Alraune, Alraunwurzel, Mandragora officinarum – Pflanzen-Infos
- Blütenfarbe
- gelb, violett, weiss, grün, blau
- Standort
- Halbschatten, Sonnig
- Blütezeit
- März, April, Oktober, November
- Wuchsform
- flachwüchsig
- Bodenart
- sandig, kiesig
- Bodenfeuchte
- mäßig feucht
- pH-Wert
- schwach sauer
- Kalkverträglichkeit
- k.A.
- Humus
- k.A.
- Giftig
- Ja
- Pflanzenfamilien
- Nachtschattengewächse, Solanaceae
- Pflanzenarten
- Gartenpflanzen, Beetpflanzen
- Gartenstil
- Wildgarten
Die Mandragora officinarum wächst mit grundständiger Blattrosette aus einer knolligen, meist zwei- oder dreifach gespaltenen Wurzel heraus. Da die Blätter bis über 40 cm lang werden, können ausgewachsene Alraunen Durchmesser von bis zu 90 cm erreichen. Die Alraunwurzel ähnelt in ihrem Aussehen dem menschlichen Körper. Deshalb glaubten unsere Vorfahren, dass sie starke Zauberkräfte hätte. Für die Blühpflanze besteht aus gärtnerischer Sicht kaum Nachfrage, weshalb sie zu den ausgesprochenen Raritäten gehört.
Arten und Vorkommen
Die Gattung der Alraunen besteht aus lediglich drei Arten. Neben der Himalaya-Alraune (Mandragora caulescens) und der Turkmenischen Alraune (Mandragora turcomanica) gibt es nur noch die Gemeine Alraune (Mandragora officinarum), die in Europa heimisch ist. Hier kommt sie von Portugal bis in die Türkei vor, im Süden reicht ihr Verbreitungsgebiet bis nach Nordafrika.
In unseren Gärten findet man neben der frühlingsblühenden Gemeinen Alraune überwiegend die herbstblühende Variante, die aus dem Balkan stammt und früher als eine eigene Art angesehen wurde. Heute ist diese spät blühende Alraunenart als eine Unterart der Gemeinen Alraune (Mandragora officinarum var. autumnalis) gelistet. Die Herbstalraune ist die unempfindlichere Sorte. Sie gilt als pflegeleichter als die „normale“ Mandragora officinarum.
Mandragora officinarum
- blüht im Frühjahr (März/April)
- wird auch „weibliche“ Alraune genannt
Mandragora officinarum var. autumnalis
- Synonyme: Mandragora autumnalis
- blüht im Herbst (Oktober/November)
- „männliche“ Alraune
Standort
In ihrer Heimat wächst die „Königin aller Zauberkräuter“ im Ödland und in eher kargen Regionen. Dort ist sie in sonnigen Lagen oder hellem Halbschatten zu finden. Bekommt die Alraunwurzel zu wenig Licht, neigt sie dazu, dünne, hellgrüne Blätter zu bilden und nur verhalten zu blühen.
- sonnig bis heller Halbschatten
- mindestens vier Stunden Sonne täglich (vorzugsweise morgens oder abends)
- geschützt vor kalten Winden und Starkregen
- bevorzugt warm
- an südwestlicher oder südöstlicher Hauswand
- zur Kultivierung im Freiland, Kübel und Zimmer geeignet
Pflege
Bei der Freilandkultur sollten Sie in kälteren Gegenden auf die weniger frostempfindlichen Herbstalraunen zurückgreifen. Beide gängigen Sorten können ganzjährig in warmen Weinbauregionen kultiviert werden. Die Mandragora gedeiht auch problemlos als Zimmerpflanze. Ganzjährig warme Temperaturen verträgt die krautige Pflanze gut.
Sie sollte nur im Winter nicht unbedingt direkt über einer Heizung stehen. Wichtigster Wohlfühlfaktor bei der Zimmerkultur ist jedoch, dass die Zauberpflanze ganzjährig sehr viel Licht bekommt. Im Winter ist je nach Standort deshalb eine spezielle Pflanzenleuchte notwendig.
