Messer haben. Selbst bei der Ablegervermehrung benötigen sie eines, da es die Wurzelbildung anregt, wenn Sie die Rinde an einer Stelle anritzen.
Geeignete Werkzeuge sind:
- Veredlungsmesser
- Skalpell
- evtl. Rasierklinge (nur zum Anritzen)
Hinweis: Zum Abschneiden von Steckhölzern können Sie zwar eine Gartenschere verwenden. Sie quetschen dabei allerdings die Enden, was die Wurzelbildung bremst, weshalb Sie immer das Ende mit einer scharfen Klinge nachschneiden sollten.
Zeitpunkt
Die ideale Zeit zur Vermehrung von Weinreben ist das zeitige Frühjahr. Die Reben dürfen noch nicht im Saft sein, denn anderenfalls können sie ausbluten. Das führt dazu, dass einerseits die Mutterpflanze stark geschwächt wird und andererseits ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Steckhölzer anwurzeln sehr gering.
Das Zeitfenster ist oft sehr klein und Sie sollten auf folgende Anzeichen achten:
- mehrere Wochen ohne Frost
- Knospen sollten sichtbar sein
- keine Blattbildung
Im günstigsten Falle herrscht eine feuchte Witterung, die verhindert, dass die Steckhölzer bzw. Absenker im Boden vertrocknen.
Anleitung zur Stecklingsvermehrung
Die einfachste Möglichkeit Wein über Steckhölzer zu vermehren, ist die Zweige einfach in den Gartenboden zu stecken. Alternativ können Sie ein Substrat aus einem Gemisch aus Torf und Sand verwenden oder Sie nutzen handelsübliche Anzuchterde. Wenn Sie Töpfe verwenden, haben Sie den Vorteil, dass Sie den Standort flexibel wählen können. Setzen Sie die Steckhölzer in den Garten, wählen Sie einen halbschattigen Standort. Dort bleibt der Boden feuchter und das Risiko sinkt, dass die Steckhölzer absterben, weil sie nicht genug Feuchtigkeit haben.
Steckhölzer pflanzen
- einjährige kräftige Triebe wählen
- Steckholz mit 3 – 4 Augen abschneiden
- Steckholz mindestens 2 Augen tief einpflanzen
- Substrat fest andrücken
- evtl. eine Abdeckung darüber geben, damit die Verdunstung gering bleibt
Anstatt die Steckhölzer abzuschneiden, können Sie auch Jungtriebe abreißen. Sogenannte Risslinge bilden meist einfacher Wurzeln im Vergleich zu Steckhölzern mit glatter Schnittkante. Allerdings sollten Sie die Risslinge ebenfalls oben auf maximal vier Augen einkürzen.
Anleitung zur Ablegervermehrung
Wein lässt sich auch über sogenannte Ableger vermehren. Das hat den Vorteil, dass bis zur Bildung der Wurzel, der Absenker noch von der Mutterpflanze versorgt wird. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Sie einen Zweig soweit nach unten biegen können, dass er den Boden berührt.
Haben Sie einen geeigneten Zweig gefunden, gehen Sie folgendermaßen vor:
- ca. 10 cm tiefe Mulde graben
- Zweig absenken
- den Teil, der später unter der Erde ist, mit einer Klinge einritzen
- mindestens zwei Augen mit Erde bedecken
- Triebspitze an einem aufrechten Stab fixieren
Achten Sie darauf, dass Sie den Ableger konstant feucht halten. Frühestens im Herbst dürfen Sie den Trieb von der Mutterpflanze trennen. Dazu wird er mit einer scharfen Gartenschere kurz über dem Boden abgeschnitten.
Blindholz nutzen
Eine Alternative zum Schnitt von Stecklingen ist das sogenannte Blindholz. Dabei handelt es sich um Triebe, die unmittelbar aus der knotigen Stelle ausschlagen. Die Triebe entfernen Sie, da sie die Pflanze schwächen, eignen sich jedoch sehr gut um daraus Stecklinge zu gewinnen.
Wenn Sie über Blindholz vermehren möchten, schneiden Sie dieses jedoch im Herbst ab. Die Zweige stellen Sie über den Winter in einen Kübel mit Sand um sie frostfrei zu überwintern. Erst im darauffolgenden Jahr geben Sie das Blindholz in die Erde. Im frostfreien Frühjahr pflanzen Sie die Blindhölzer wie normale Stecklinge ein und verfahren auch bei der Pflege gleich.
Häufig gestellte Fragen
Ja, achten Sie darauf, dass Schneidwerkzeuge sauber sind, damit keine Krankheiten übertragen werden.
Die Wurzelbildung dauert mehrere Wochen. Die Steckhölzer sollten, damit sich ein guter Wurzelballen gebildet hat, maximal im darauffolgenden Jahr umgepflanzt werden.
Steckhölzer bzw. Absenker, die direkt im Gartenboden sind, müssen Sie nicht vor Frost schützen. Wein im Topf sollten Sie vor Frost schützen und darauf achten, dass die Temperatur nicht unter 12°C sinkt.