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Schuppenwurz, Lathraea squamaria – Steckbrief und Pflege-Hinweise

Schuppenwurz, Lathraea squamaria
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Blütenfarbe
rosa, violett, weiss
Standort
Schatten, Halbschatten
Blütezeit
März, April
Wuchsform
aufrecht
Höhe
bis 30 Zentimeter
Bodenfeuchte
mäßig feucht, frisch
Kalkverträglichkeit
Kalktolerant
Humus
k.A.
Giftig
Ja
Pflanzenfamilien
Sommerwurzgewächse, Orobanchaceae
Pflanzenarten
Schattenpflanzen
Gartenstil
Naturgarten, Innenhof

Im Frühjahr nach der Schneeschmelze schiebt sich der 10 bis 30 cm hohe Blütenspross der Schuppenwurz durch das Laub von Haselsträuchern, Buchen oder Erlen. Die Pflanze trägt ziemlich beeindruckende rosa-violette Blüten, die allerdings ein wenig blass wirken und auf den ersten Blick fast ein wenig einer Orchidee ähneln. Ihre Blätter sucht man vergebens, denn die skurrile Pflanze, die zur Familie der Sommerwurzgewächse gehört, hat eine ziemlich ungewöhnliche Lebensweise.

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Lebensweise

Zu den außergewöhnlichsten Pflanzen in Wäldern und dem heimischen Garten gehören wohl die Schuppenwurzen. Zu bewundern sind die Pflanzen nur dann, wenn sie blühen. Denn es handelt sich um eine vom Parasitismus lebende Pflanze, die nur im zeitigen Frühjahr einen über dem Bodenniveau liegenden Spross in Blütenform ausbildet.

Die restliche Zeit des Jahres fristet das bizarre Gewächs ein verborgenes Dasein. Ähnlich wie Pilze findet man die Schuppenwurz fast ganzjährig nur unterhalb der Erdoberfläche, wo sie ein reich verzweigtes, bis zu zwei Meter langes Rhizom ausbildet.

Schuppenwurz, Lathraea squamaria ist eine äußerst skurrile Pflanze

Ernährung

Die unterirdisch wachsende Pflanze selbst hat keine Blätter, die Chlorophyll enthalten. Die Fähigkeit anderer Pflanzen, mithilfe des Sonnenlichts Kohlendioxid und Wasser in Glukose umzuwandeln, fehlt der Lathraea squamaria deshalb völlig. Um trotzdem überleben zu können, hat die Schuppenwurz eine für Pflanzen ungewöhnliche Möglichkeit für ihre Ernährung gefunden.

Um an das zum Überleben wichtige Wasser, die Salze und Nährstoffe zu kommen, zapft sie die Wurzeln anderer Organismen an und lebt vom Parasitismus. Da sie sich ausschließlich von der Wirtspflanze ernährt, wird die Schuppenwurz auch als Vollschmarotzer bezeichnet.

Um an die begehrten Pflanzensäfte zu gelangen, hat sie ihre Wurzeln zu feinen Saugorganen (Haustorien) umgebildet. Mit diesen dringt sie in das Wurzelgewebe von bestimmten Sträuchern oder Bäumen ein und zapft deren Leitbündel an, in denen der Wasser- und Nährstofftransport der Pflanze stattfindet.

Solche Pflanzensäfte enthalten:

  • Wasser
  • Salze
  • Nährstoffe (wie Kohlenhydrate, Zucker)
  • andere organische Pflanzenstoffe

Schuppenwurz ist schwach giftig

Damit bekommt die Schuppenwurz alles, was sie zum Leben benötigt. Die Stoffe speichert die Pflanze in den verdickten Wurzeln, sogenannten Rhizomen, die bis zu mehrere Kilogramm schwer werden können.

Unterirdische Pflanzenteile

Im Erdreich bildet sich ein umfangreiches Netzwerk von Sprossachsen, die jeweils mit vier Reihen fleischiger Schuppen bedeckt sind. Diesen Schuppen hat die Pflanze auch ihren Namen zu verdanken. Squamea ist die lateinische Bezeichnung für schuppig. Lathraios bedeutet auf Griechisch „versteckt“ oder verborgen und bezieht sich auf den Blütenspross, der zunächst im Boden heranwächst. Jede dieser blattähnlichen Schuppen besitzt eine zentrale Kammer, die es der Pflanze ermöglichen, überschüssiges Wasser loszuwerden.