Boden
Zauberpflanzen benötigen einen sehr leichten und durchlässigen Boden mit einem hohen Sand- oder Kiesanteil. Dennoch darf die Erde nicht zu trocken sein. Für Nährstoffe und gute Wasserspeicherkapazität sorgt im Substrat ein hoher Anteil an Humus. Die Erde muss andererseits das Wasser aber auch gut ableiten können, damit es nicht zu Staunässe kommt. Nässe schädigt die empfindliche Alraunwurzel nachhaltig. Fault die Wurzel, stirbt die komplette Pflanze ab.
- mäßig feucht
- tiefgründig
- locker
- humos
- gut durchlässig für Wasser
- pH-Wert: leicht sauer oder neutral
Aussaat
Wer eine Alraune im Haus oder Garten kultivieren möchte, muss in der Regel seine Pflanze selbst aus Samen ziehen, denn im Handel sind nur sehr selten Zauberpflanzen zu kaufen. Alraunensamen zum Leben zu erwecken, ist nicht ganz so einfach und erfordert viel Geduld. Die Mandragora gehört zu den Kaltkeimern, deren Saat mit einer natürlichen Keimhemmung ausgestattet ist.
Erst nach einer längeren Kälteperiode ist sie dann keimfähig. Im natürlichen Pflanzenzyklus verbleibt der ruhende Alraunensamen über den Winter im Erdreich, um dann bei steigenden Temperaturen im Frühjahr zu keimen. Als Alternative zu einer Direktaussaat im Herbst kann das Saatgut auch im Oktober in Aussaattöpfe gesät werden und den Winter an einer geschützten Stelle im Freiland verbringen. In diesem Fall ist es sehr wichtig, dass das Substrat nicht austrocknet.
Stratifikation (Kältebehandlung)
Um die Alraunensamen zur Keimung zu bringen, muss eine Winterperiode simuliert werden. Dazu wird das Saatgut am besten in ein wenig sterilem Substrat für einige Wochen in den Kühlschrank gelegt.
- Substrat: Sand oder steriles Kakteensubstrat
- Temperatur: um 5 Grad
- Substrat anfeuchten
- Alraunensamen untermischen
- Beutel verschließen
- ins Gemüsefach im Kühlschrank legen
- unbedingt kindersicher verstauen (Samen sind giftig!)
- Zeitraum: 6 bis 8 Wochen
Gibberellinsäure als Phytohormon
Als Alternative zu einer Stratifikation ist auch eine Behandlung mit einem Phytohormon (Pflanzenwachstumsregulator) möglich. Gibberellinsäure (GA3), ein pflanzeneigenes Wachstumshormon, ist in der Lage diese Keimhemmung aufzuheben. Dieses Hormon kommt auch in Sprösslingen und Saatgut vor und beeinflusst die Geschwindigkeit der Keimung.
- 0,1 g Gibberellinsäure in 5 ml Alkohol aufösen
- 95 ml lauwarmes Wasser zufügen
- eine Stunde stehen lassen
- gelegentlich umrühren
- Saatgut in einen Kaffee- oder Teefilter füllen
- in die Lösung hängen
- Einwirkzeit: 12 Stunden
Aussäen
Nach der Kältebehandlung beziehungsweise der Hormonbehandlung können die Samen vorsichtig entnommen und in handelsübliche Aussaaterde oder Kakteenerde gelegt werden. Damit die Alraunensamen nicht beim Gießen weggeschwemmt werden, empfiehlt es sich, das Substrat im Vorfeld leicht anzufeuchten.
- Zeitpunkt: Ende März/April
- vorbehandelte Samen auf feuchtes Substrat legen
- leicht andrücken
- nur wenig mit feinem Sand oder Substrat bedecken
- Keimtemperatur: 18 bis 20 Grad
- Standort: hell (aber ohne direkte Sonne)
- Saatschale in Gefrierbeutel stellen
- alternativ Zimmergewächshaus benutzen
- gelegentlich lüften
- Keimdauer: 4 Wochen bis 3 Monate
Ab jetzt heißt es warten. Die ersten Keimlinge können sich bereits nach etwa vier Wochen zeigen, während andere Samen fast drei Monate für die Keimung benötigen. In einigen Fällen dauert es noch länger. Es lohnt sich also, die Saatschale auch weiterhin stehen zu lassen und feucht zu halten. Sind die Keimlinge der Alraune zwei bis drei Zentimeter hoch, können sie in ein Gemisch aus humoser Erde und Sand vereinzelt werden.
