Birnbaum schneiden: Anleitung & Tipps
Durch regelmäßige Schnittmaßnahmen bleibt der Birnbaum viele Jahrzehnte vital. Ein optimal ausgeführter Schnitt sorgt auch dafür, dass der Baum alljährlich viele leckere Früchte trägt.
Auf den Punkt gebracht
- Mitteltrieb und drei Seitentriebe als Gerüst aufbauen
- in Folgejahren Konkurrenztriebe und ungünstig wachsende Triebe entfernen
- Erhaltungsschnitt: überhängende, vertrocknete und ungünstig wachsende Zweige entfernen
- zwischen Januar und April oder Ende Juli/Anfang August schneiden
- scharfes, desinfiziertes Werkzeug verwenden
Inhaltsverzeichnis
- Birnbaum von Anfang an schneiden
- Der optimale Schnittzeitpunkt
- Winterschnitt
- Sommerschnitt
- Geeignetes Schnittwerkzeug
- Anleitung für einen Pflanzschnitt
- Anleitung für den Erziehungsschnitt
- Anleitung für einen Erhaltungsschnitt
- Lange ungeschnittenen Birnbaum schneiden
- Schnittumfang
- Fruchtansatz reduzieren
- Häufig gestellte Fragen
Birnbaum von Anfang an schneiden
Es liegt auf der Hand, dass Birnbäume, die am Spalier wachsen sollen, schon früh nach der Pflanzung in Form gebracht werden müssen. Aber auch freiwachsende Birnbäume müssen Sie bereits ab dem erstem Standjahr schneiden. Ziel der ersten Schnittmaßnahmen ist es, das Kronenwachstum zu lenken. In der Praxis hat sich der Pyramidenschnitt bewährt. Ist die Krone aufgebaut, sollte der Obstbaum weiter geschnitten werden. So bleibt die Form erhalten und der Baum wird als Ganzes verjüngt.
Der optimale Schnittzeitpunkt
Damit ein Birnbaum nicht aus der Form gerät und die Erntemenge konstant bleibt, muss er jedes Jahr geschnitten werden. Für diese Obstbaumart sind zwei Schnitte typisch: der Winter- und der Sommerschnitt. Welcher Schnitt durchgeführt wird, hängt von vielen Faktoren ab. Zum Beispiel vom Zweck des Schnitts und von der Veredelungsunterlage. Manchmal kann es notwendig sein, beide Schnitte zu kombinieren. Damit die Schnittwunden besser verheilen, sollten Sie einen frostfreien, bedeckten und trockenen Tag wählen.
Winterschnitt
- zwischen Januar und April
- starker Rückschnitt möglich
- fördert den Neuaustrieb
- wird am häufigsten praktiziert
- ideal für schwachwachsende Unterlagen
Sommerschnitt
- ab etwa Ende Juli/Anfang August
- das Triebwachstum muss bereits abgeschlossen sein
- zurückhaltender Schnitt, um den Baum nicht zu schwächen
- bremst das Wachstum des Birnbaums
- lässt mehr Sonne in die Krone
- auch nach dem Winterschnitt, wenn zu viele Leitäste abgeschnitten wurden
- ideal für starkwachsende Unterlagen
Wenn Ihr Birnbaum nur alle zwei Jahre gut trägt, sollten Sie ihn im Winter nach einem schwachen Erntejahr schneiden. Dieser Schnitttermin kann die Auswirkungen der sog. Alternanz abmildern.
Geeignetes Schnittwerkzeug
Welches Werkzeug beim Schneiden einer Birne zum Einsatz kommen muss, hängt davon ab, wie dick die zu entfernenden Äste sind. Ein junger Birnenbaum hat so dünne Zweige, dass noch eine Gartenschere genügen mag. Später muss eine Astschere hinzukommen. Sehr dick Äste schneiden Sie mit einer ausreichend großen und langen Säge.
Für jedes Werkzeug gilt:
- für glatte Schnittflächen nur geschärft verwenden
- vor und nach Schneiden desinfizieren
Um sich selbst vor möglichen Verletzungen zu schützen, sollten Sie beim Schneiden lange Kleidung und Gartenhandschuhe tragen.
Anleitung für einen Pflanzschnitt
Der junge, heranwachsende Baum soll eine schöne, luftige Krone bekommen. Diese sollte aus einem Mitteltrieb und drei kräftigen Seiten-/Leittrieben bestehen.
- senkrechten, geraden Mitteltrieb auswählen
- drei Seitentriebe als weitere Gerüsttriebe festlegen
- Seitentriebe um ein Drittel einkürzen, auf gleiche Höhe
- oberste Knospe sollte nach außen zeigen
- vom Mitteltrieb abspreizen
- mit einem Stück Holz, im Winkel von 45-60°
- Mitteltrieb einkürzen
- er sollte über die Seitenäste einen 90-120° Winkel bilden
Wenn der Baum beim ersten Schnitt schon etwas älter ist, können Sie steil aufragende Äste auf einen flacheren Seitentrieb umleiten.