Wasserhaushalt

Ohne Blätter fehlt der Lathraea squamaria die Sogwirkung durch die Verdunstung, mit der andere Pflanzen ihren natürlichen Wasserhaushalt regulieren (sogenannter Transpirationssog).

Damit der Schmarotzer trotzdem an das lebensnotwendige Wasser kommt, besitzt er am Rhizom fleischige Schuppen, die sich aus Niederblättchen umgewandelt haben und eine Speicherfunktion für Wasser besitzen. Die Aufrechte Schuppenwurz ist damit völlig unabhängig von Niederschlägen, insofern die Wirtspflanze ausreichende Mengen an Wasser fördern kann.

Blüten

Erst in einem Alter von etwa 10 Jahren ist der Vollschmarotzer dazu in der Lage, selbst Blüten zu produzieren und sich damit zu vermehren. Sobald die Schneeschmelze einsetzt und die Wirtsbäume wieder mit dem Transport von Wasser in ihre Triebe beginnen, ist auch die Zeit der Schuppenwurzblüte gekommen. Die unterirdisch lebende Pflanze treibt einen 10 bis 30 cm langen Blütenspross aus.

Schuppenwurz, Lathraea squamaria ist eine außergewöhnliche Pflanze

Die einzelnen rosa bis violett gefärbten, schuppigen Blüten sind in einer Traube angeordnet und leicht behaart. Hauptsächlich werden die Blüten durch Insekten bestäubt. Weil sie aber so früh im Jahr blüht – oft ist es erst März – ist die Lathraea nicht ausschließlich auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Bleiben die ersten Hummeln oder Bienen noch aus, bestäubt alternativ der Wind die Blüten.

Nicht immer treibt die Blüte auch bis an die Erdoberfläche. Wird es im Frühjahr noch einmal sehr kalt, können Schuppenwurzen auch in der Erde blühen und Samen produzieren, da sie in der Lage sind, sich selbst zu befruchten.

Früchte/Samen

Sind die Blüten bestäubt, bilden sich nach kurzer Zeit eiförmige Fruchtkapseln mit Samen. Diese haben eine Größe von etwa ein bis zwei Millimeter und werden durch den Wind und Wasser verbreitet. Da die eiförmigen Samen mit einem kammförmigen Anhängsel ausgestattet sind, das gerne von Ameisen gefressen wird, tragen auch diese Tiere zur Verbreitung von Schuppenwurzen bei. Nach dem Ausstreuen des Saatgutes stirbt der Blütenspross ab.

Schuppenwurz besitzt keine Blätter

Die Samen müssen in diesem Fall nicht weit verbreitet werden. Es ist sogar günstiger, wenn sich die Nachkommen ganz nah bei der Mutterpflanze und damit dem Wirt bleiben, denn so können auch sie die Wurzeln des Baumes direkt anzapfen. Die Samen müssen allerdings möglichst nah an die Wurzel des Wirtes gelangen, denn nur wenn die Distanz weniger als einen Zentimeter beträgt, hat das Saatgut überhaupt eine Chance zu keimen.

Bevorzugte Wirtspflanzen

Die Aufrechte Schuppenwurz zapft nicht wahllos andere Wirtspflanzen an, um sich an deren Säften zu bedienen. Bevorzugt findet man die Schmarotzerpflanze auf bestimmten Baumarten. Wo diese wachsen, ist die Chance groß, auch auf die versteckt lebende Schuppenwurz zu treffen.