Anzuchttöpfe
Im Gegensatz zu den meisten anderen Pflanzen entwickelt die Zauberpflanze bereits in sehr jungem Alter eine lange Wurzel. Kaufen Sie deshalb bevorzugt schmale, hohe Töpfe aus Ton. Ton kann atmen und sorgt daher für ein besseres Mikroklima im Wurzelbereich.
Aufzucht der Jungpflanzen
Alraunen mögen es nicht besonders, wenn sie häufig an einen anderen Standort gestellt oder gepflanzt werden. Platzieren Sie die Töpfe deshalb ab Mitte Mai, wenn keine Nachtfröste mehr zu befürchten sind, an ihren vorbestimmten Ort. Dieser Platz sollte der Pflanze für ihr ganzes Leben zur Verfügung stehen. Stellen Sie die Alraune jedoch nicht gleich in die pralle Sonne, sondern gewöhnen Sie sie langsam an die veränderten Lichtverhältnisse.
Im ersten Jahr konzentriert sich das Wachstum der Pflanze nahezu ausschließlich auf die Alraunwurzel. Oberhalb des Erdniveaus tut sich in dieser Zeit nicht besonders viel. Ist die Wurzel gut ausgebildet, fängt die Pflanze an, zunehmend Blattmasse zu bilden. Nach einem halben Jahr können Sie die junge Pflanze dann das erste Mal vorsichtig düngen.
Gießen
Achten Sie vor allem in der Keimphase darauf, dass das Substrat der Mandragora niemals völlig austrocknet. Jungpflanzen benötigen in Intervallen von etwa 6 bis 7 Tagen etwas Gießwasser. In humoser Erde kann das Gießintervall oft auf bis zu 10 Tagen ausgedehnt werden, vor allem bei älteren Alraunen. In warmen, trockenen Zeiten muss die Pflanze jedoch regelmäßig gewässert werden. Als Regel gilt: Lieber etwas zu trocken als zu nass. Beide Extreme sind jedoch nicht besonders förderlich für das gesunde Wachstum der krautigen Pflanze.
Düngen
Junge Alraunen sollten frühestens ab einem Alter von sechs Monaten vorsichtig gedüngt werden. Die Pflanzen benötigen keine hohen Düngermengen. Ganz ohne Nährstoffe kommen sie aber auch nicht aus. Für Kübelpflanzen empfiehlt sich ein universeller Flüssigdünger, der in der Vegetationsperiode im vier- bis sechswöchigen Rhythmus über das Gießwasser verabreicht werden kann.
Freilandpflanzen sind in diesem Fall pflegeleichter:
- jährlich: im Frühjahr mit Kompost und etwas Gesteinsmehl düngen
- alle zwei Jahre: Hornspäne in den Boden einarbeiten
Sonstige Pflegemaßnahmen
Es hat sich bewährt, den Boden rings um die Alraunwurzel mit einer Schicht Mulch auszulegen. Diese Maßnahme hält nicht nur das Wasser besser im Boden, sie schützt die Pflanze außerdem vor starkem Unkrautwuchs.
Da Jungpflanzen nur sehr langsam wachsen und selbst ältere Exemplare nur geringe Wuchshöhen erreichen, werden die am Boden liegenden Blätter schnell vom Unkraut überwuchert. Dieses macht dem sonst so robusten Gewächs den Platz streitig und nimmt ihm das dringend benötigte Sonnenlicht, sodass die Alraune nach kurzer Zeit abstirbt.
Giftigkeit
Wie auch andere Nachtschattengewächse enthält die Mandragora officinarum hochgiftige Alkaloide. Ihre Früchte können vor allem für Kinder eine Gefahr darstellen, auch wenn in den reifen Früchten die geringste Konzentration an Giftstoffen vorkommt.
Vergiftungserscheinungen äußern sich in starker Pupillenerweiterung, sogenannten Glanzaugen, geröteter, heißer Haut sowie einer Pulsbeschleunigung. Bei einer starken Vergiftung kommt es zu Bewusstlosigkeit. Durch Atemlähmungserscheinungen kann die Einnahme von Pflanzenteilen zum Tod führen.
