Wie kommen Würmer in Kirschen? | Kurz erklärt
Rätseln Sie nicht länger über die Herkunft von Maden, die Ihnen den Appetit auf saftige Sauer- und Süßkirschen verderben. Dieser Ratgeber klärt auf, wie fiese Würmer in die Kirschen kommen.
Inhaltsverzeichnis
Schadorganismus Kirschfruchtfliege
Drahtzieherin für madenverseuchte Kirschen ist die europäische Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cerasi) aus der Familie der Fruchtfliegen (Tephritidae). Die Fliege gilt als bedeutsamster Schädling im Anbau von Kulturkirschen, weil sie die Früchte als Aufzuchtstation für ihren Nachwuchs zweckentfremdet. Folgendes Erscheinungsbild macht die Kirschfruchtfliege unverwechselbar:
- Körperzeichnung: schwarz-glänzend, hellgelbes, trapezförmiges Schildchen auf dem Rücken
- Flügel: glashell mit dunklen, quer verlaufenden Bändern
- Augen: grüne Facettenaugen
- Körperlänge: 3,5 bis 5 mm
- Maden: cremeweiß mit bis zu 6 mm Länge
Die Kirschfruchtfliege ist in Europa heimisch und weit verbreitet. Spezialisiert hat sich die gefürchtete Fruchtfliegen-Art auf den Befall von Sauer- und Süßkirschen sowie Schattenmorellen. In Ermangelung favorisierter Kulturkirschen nehmen die Schädlinge weitere Obstgehölze ins Visier. Hierzu zählen Heckenkirschen (Lonicera), Gewöhnliche Traubenkirschen (Prunus) und Schneebeeren (Symphoricarpos) mit allen daraus hervorgegangenen Sorten.
Tipp: Strategisch platzierte Schutznetze hindern listige Kirschfruchtfliegen an der Ablage von Eiern, die sich in üble Würmer verwandeln. Ab Ende März/Anfang April decken Sie die Baumscheibe ab. So können im Boden überwinterte Fliegen nicht ausfliegen. Einnetzung der Krone ab Mai wehrt herannahende Kirschfruchtfliegen-Weibchen ab.
Teufelskreis mit Ansage
Mitte Mai fliegen scharenweise, frisch geschlüpfte Kirschfruchtfliegen aus dem Boden. Dort haben sie in 3 bis 5 Zentimetern Tiefe im Schutz ihrer Puppen den Winter verbracht. Zielsicher fliegen die Insekten geeignete Larven-Nahrungspflanzen an und lassen sich dort nieder. In den ersten 10 bis 14 Tagen widmen sich die Fliegen zunächst einem Reifungsfraß, um sich schließlich für die bevorstehenden Aktivitäten zu stärken. Zu diesem Zweck sitzen die Schädlinge auf den Blättern und ersten Früchten. An warmen Frühlingstagen können aufmerksame Hobbygärtner beobachten, während sich Heerscharen hungriger Kirschfruchtfliegen am austretenden Pflanzensaft laben.
Im Anschluss an die Phase der Vorbereitung kommt der fatale Prozess in Gang, infolgedessen die üblen Würmer in die Kirschen gelangen. Geduldig warten begattete Weibchen auf den Farbumschlag der reifenden Früchte von grün zu gelb oder hellrot und sonnig-warme Rahmenbedingungen.
- Eiablage: einzeln direkt unter die Fruchtschale einer Kirsche
- Schlupf der Maden: innerhalb von 5 bis 8 Tagen
- erste Aktivität: Durchbohrung der Frucht bis zum Kern
- Fraßtätigkeit: 30 Tage lang, vorzugsweise am Fruchtfleisch rund um den Kern
Das große Fressen im Inneren der Kirschen dauert so lange, bis die Würmer ausgewachsen sind. Im Verlauf dieser Fraßtätigkeit werden die Früchte indes faul und fallen halbreif zu Boden. Bleibt eine Fruchtmumie am Baum hängen, seilt sich die vollgefressene Made schließlich kurzerhand an einem Spinnfaden ab. In Windeseile vergraben sich die Larven im Erdreich, wo sie verpuppen und überwintern. Eine Bodentiefe von durchschnittlich 3 Zentimetern reicht aus, weil die stabilen Puppen das Gesindel vor klirrendem Frost schützen. Wenn im nächsten Frühling die Temperaturen steigen, beginnt mit dem Schlupf ein erneuter Teufelskreis.
Hinweis: Wussten Sie, dass Sie mit frühen Sorten der Kirschfruchtfliege einen Strich durch die Rechnung machen? Premium-Sorten, wie „Kassins frühe Herzkirsche“, „Rote Maikirsche“ oder „Burlat“ haben den kritischen Farbumschlag längst absolviert, wenn Eier-bepackte Weibchen Ausschau halten nach einem geeigneten Platz für die Eiablage.