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Weinreben schneiden – Anleitung für das 1. und 2. Jahr am Weinstock

Weinreben schneiden

Ein eigener Weinstock begeistert nicht nur als mediterraner Akzent im Garten, sondern auch auf dem Teller. Um pralle Tafeltrauben ernten zu können, ist die Pflege der Weinreben wichtig, da die Gesundheit von Vitis vinifera Qualität, Ertrag und Geschmack bestimmt. Essentiell für die artgerechte Haltung der Reben ist der Schnitt. Werden Weinrebenartige nicht ausgiebig geschnitten, leidet der Wuchs erheblich darunter. Vor allem kommt es dabei auf die ersten zwei Jahre an.

Video-Tipp

Warum ist der Rebschnitt notwendig?

Weinrebe mit Trauben
Weinrebe mit Trauben

Gesunde Weinreben sind recht anspruchslose Pflanzen. Ihnen reicht der Regen als Wasserversorgung aus, sie lieben heiße, sonnige Standorte und wachsen aufgrund ihrer Pfahlwurzel schnell und kräftig, solange die Erde nicht zu dicht ist. Der aufwendigste Teil der gesamten Rebenpflege ist der Schnitt. Richtig schneiden ist von oberster Priorität, denn ohne die jährlichen Schnittmaßnahmen verwildert das Gewächs und geschmackvolle Trauben können Sie vergessen. Besonders in den ersten zwei Jahren nach der Pflanzung ist eine richtig ausgeführte Schnittpflege notwendig, um ab der dritten Saison erste Tafeltrauben ernten zu können. Jede Erziehungsform benötigt hierbei einen anderen Schnitt, so auch die Weinreben am Weinstock.

Hinweis:

Bei der Weinstock-Erziehung handelt es sich um die Nutzung eines klassischen Pfahls mit einer Höhe von 1,5 bis zwei Metern, den eine einzelne Rebe als Rankhilfe nutzt. Diese eignen sich entsprechend gut für eine solitäre Stellung im Garten, wirken aber ebenso gut in ausgedehnten Gruppen.

Das erste Jahr

Im ersten Jahr kommt es beim Schnitt darauf an, die Reben passend auszurichten und ihnen dadurch eine geeignete Wuchsrichtung vorzugeben. Wichtig ist dabei die Auswahl der stärksten Triebe, die am Ende den Stamm der Weinrebe bilden und für den kräftigen Wuchs der Pflanze sorgen. Es finden sich drei unterschiedliche Schnittmaßnahmen in den Monaten nach dem Pflanzen.

  • Ausbrechen
  • Sommerschnitt
  • Schnitt im Winter
Weinreben setzen mediterrane Akzente
Weinreben setzen mediterrane Akzente

Die ersten Wochen, nachdem die Weinrebe eingepflanzt wurde, dienen zum Austreiben der noch jungen Pflanze beziehungsweise des Stecklings und in dieser Zeit sollten Sie noch nichts unternehmen. Erst wenn Ende Mai bis Anfang Juni das Anbinden der Pflanze bevorsteht, kommt die erste der drei Schnittmaßnahmen zum Tragen. Das Ausbrechen benötigt keine großartige Anleitung, da es sich hier nicht wirklich um einen Schnitt handelt, aber essentiell für den Wuchs ist. In dieser Zeit sollten die Weinreben einen langen Haupttrieb bilden, der die Grundlage des Stammes ist. Diesen müssen Sie folgendermaßen behandeln.

  • betrachten Sie die noch kleine Weinrebe
  • ein Haupttrieb sollte sich gebildet haben, der direkt aus der Veredelungsstelle sprießt
  • wählen Sie hierbei den kräftigsten Trieb
  • weitere Triebe aus dem Boden werden einfach abgebrochen, ebenso wie andere Triebe vom Haupttrieb
  • bei erworbenen Containerpflanzen, deren Triebe schon verholzt sind, wird der unterste Trieb als Haupttrieb genutzt
  • alle anderen Triebe komplett entfernen
  • obersten Teil des Stämmchens abschneiden, dafür eine saubere, scharfe Schere verwenden
  • Geiztriebe an den Blattachseln werden nicht entfernt
  • schon vorhandene Träubchen entfernen

Geiztriebe werden nicht abgebrochen, da diese zu nah an den Blattachseln wachsen können. Dort entwickelt sich nämlich eine der Hauptknospen der Weinreben, die durch das Entfernen des Geiztriebs zu früh austreiben oder beschädigt werden würde. Anschließend können Sie den Trieb an Pflanzpfahl binden und bis in den Spätsommer wachsen lassen.

Sommerschnitt im 1. Jahr: eine Anleitung

Nachdem der Weinreben-Trieb über den Sommer ausgiebig wachsen konnte, das Gewächs erreicht hierbei Höhen zwischen zwei und vier Metern, steht der Schnitt im Sommer an. Der beste Zeitpunkt hierfür ist der Spätsommer, Ende August. In diesem Zeitraum konnte Vitis vinifera ein ausreichendes Wurzelgeflecht bilden, das unerlässlich für den Winter ist.  Ebenso verholzt der Trieb, was an der Farbe zu erkennen ist, die je nach Rebsorte, folgendermaßen sein sollte.

