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Wie überwintern heimische Spinnen wie die Kreuzspinne?

Spinnen im Winter

Während der warmen Jahreszeit laufen einem die kleinen Krabbeltiere ständig über den Weg. Mittlerweile haben sie ihre Lebensgewohnheiten den Umständen angepasst. Genau wie der Mensch mögen die heimischen Spinnen die kalte Jahreszeit nicht. Sie versuchen den winterlichen Temperaturen zu entfliehen und haben dabei verschiedene Strategien entwickelt. Es gibt nur ganz wenige unter ihnen, die auch im Winter aktiv sind. Was machen nun aber die restlichen Spinnen?

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Wie überwintern Spinnen?

Spinnen gehören zu den wechselwarmen Tieren. Mit anderen Worten die Temperatur ihres Körpers passt sich an die vorherrschenden Außentemperaturen an. Je kälter es dabei wird, desto langsamer und auch Träger werden die Tiere. Ohne Schutzmaßnahmen würden sie unweigerlich erfrieren. So kann das Überleben für heimische Spinnen schon schnell einmal zu einem Problem werden. In der Regel suchen Spinnen in kalten Wintern Rückzugsorte, wo sie frostfrei überwintern können. Das können unter anderem sein

  • unter Baumrinden
  • im Boden
  • unter Steinen und Holz
  • in hohlen Pflanzenstängeln
  • unter abgefallenem Laub
  • im Haus, Garage und Keller

Hier sind die Spinnen vor Austrocknung und extremer Kälte geschützt. Es gibt dabei aber auch noch andere Möglichkeiten, wie eine Spinne kalten Temperaturen trotzen kann. Dazu später mehr.

Hinweis:

Rund 80 Prozent aller heimischen Spinnen suchen dem Winter über im Boden Schutz vor Kälte und gleichzeitig finden sie dort ausreichend Feuchtigkeit.

Drinnen überwintern

Wenn draußen die kalte Jahreszeit anbricht, zieht es viele größere Spinnen nach drinnen ins Haus, Wohnung, Keller oder Garage. Besonders drei heimische Arten wählen diese Orte gern als Unterschlupf:

  • Zitterspinne (Pholcidae)
  • Kräuseljagdspinne (Zoropsis spinimana) und
  • Winkelspinne (Tegnaria)
große Winkelspinne
Kev22, Tégénaire noire sur un mur, bearbeitet von Plantopedia, CC BY-SA 4.0

Die eher unauffällige Zitterspinne wird meist erst in der Wohnung bemerkt, wenn bereits schleierartige Spinnweben von der Zimmerdecke hängen. Kräuseljagdspinnen sind zwar eher in den Regionen des Mittelmeeres zu Hause, jedoch durch den Klimawandel breiten sie sich auch in Deutschland aus. Sie sind aber noch nicht sehr weit verbreitet, lieben aber auch ein warmes Plätzchen in der Wohnung. Etwas ungemütlicher kann es werden, wenn die etwa 10 cm große und behaarte Winkelspinne im Haus erscheint. Gefahr besteht für Menschen allerdings nicht, lediglich kann sie für etwas Unbehagen sorgen. Getrost kann die Spinne in den Keller umquartiert werden. Hier erweist sie sich sogar noch als nützlich, denn dort frisst sie allerlei Ungeziefer wie

  • Kellerasseln
  • Fliegen
  • kleinere Spinnen

Es wäre auch für die Winkelspinne überhaupt kein Problem, sie wieder ins Freie zu setzen. Hier kann die Spinne auch gut überwintern, mitunter noch besser als drinnen. Sie findet gute Unterschlupfmöglichkeiten im Boden, unter Steinen und Baumrinden und Holz. Gerade in geheizten Räumen kann eine Spinne austrocknen. Sie braucht stets ausreichend Wasser, damit sie nicht stirbt. In den Räumen ist meist die Luftfeuchtigkeit zu gering.

Daneben gibt es auch viele Spinnenarten, die im Winter aktiv sind, beispielsweise die Baldachinspinne (Linyphiidae). Im Spätsommer und auch in den Wintermonaten sind ihre Netze in Bodennähe auf Wiesen und über Sträuchern sichtbar. Mit Hilfe von Flugfäden lassen sie sich im Wind auch in der kalten Jahreszeit treiben, um sich fortzubewegen. Ungehindert können sie sich unter Baumrinden oder Laubhaufen zurückziehen und dort zur Not wochenlang ohne Nahrung auskommen.

Tipp:

Im Garten sollten einige Laubhaufen über dem Winter liegen bleiben. Sie bieten nicht nur Spinnen und anderen Insekten, sondern auch Igeln einen Winterschutz.

Überwintern im Kokon

Anders sieht es nun bei der Kreuzspinne (Araneus) aus. Hierzulande ist dabei die Gartenkreuzspinne (Araneus diadematus) am häufigsten vertreten. Diese Art Spinnen werden niemals im Haus oder Wohnung gesichtet werden. Sie haben ihre ganz eigene Strategie, sich über den Winter zu retten. Allerdings überleben hierbei erwachsene Kreuzspinnen den Winter nicht.

