Samen richtig lagern: Keimfähigkeit erhalten
Selbst gesammelte oder gekaufte Samen sind für den Gärtner die Grundlage für die nächste Gartensaison, wenn man Sie richtig lagern tut. So bleibt die Keimfähigkeit mancher Arten über Jahrzehnte erhalten.
Auf den Punkt gebracht
- Keimfähigkeit der Samen bleibt auch bei guter Lagerung begrenzt
- Behälter immer mit Art und Jahr der Sammlung beschriften
- trocken und kühl lagern
- dichte Behälter wählen, um Schädlingen und Feuchtigkeit vorzubeugen
- einfrieren ist möglich, jedoch mit einem großen Aufwand verbunden
Inhaltsverzeichnis
Keimfähigkeit beachten
Kein Saatgut ist unter normalen Lagerbedingungen unbegrenzt haltbar. Insbesondere Doldenblütengewächse, wozu beispielsweise Karotte, Petersilie oder Pastinake gehören, haben eine kurze Keimfähigkeit. Durchschnittlich sinkt die Keimrate der Samen noch ein bis zwei Jahren schon auf 50 %. Zwiebelgewächse wie Lauch oder Frühlingszwiebeln haben ebenfalls eine kurze Keimrate und Sie sollten das Saatgut immer schnell verbrauchen.
Lange hingegen halten folgende Samen:
- Kürbisgewächse
- Tomaten
- Auberginen (bei einigen Sorten über 20 Jahre haltbar)
- Mangold
- Rote Beete
- Senf (über 40 Jahre haltbar)
Saatgut beschriften
Bevor es an die optimale Lagerung geht, sollten Sie immer das Saatgut beschriften. Hier ist die Jahreszahl, in der es gesammelt wurde, besonders wichtig. Oftmals wird Saatgut gesammelt und ohne Beschriftung lässt sich nur anhand der Samen oft nicht einmal mehr die Art erkennen.
Legen Sie sich zu den Behältern oder Tüten, in denen Sie das Saatgut sammeln oder aufbewahren, immer eine Rolle Malerkrepp. Das Band lässt sich leicht beschriften und klebt gut auf unterschiedlichen Oberflächen.
Achten Sie beim Sammeln immer darauf, möglichst von einwandfreien Früchten die ersten reifen Samen abzunehmen. Diese Samen sind genetisch bereits auf eine etwas frühere Samenreife programmiert. So können Sie beispielsweise bei den Tomaten bei einer konsequenten Ernte der ersten Frucht zur Samenvermehrung die Reife in den nächsten Jahren um einige Wochen verfrühen.
Temperatur
Die optimale Lagertemperatur für Saatgut ist 10 °C. Die Temperatur kann leicht darunter liegen, allerdings nicht darüber, da die Wärme den Keimling schädigen kann, wenn er keine Möglichkeit zum Keimen hat.
Optimal sind beispielsweise kühle Vorräume oder ein trockener Keller. Ein Dachboden ist aufgrund der hohen Temperaturschwankungen ungeeignet.
Klima
Lagern Sie Saatgut immer trocken. Dies kann mitunter bei den benötigten kühlen Temperaturen zu Problemen führen. Feuchte Luft kann allerdings bei Lichtkeimern dazu führen, dass sie zu wachsen beginnen. Zudem begünstigt ein feuchtes Milieu die Bildung von Schimmel und Bakterien auf den Samenkörnern, die später dem Keimling oder der Pflanze schaden können. Optimal ist eine Luftfeuchtigkeit von maximal 60 %.
Das Saatgut sollte vor der Einlagerung immer vollständig durchgetrocknet sein. Ideal ist eine Temperatur um 20 °C, um das Saatgut zu trocknen.
Sammeln Sie die kleinen Päckchen mit Silica-Gel, wie sie häufig Kleidung, Schuhen oder Elektrogeräten im Karton beigelegt sind, und legen Sie in die Saatgutbehälter. Das Gel nimmt die Feuchtigkeit auf und hält sie von den Samen fern.