Umtopfen
In Pflanzgefäßen kultiviertes Hexenkraut muss regelmäßig darauf kontrolliert werden, ob der Topf noch groß genug für die große Wurzel ist. Dazu ziehen Sie die Pflanze vorsichtig aus dem Gefäß und schütteln die Erde ab. Sind die Alraunwurzeln bereits am Ballenrand zu erkennen, ist dringend ein größeres Pflanzgefäß notwendig. Kaufen Sie vorzugsweise einen schlanken, hohen Topf, da die Alraunwurzel bis zu 45 cm tief ins Erdreich wächst. Topfen Sie die Pflanze in frisches, hochwertiges Kübelpflanzensubstrat.
Wenn Sie die Erde selbst anmischen möchten, eignen sich folgende Komponenten:
- humose Universalerde
- etwa 30% Sand, Splitt oder feine Perlite
Vermehren
Sie können die tomatenähnlichen gelben oder orangefarbenen Früchte der Pflanze ernten und die Samen vorsichtig herausholen. Damit anhaftendes Fruchtfleisch nicht zu Schimmelbildung führt, sollte es abgewaschen werden. Legen Sie anschließend die Samen auf Küchenkrepp oder ein Tuch, um sie zu trocknen. Dafür eignet sich ein warmer, trockener Platz im Haus oder auf der Fensterbank. Gelegentlich können Sie das Saatgut der Alraune auch im gut sortierten Fachhandel kaufen.
Überwintern
Die Herbsalraune gilt als weniger frostempfindlich als die frühjahrsblühende Art. Manchmal verliert die Pflanze auch im Sommer ihre Blätter, sie treibt aber spätestens im Herbst wieder neu aus. Im Freiland benötigt die Alraunwurzel einen Winterschutz.
Topfpflanzen
In sehr kalten Gebieten wird die Alraune meist als Topfpflanze kultiviert. Sie sollte in der kalten Jahreszeit zwischen 5 und 15 Grad überwintert werden. Hierzu eignen sich ein frostsicheres Gewächshaus oder eine helle Garage sowie ungeheizte Wintergärten oder Hausflure. Reduzieren Sie die Wassergaben auf etwa einmal alle zwei Wochen und stellen Sie das Düngen zwischen August und März komplett ein.
Freilandpflanzen
In Weinbaugebieten oder anderen Regionen mit milden Wintern kann die Alraune ausgepflanzt im Freiland überwintern. Vor den ersten Frösten benötigt die Zauberpflanze dennoch einen Winterschutz.
- Reisig oder Zweigen
- trockenem Laub
Krankheiten
Grundsätzlich kommen Krankheiten und Schädlinge bei Alraunen nur selten vor. Falsche Standortbedingungen oder Pflegefehler können jedoch der Pflanze zu schaffen machen. Stimmen die Bodenverhältnisse nicht, beispielsweise wenn das Substrat zu schwer ist oder zu Staunässe neigt, kann die Wurzel faulen. Auch längere Trockenheit toleriert das Hexenkraut auf Dauer nicht und stirbt ab.
Hitzeperioden
Viele Gärtner berichten über ein Absterben der Blätter in sehr warmen Sommern. Anscheinend korreliert das Vertrocknen der Blätter mit hohen Temperaturen. Solange aber die Wurzel gesund ist, besteht keine Gefahr für die Zauberpflanze. Sie treibt in der Regel nach einigen Wochen wieder aus, wenn sich die Witterungsbedingungen normalisiert haben.
Raupen
Sind an den Blättern Fraßspuren zu erkennen, sollten Sie die Pflanze etwas genauer untersuchen. Oft sind hier Raupen von Faltern oder Schmetterlingen am Werk, die Sie in den frühen Morgenstunden oder am Abend absammeln können. Die Tiere schädigen die Pflanze aber in der Regel nicht nachhaltig. Selbst wenn fast alle Blätter abgefressen wurden, treibt die Pflanze nach einiger Zeit zuverlässig wieder neu aus.
Falsche Wurzeltiefe
Ist die Alraunwurzel sehr tief eingepflanzt, kann dies zum Absterben der oberen Pflanzenteile führen. Achten Sie deshalb gleich bei der Pflanzung darauf, dass die Wurzel nicht zu tief ins Erdreich kommt. Die Blattstiele sollten die Erde maximal berühren und nicht unterhalb der Erdoberfläche spießen. Entfernen Sie in diesem Fall etwas Substrat von der Oberfläche, um den Wurzelhals, aus dem die Blätter entspringen, etwa einen Zentimeter freizulegen.