  • braunrot
  • goldbraun
  • graubraun

Dann ist es an der Zeit, dass Sie die Weinreben zum ersten Mal wirklich zurückschneiden, um die Gesundheit der Reben über die kalte Jahreszeit zu erhalten.

Gehen Sie dabei wie folgt vor:

  • wählen Sie eine saubere, scharfe Gartenschere, damit keine Quetschungen oder ein Reißen beim Schneiden entsteht
  • messen Sie die Rebe aus – in der Regel ist diese bis zu vier Meter hoch
  • da bei der Erziehung am Weinstock eine kürzere Weinrebe empfohlen ist, sollten Sie diese anschließend auf eine Höhe von 1,5 Metern zurückschneiden – markieren Sie sich die Stelle am besten, um nicht zu viel abzuschneiden
  • setzen Sie die Gartenschere beim Schnitt schräg an, um das typische Ausbluten der Reben zu vermeiden
  • anschließend können Sie den abgeschnittenen Teil der Rebe auf dem Kompost entsorgen

Mit dem Sommerschnitt reduzieren Sie die Rebe im Wuchs, dafür kann diese kräftig weiterwachsen und sogar noch etwas vor den Wintertagen aussprießen. Falls Sie einen äußerst hohen Pflanzpfahl von mehr als zwei Metern nutzen, ist dieser Schnitt nicht erforderlich, entspricht in dieser Form aber auch nicht mehr wirklich einem Weinstock.

Herbstschnitt im 1. Jahr

Der Winterschnitt des ersten Jahres ist nur erforderlich, wenn Ihre Weinreben Probleme beim Wachsen haben. Das erkennen Sie daran, wenn die Triebspitzen gestaucht und nicht hängend sind. So merkwürdig es auch klingen mag, nur wenn die Triebspitzen der Weinreben hängen, geht es dem Gewächs gut. Gestauchte Triebspitzen stehen nach oben ab und deuten auf ein Problem hin, das unbedingt behoben werden muss.

Die Gründe hierfür können sein:

  • zu dunkler, kühler oder stickiger Standort
  • Wurzeldruck aufgrund der Nähe zu anderen Pflanzen
  • Standort zu trocken oder zu feucht

Ist der Standort der Grund für die Stagnation des Wuchses müssen Sie die Weinrebe noch vor dem ersten Frost im Herbst umsetzen, damit sich die Pflanze erholen kann. Andere Pflanzen, die Wurzeldruck auf die Reben ausüben können, sollten Sie umpflanzen. Nur so können Sie die Pflanze vor dem Verenden oder einem kümmerlichen Wuchs bewahren. Ist jedoch der Haupttrieb schwach und erholt sich nicht, muss dieser zurückgeschnitten werden. Orientieren Sie sich dabei an der Dicke des Triebs. Ist dieser nicht so dick wie ein klassischer Bleistift und noch recht kurz, müssen Sie diesen zurückschneiden. Der beste Zeitpunkt hierfür ist Ende September.

Weinreben im Garten
Weinreben im Garten

Der Schnitt wie folgt:

  • wählen Sie für den Schnitt eine saubere, scharfe Schere, um die Pflanze nicht zu verletzen
  • geschnitten wird bis auf die zwei letzten Augen zurück – das heißt, 90 Prozent des bisherigen Wuchses gehen verloren
  • schneiden Sie schräg angesetzt über dem Auge
  • anschließend entsorgen Sie die Pflanzenreste und bereiten den Winterschutz für die Pflanze vor

Hinweis:

Falls Sie diesen Herbstschnitt ausführen müssen, erholt sich die Weinrebe über den Winter und treibt im Frühling neu aus. Dabei wiederholt sie den gesamten Vorgang von vorne und das bedeutet für Sie, dass eine mögliche Ernte der Tafeltrauben um ein Jahr verschoben wird.

Das zweite Jahr

Im 2. Jahr schneiden Sie die Weinreben so, dass Sie sich mehr und mehr auf die Bildung von Früchten vorbereiten können. Sie nehmen beachtlich an Pflanzenmaterial zu und können dadurch im 3. Jahr effektiv die ersten verzehrbaren Trauben ausbilden. Die Weinreben werden in diesem Jahr auf den Weinstock erzogen und dementsprechend finden sich drei Schnitte, die Sie ausführen müssen.

  • Winterschnitt
  • Frühjahresschnitt
  • Sommerschnitt

Winterschnitt im 2. Jahr: eine Anleitung

nur mit scharfem Werkzeug schneiden
nur mit scharfem Werkzeug schneiden

Der Winterschnitt im 2. Jahr wird noch während des tiefen Winters Mitte Februar ausgeführt. Er dient dazu, die Weinreben vor dem ersten Frost im Frühjahr zu schützen und um den Wuchs neuer Triebe und Blätter anzuregen.