Behälter
Lagern Sie die Samen in möglichst dichten Behältern. Sie müssen zwar nicht zwingend dunkel sein, damit die Samen vor Licht geschützt sind, dichte Lagerbehälter können dabei helfen, Schädlingen oder Feuchtigkeit vorzubeugen.
Vor allem Schädlinge können ein großes Problem sein, denn sie können den Großteil des Saatguts vernichten. Versuchen Sie, die Samen möglichst getrennt etwa nach Pflanzenfamilien zu lagern, um ein Übergreifen auf andere Samen zu verhindern.
Folgende Schädlinge sind bei der Lagerung problematisch:
- Bohnenkäfer
- Erbsenkäfer
- Motten
- Kornkäfer
Achten Sie beim vor dem richtigen lagern der Samen bereits auf Schädlinge. Insbesondere bei Bohnen und Erbsen befinden sich die Schadinsekten bereits in den Samenkörnern. Bevor Sie das Saatgut in den dafür vorgesehen Behälter legen, lagen Sie die Samen während der Trocknung etwas wärmer. Dadurch schlüpfen die Käfer und Sie können kontaminierte Samen sofort samt Schädling entsorgen.
Bei Bohnen und Erbsen hat es sich bewährt, wenn Sie die Samen in kleinen Portionen in geeignete Beutel vakuumieren. Dadurch bleibt die Kontamination auf den jeweiligen Beutel begrenzt.
Saatgut einfrieren
Viele Hobbygärtner kennen das Svalbard Global Seed Vault. Dabei handelt es sich über eine riesige Saatgutbank in Norwegen, wo bei -18 °C verschiedenstes Saatgut aus aller Welt für den Notfall gelagert wird. Die Keimfähigkeit kann bei Saatgut über Jahrzehnte erhalten werden und theoretisch ist es möglich, dies auch selbst mit einem Tiefkühlgerät nachzustellen. Bei einigen Arten, wie Doldenblütlern kann dies durchaus sinnvoll sein, allerdings ist diese Methode für Privatanwender mit viel Aufwand und Probleme verbunden.
Mögliche Probleme:
- Frostschäden durch nicht vollständig durchgetrocknetes Saatgut
- Bildung von Kondenswasser beim Öffnen des Behälters
- Verzögerung der Keimung durch längeren Anpassungsprozess an Umgebungstemperatur
Wenn Sie Saatgut einfrieren möchten, ist es wichtig, dass Sie während der Trocknung dem Samen Feuchtigkeit entziehen. Dies gelingt nicht bei einer Trocknung bei trockenem Raumklima, da die Luft noch zu viel Feuchtigkeit enthält. Legen Sie die Samen in einen dichten Behälter mit Silica-Gel, das Sie in größeren Mengen im Handel erwerben können.
Häufig gestellte Fragen
Bei älterem Saatgut ist es sinnvoll, vor der Aussaat eine Keimprobe zu machen. Dazu geben Sie etwa 10 bis 20 Samenkörner auf ein feuchtes Küchenpapier und legen es in einen verschlossenen Gefrierbeutel. Damit ein Saatgut als keimfähig gilt, müssen mindestens 60 % der Samen keimen.
In der Regel sollten Sie auf jeder Saatgutpackung einen Aufdruck finden, wann das Saatgut abgefüllt wurde bzw. wie lange es haltbar ist. Mindestens eine dieser Informationen ist angegeben. Zusätzlich gibt es noch eine Information zur Keimfähigkeit, denn diese liegt selbst bei gekauften Arten nicht immer bei 100 %.
Es gibt unterschiedliche Methoden, selbst älteres Saatgut noch zum Keimen zu bringen. Eine Methode ist die Stratifikation. Dabei werden Kältekeimer gezielt einer optimalen Temperatur ausgesetzt, damit der Keimreiz angeregt wird. Daneben gibt es die Fermentation, bei der wie bei der Tomate beim Sammeln das Saatgut einige Tage in Wasser gelegt wird, damit sich die schützende Schicht um die Samen löst, die eine Keimung hemmt. Hilfreich für den Start ist auch das Vorquellen in lauwarmem Wasser oder das Anrauen der Samenhülle mit Schleifpapier bei größeren Samenkörnern.