Im August machen sich die Männchen auf die Suche nach paarungsbereiten Weibchen. Einige Zeit nach der Paarung stirbt dann das Männchen oder sie werden auch von größeren Weibchen gefressen. Die weiblichen Achtbeiner beginnen nun schließlich in den Monaten September und Oktober mit der Herstellung von Kokons. Darin legen sie ihre Eier ab. Jeder einzelne Kokon ist mit 40 bis 50 Eiern befüllt.

Spinnen Kokon
Spinnen-Kokon, Quelle: © 2015 Jee & Rani Nature Photography (License: CC BY-SA 4.0), Spider cocoon-Kadavoor-2015-08-22-001, Bearbeitet von Plantopedia, CC BY-SA 4.0

Nach der Eiablage wird dieser Kokon sicher mit einer Art gelblichen Fadenwatte dicht umwoben. Dort drinnen können die Eier dann problemlos den Winter überstehen. Die Ablage der Kokons erfolgt gut versteckt, meist dort wo die Tiere gelebt haben. Beispielsweise kann das sicher zwischen Blütendolden erfolgen. Wenn dann das Werk vollbracht ist, sterben auch die Weibchen. Im darauffolgenden Frühjahr bei den ersten Sonnenstrahlen schlüpfen dann die Spiderlinge, wie die Jungspinnen fachmännisch auch genannt werden.

Bei der Kreuzspinne überwintern nur die Eier im Kokon. Anders sieht es bei den Wespenspinnen (Agriope bruennichi) aus, auch hier dienen Kokons zum Überwintern, allerdings nicht nur für die Jungspinnen, sondern auch für die ausgewachsenen Spinnen.

Hinweis:

Wasserspinnen (Argyroneta aquatica) überwintern in leeren Schneckenhäusern in Gewässern. Diese werden vor ihrem Einzug mit Atemluft befüllt und schließlich mit einem festem Gespinst verschlossen. So treibt dann das Häuschen auf der Wasseroberfläche und friert dort bis zum Frühjahr im Eis ein.

Kannibalismus im „Spinnenreich“

Genauso wie die Kreuzspinne ergeht es auch vielen anderen Spinnenarten, dass die erwachsenen Tiere die kalte Jahreszeit nicht überleben, aber vorher ihren Nachwuchs absichern, wie unter anderem der Ammen-Dornfinger (Cheiracanthium punctorium). Hierbei handelt es sich um die einzige leicht giftige Spinne, die in Deutschland lebt. Das Weibchen legt im Herbst ebenfalls die Eier in einem Kokon ab. Nachdem dann die Jungtiere geschlüpft sind, stirbt die Mutter im Gespinst und dient den Jungspinnen dem Winter über als Nahrung. Im Kokon sind sie ausreichend gegen Kälte geschützt, da dieser gut isoliert ist. Wenn sie dann im Frühjahr das Gespinst verlassen, sind sie gut genährt und entwickelt.

Durch „Winterschlaf“ überleben

Einige Spinnenarten, dazugehören auch die Sackspinnen (Clubionidae) verfallen in eine sogenannte Winterstarre. Während diesem Zustand wird der gesamte Stoffwechsel heruntergefahren, um den Winter ohne Nahrung zu überstehen. Das allein reicht aber nicht aus, da die kleinen Tiere schnell auskühlen würden. Daneben bilden sich schnell im Inneren der Körperzellen Eiskristalle. Durch die scharfen Kanten dieser käme es zu Verletzungen an den Zellwänden und schlussendlich zum Tod der Krabbeltiere.

Um ein Erfrieren zu verhindern, bilden verschiedene Spinnenarten ein körpereigenes „Frostschutzmittel„. So können sie verhindern, dass die Körperlösungen bei Temperaturen unter 0 °C nicht gefrieren. Dabei werden die Körperflüssigkeiten entweder mit Glycerin oder Glucose angereichert. Die Achtbeinern verfallen dann in eine Winterstarre. Das Glycerin oder Glucose haben dann die gleiche Wirkung wie ein normales Frostschutzmittel. In diesem Zustand sind die Tiere dann vollkommen starr und regungslos. Sie können sich nicht bewegen, aber überleben und sterben während dieser Zeit nicht. Ihren Winterschlaf verbringen sie dann meist bis zum Frühling in aller Ruhe im Boden. In der Winterstarre können Temperaturen von -20 °C überlebt werden.

Andere brauchen Kälte

Weberknecht, Phalangium opilio

Die meisten Spinnenarten suchen sich bei sinkenden Temperaturen schnell einen Unterschlupf, wo sie nach Möglichkeit die kalte Jahreszeit ohne Schäden überstehen. Andere verfallen in eine Winterstarre und andere wiederum brauchen für ihre Entwicklung und Wachstum Kälte. Die Rede ist hier vom Weberknecht (Opiliones). Eine richtige Spinne ist er zwar nicht, sondern eher ein Spinnentier, aber dennoch ein naher Verwandter. Die erwachsenen Tiere sterben zwar vor Einbruch des Winters, aber für den Nachwuchs wurde gesorgt. Dieser überwintert in den Eiern. Für ein gesundes Wachstum sind etliche kalte Wintertage, ein richtiger Kälteschock, erforderlich.

Tipp:

Um Spinnen oder auch anderen Insekten unbeschadet über die kalte Jahreszeit zu helfen, kann im Garten ein „Insektenhotel“ als Hilfe zum Überwintern aufgestellt werden. Dankbar werden einige Arten diesen Unterschlupf annehmen.

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