Die Anleitung wie folgt:

  • wählen Sie auch hier wieder eine saubere Gartenschere, die kräftig genug ist um schon verholzte Triebe zu schneiden
  • Ihre Weinreben sollten etwa eine Höhe von 1,5 bis zwei Metern haben – messen Sie etwa 60 Zentimeter von der Veredlungsstelle aus nach oben
  • markieren Sie die Stelle mit einem Band oder Faden – nun zählen Sie fünf Augen nach oben ab, das ist die notwendige Schnittstelle
  • setzen Sie die Schere schräg einige Millimeter über dem Auge an und schneiden Sie den oberen Teil ab
  • anschließend können Sie die Weinrebe über den Winter ruhen lassen
  • schneiden Sie nicht tiefer, sonst kann die ausbluten.

Tipp:

Sie sollten auf diesen Schnitt verzichten, wenn Sie eine Rebsorte gewählt haben, die empfindlich auf Temperaturen unter -5°C ist. Wählen Sie eine der zahlreichen, frost- und pilzresistenten Sorten, dann kann nichts schiefgehen.

Frühjahresschnitt im 2. Jahr

Weinrebe an einer Hauswand
Weinrebe an einer Hauswand

Der Schnitt im Frühjahr dagegen dient der Erziehung des Weinstocks, damit dieser die klassische Form erhält, die so charakteristisch für die Reben ist. Der mediterrane Charakter kommt hierbei erst zum Vorschein. Der beste Zeitpunkt für den Schnitt ist Ende April bis Anfang Mai und ist entscheidend für den weiteren Wuchs der Pflanze.

Gehen Sie hierbei wie folgt vor:

  • bereiten Sie eine desinfizierte, scharfe Gartenschere vor, damit Sie beim Schneiden der Triebe die Weinreben nicht verletzen
  • markieren Sie mit einer Schnur oder einem Stift die sechs bis acht stärksten Triebe aus, die idealerweise in direkter Nähe zum Stämmchen wachsen sollten
  • diese bilden im folgenden Jahr die Krone, durch die die Weinreben langsam anfangen können, Früchte zu bilden
  • achten Sie darauf, dass sich diese Triebe im oberen Teil der Pflanze befinden
  • entfernen Sie nun alle anderen Triebe, die sich an der Rebe befinden – diese sind meist dünner und lassen sich leicht schneiden
  • brechen Sie zudem alle Knospen ab, die Sie finden können, jedoch nicht in der Nähe der Haupttriebe
  • achten Sie beim Schnitt darauf, die Schere nicht direkt am Stämmchen anzusetzen und schräg zu schneiden – nur so lässt sich die übermäßige Ausblutung verhindern, da in der wärmeren Frühlingszeit die Wundränder der Schnittstellen länger brauchen, um zu verheilen
  • binden Sie nun die restlichen Triebe am Pfahl fest – das erleichtert den Wuchs, da sie durch die Stütze nicht überhängen und all ihre Kraft auf das Wachstum lenken können
  • alternativ können Sie noch die Spitze des Haupttriebes kappen, je nachdem wie lang diese ist
  • entfernen Sie nun das abgeschnittene Pflanzenmaterial, damit sich am Standort keine Schädlinge oder Pilze einnisten können

Nach dem Schneiden im Frühling macht sich mehr und mehr die Form eines klassischen Weinstock bemerkbar und verzückt trotz seiner geringen Größe. Die Erziehung sorgt zudem dafür, dass die Weinreben nicht mehr so stark in die Höhe austreiben, was die Form ebenfalls beibehält.

Schnitt im Sommer im 2. Jahr

Der Schnitt für den Sommer im 2. Jahr wird gegen August durchgeführt und dient vor allem der weiteren Erziehung der Pflanze. Übertreiben Sie es bei diesem Schnitt nicht, denn Sie sollten niemals zu viel Pflanzenmaterial entfernen. Schneiden Sie mit Bedacht und Sie werden begeistert sein im kommenden Jahr.

Die Anleitung im Detail:

  • nutzen Sie wieder Ihre saubere, scharfe Schere
  • die Triebe verholzen immer weiter, daher ist ab dem Sommer des 2. Jahres eine funktionierende Gartenschere Pflicht
  • entfernen Sie alle schwachen Seitentriebe, kränkliche oder abgestorbene Pflanzenteile und vor allem quer wachsende – diese werden jedoch stammnah abgeschnitten, damit diese nicht so schnell wiederkommen können
  • alternativ sollten Sie kranke und abgestorbene Pflanzenteile während der Hauptwachstumszeit im Jahr regelmäßig entfernen
  • nun werden die wichtigen sechs bis acht Triebe in ihrer Länge auf etwa einen bis anderthalb Meter eingekürzt, falls Sie schnell genug gewachsen sind
  • geben Sie dabei besonders Acht darauf, nicht in das Stämmchen zu schneiden, da die Triebe angebunden sind

Hinweis:

Ein Winterschnitt im 2. Jahr ist nicht notwendig. Hier ist nur ausreichender Winterschutz erforderlich.

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