Anleitung für den Erziehungsschnitt
Der Grundstein für den Kronenaufbau wurde mit dem Pflanzschnitt gelegt. In den Folgejahren werden sich neue Triebe bilden. Es ist erforderlich, den Birnbaum je nach Wuchs noch vier bis sechs Jahre zu erziehen, damit die Krone dauerhaft die angedachte Form annimmt.
- nach innen und senkrecht wachsende Triebe entfernen
- mit dem Gerüst konkurrierende Triebe entfernen
- flach wachsende Seitentriebe stehen lassen
- alle Gerüsttriebe einkürzen (Umfang wie im Pflanzjahr)
- die letzte Knospe des Mitteltriebes sollte in einer anderer Richtung zeigen als im Vorjahr
- ab dem drittem Standjahr flache Fruchttriebe verschlanken
- dicht stehende Fruchttriebe auf 10-20 cm Abstand auslichten
Anleitung für einen Erhaltungsschnitt
Damit die Äste nicht überaltern, sollte altes Fruchtholz regelmäßig entfernt werden. Dadurch werden neue Triebe gefördert. Sie zeigen sich hauptsächlich am Scheitelpunkt der alten Fruchthölzer. Nach etwa zwei Jahren tragen sie erste Blüten und Früchte.
- ideal ist ein Winterschnitt
- überhängende Zweige entfernen
- knapp über einem jungen Neuaustrieb schneiden
- vertrocknete und beschädigte Zweige abschneiden oder einkürzen
- nach innen wachsende Zweige komplett entfernen
- überkreuzende Triebe auslichten
- Krone bei Bedarf etwas auslichten
Lange ungeschnittenen Birnbaum schneiden
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Birnbäume viele Jahre lang nicht geschnitten werden. Die Gründe dafür können vielfältig sein, z.B. Zeitmangel oder Unkenntnis über den richtigen Schnitt. Das Ergebnis ist fast immer eine völlig aus der Form geratene Krone. Der Mitteltrieb ist kaum noch zu erkennen, dafür sieht man viele besenartige Triebe. Die Vernachlässigung führt auch fast immer zu einer Minderung des jährlichen Ernteertrages.
- Schnittmaßnahmen auf 2-3 Jahre verteilen
- Mitteltrieb wieder befreien
- steil wachsende Konkurrenztriebe entfernen
- andere Steiltriebe ableiten
- auf nach außen wachsendem Jungtrieb
Schnittumfang
Was weg muss, muss weg! Das sind abgestorbene Zweige und solche, die nach innen wachsen oder sich kreuzen. Auch stark vermooste Zweige sollten abgeschnitten werden. Ansonsten müssen Sie beim Schneiden das rechte Maß finden. Denn ein Birnbaum ist stets bestrebt, schnell ein Gleichgewicht zwischen Wurzel- und Astmasse herzustellen. Je stärker Sie schneiden, desto stärker wird der Neuaustrieb. Deswegen sollten Sie Äste, die Sie nicht komplett entfernen wollen, nicht einfach auf jede beliebige Höhe einkürzen. Dann ist mit vielen neuen Trieben zu rechnen, die die Krone noch dichter werden lassen, als sie vor dem Rückschnitt war.
- ältere Äste möglichst ganz entfernen
- alternativ um etwa ein Drittel zurückschneiden
- direkt am Seitenzweig oder am Mitteltrieb
- gilt auch für waagerecht und schräg wachsende Jungtriebe
Bei dieser Vorgehensweise fließt die Wuchsenergie des Baumes nicht in viele neue Triebe, sondern in den Seitentrieb. Neutriebe bleiben weitgehend aus, der Seitentrieb wird gestärkt.
Fruchtansatz reduzieren
Ergänzend zu den Schnittmaßnahmen sollten Sie auch den Fruchtansatz im Auge behalten. Denn es geht nicht nur darum, möglichst viele Früchte zu ernten. Diese sollten auch ausreichend groß sein, wie es für die Sorte typisch ist. Diese Baumart setzt sehr viele Früchte an, wirft dann im Laufe des Monats Juni einen Teil der noch jungen Exemplare ab, die nicht ausreichend versorgt werden können. Verbleiben auch danach noch viele Fruchtansetze pro Fruchtstand, sollten Sie sie händisch auf zwei bis drei Stück reduzieren. Dadurch konzentriert sich die Energie auf die verbleibenden Früchte, sie werden aromatischer und größer.
Häufig gestellte Fragen
Bei einer lichtdurchlässigen Krone kann das Laub nach einem Regenfall schneller abtrocknen. Dadurch ist der Baum weniger anfällig für Pilzkrankheiten. Außerdem reifen die Birnenfrüchte besser, wenn sie nicht beschattet werden.
Die meisten Früchte hängen an zweijährigen Trieben. Deswegen ist es so wichtig, den Baum mit Schnittmaßnahmen regelmäßig zu verjüngen.
Ist der Erziehungsschnitt abgeschlossen, genügt es, den Birnbaum alle drei bis fünf Jahre zu schneiden.