  • Buchen
  • Erlen
  • Haseln
  • Ulmen
  • Pappeln
  • gelegentlich auch Nadelbäume (Fichten)

Standort

Standort und Verbreitung

Die Gewöhnliche Schuppenwurz kommt in ganz Deutschland und vereinzelt auch in anderen Teilen Europas und West-Asiens vor. In vielen Gebieten ist die Pflanze bereits vom Aussterben bedroht. Sie kommt meist in feuchten Laubmischwäldern oder Auenwäldern vor. Da die Pflanze selbst keine Fotosynthese betreibt, kommt sie mit sehr dunklen Standorten, auf denen sonst kaum oder keine Pflanzen mehr wachsen können, bestens zurecht.

  • halbschattig
  • schattig
  • feuchte, dunkle Wälder und Schluchten
  • bis 1500 m Höhe

Boden

Die Schuppenwurzen selbst stellen keine besonderen Ansprüche an den Boden. Sie haben auch mit feuchten Substraten keinerlei Probleme. Allerdings wachsen die Parasiten nur dort, wo ihre Wirte bevorzugt vorkommen, also in feuchten bis frischen Laubwäldern oder am Waldrand.

  • feucht bis frisch
  • humos und nährstoffreich
  • kalkverträglich

Kultivierung

Fast alle Mitglieder der Sommerwurzgewächse leben teilweise oder gänzlich vom Parasitismus und werden aufgrund der Problematik bei der Anzucht nur selten im kommerziellen oder gärtnerischen Anbau angetroffen. Prinzipiell ist es jedoch möglich, Teile des Rhizoms zu entnehmen und an einem anderen Standort an den Wurzeln einer neuen Wirtspflanze anzusiedeln.

Schuppenwurz mit Blütentraube

Die Samen des Vollparasiten können natürlich nicht im Topf auf der Fensterbank vorgezogen werden, da Schuppenwurzen von Anfang an als Schmarotzer leben. Auch sie müssen direkt an einer geeigneten Wirtswurzel platziert werden. Wichtig dabei ist zum einen, dass die richtige Wirtspflanze ausgewählt wird. Zweitens muss der Samen sehr genau positioniert werden.

  • Wurzeln eines bevorzugten Baumes freilegen
  • die Wurzel darf noch nicht verholzt sein
  • zu dünne Wurzeln sterben ab, wenn sie angezapft werden
  • der Abstand darf nicht mehr als einen Zentimeter betragen

Die Pflanze wächst nicht besonders schnell und benötigt zudem keine großen Mengen an Pflanzensäften zur eigenen Ernährung. Deshalb ist nicht zu befürchten, dass der Wirtsbaum Schaden nimmt. Sie kann daher auch an noch relativ jungen Bäumen angesiedelt werden. Beim Umsiedeln oder Schneiden des Rhizoms der Lathraea squamaria sollten vorsichtshalber Handschuhe getragen werden. Zwar ist die Pflanze nur schwach giftig, empfindliche Menschen können aber auf austretende Säfte empfindlich reagieren.

Pflege

Hat der Samen der Lathraea squamaria erst einmal gekeimt und die Verbindung zu einer Wurzel des Wirtsbaumes geschaffen, benötigt er keinerlei spezielle Behandlung oder Pflege. Solange es der Wirtspflanze gut geht und diese ausreichende Mengen an Licht, Nährstoffen und Wasser bekommt, geht es auch der Schmarotzerpflanze gut.

Schuppenwurz mit rosa-violetten Blüten

Überwinterung

Die Schuppenwurz gehört zu den Geophyten. Wie auch Zwiebel- oder Knollenpflanzen überdauert die Pflanze den Winter in ihrem reichlich verzweigten Rhizom, das bis zu einem Meter tief unterhalb der Erdoberfläche liegt. Vor Frösten schützt eine dicke Schicht Laub, das im Herbst von der Wirtspflanze herunterfällt. Im Hausgarten sollten daher heruntergefallene Blätter über den Winter liegen bleiben.

Gift- und Heilwirkung

In der Medizin oder der Naturheilkunde hat die bizarre Pflanze kaum Bedeutung. Früher wurde die Lathraea squamaria gegen Fallsucht eingesetzt. Man sagte ihr außerdem eine Heilwirkung bei Zahnproblemen nach und setzt sie gelegentlich bei Epilepsie ein. Wegen des Wirkstoffs Aucubin wird die Pflanze als schwach giftig eingestuft.

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