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Rainfarn als biologischer Pflanzenschutz: Kartoffelkäfer & Co

Rainfarn als biologischer Pflanzenschutz: Kartoffelkäfer & Co - Titelbild

Rainfarn ist vielen Hobbygärtnern ein Dorn im Auge, da er sich im Garten schnell ausbreitet. Lassen Sie ihn jedoch stehen, dient er verarbeitet als natürlicher Pflanzenschutz gegen zahlreiche Schädlinge.

Video-Tipp

Auf den Punkt gebracht

  • Rainfarn enthält das Nervengift Thujon
  • hilft gegen viele Schädlinge
  • tötet auch Nützlinge
  • Rainfarn als biologischer Pflanzenschutz nur zu bestimmten Zeiten und bei Bedarf

Rainfarn

Rainfarn (Tanacetum vulgare) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Wucherblumen (Tanacetum). Wie bei vielen Arten aus dieser Pflanzengattung, ist auch beim Rainfarn der Gattungsname Programm, denn die mehrjährige, krautige Pflanze ist stark wuchernd. Deshalb wird Rainfarn oft als Unkraut bekämpft. Demgegenüber steht seine Wirkung als natürlicher Pflanzenschutz.

Rainfarn (Tanacatum vulgare)

Rainfarn als biologischer Pflanzenschutz

Rainfarn enthält viele ätherische Öle, die nicht nur für seinen Geruch, sondern auch für seine Funktion als natürlicher Pflanzenschutz verantwortlich sind. Besonders hervorzuheben sind die enthaltenen Thujone, die auch unter dem Namen Absinthol bekannt sind. Da es sich bei den Substanzen um Nervengifte handelt, sollten Rainfarn nur als biologischer Pflanzenschutz angewendet werden. Vom Verzehr der Pflanze wird dringend abgeraten, da es zu schweren Vergiftungen kommen kann.

Die Thujone sind ebenfalls der Grund, warum Rainfarn als biologischer Pflanzenschutz nicht selektiv wirkt. Das heißt, dass die Anwendung von Tanacatum vulgare nicht nur Schädlinge, sondern auch Nützlinge vernichtet. Um Letztere vor den giftigen Substanzen zu schützen, sollten Sie Rainfarn

  • nur bei Bedarf oder zu bestimmten Jahreszeiten anwenden,
  • nur abends spritzen (Bienenflug) und
  • das Spritzmittel nicht auf dem Kompost entsorgen.
Pflanzen besprühen

Thujon wird zwar unter UV-Einwirkung mit der Zeit unschädlich, allerdings liegen die sog. Wartezeiten zwischen 12 Tagen und guten vier Wochen. Daher sollten Sie Früchte von Obst- und Gemüsepflanzen, die während dieser Zeitspanne mit Rainfarn behandelt worden sind, nicht verzehren. Liegt die Wartezeit außerhalb der Fruchtbildung bzw. der Erntezeit, besteht für den Menschen kaum Gefahr.

Darreichungsformen

Rainfarn als natürlicher Pflanzenschutz kommt als Jauche, Tee oder Brühe zum Einsatz. Die oberirdischen Pflanzenteile werden manchmal als Kontaktgift verwendet.

Rainfarnbrühe

Für die Zubereitung brauchen Sie:

  • 300 Gramm frischen oder 30 Gramm getrockneten Rainfarn
  • 10 Liter Wasser

Weichen Sie den Rainfarn 24 Stunden im Wasser ein. Danach lassen Sie das Gemisch für 20 Minuten köcheln. Zum Abkühlen decken Sie die Brühe zu. Im abkühlten Zustand seihen Sie die Pflanzenreste ab. Drücken Sie diese anschließend gut aus.

Zum Gießen wird die Brühe unverdünnt verwendet. Kommt sie als Spritzmittel zum Einsatz, muss sie in der Regel verdünnt werden.

Mulchen mit Rainfarn (Tanacetum vulgare) als Hausmittel gegen Schnecken

Tipp: Da der Anteil der Wirkstoffe in den Blüten am höchsten ist, sollten Sie blühenden Rainfarn verwenden. Die Blütezeit ist vom Juni bis September.

Rainfarntee

Für einen Rainfarntee übergießen Sie 30 Gramm getrocknete oder 300 Gramm frische Rainfarnblüten mit einem Liter kochendem Wasser. Nach einer Ziehzeit von 24 Stunden ist der Tee einsatzbereit.

Rainfarn anwenden

Da es sich bei Rainfarn um ein Nervengift handelt, hilft es gegen eine Vielzahl von Schädlingen. Nichtsdestotrotz sollten Sie Brühe, Tee oder Jauche vorsichtig anwenden. Im Akutfall kommt Rainfarn mehrmals hintereinander und ungefähr alle drei bis fünf Tage zum Einsatz. Sind Sie sich unsicher, ob Sie die Spritzkur weiter fortfahren sollen, gilt die Regel, weniger ist mehr.

Käfer und Flöhe

Erdbeerblütenstecher (Anthonomus rubi) und Himbeerkäfer (Byturus tomentosus)

Die Himbeerkäfer fressen Blatt- und Blütenknospen an. Der Erdbeerblütenstecher hat es auf die Blüten von Erdbeeren abgesehen. Gegen beide Käfer ist eine Brühe aus Rainfarn zu folgenden Zeitpunkten hilfreich:

  • im Frühjahr zur Knospen- bzw. Blütezeit
  • im Herbst nach der Ernte
Himbeerkäfer (Byturus tomentosus)
Himbeerkäfer (Byturus tomentosus)

Erdflöhe (Psylliodes)

Erdflöhe sind kleine Blattkäfer, die durch ihren Blattfraß großen Schaden bei Keimlingen und Jungpflanzen anrichten können. Zur Vorbeugung Rainfarntee oder -brühe zweimal pro Woche spritzen. Im Akutfall mit der Brühe gießen.

Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata)

Kartoffelkäfer fressen die Blätter von Kartoffelpflanzen, was zum Absterben der Pflanze führt. Eine bewährte Maßnahmen gegen die Käfer ist, Rainfarn neben Kartoffeln zu setzen. Denn Kartoffelkäfer der Geruch schreckt die Käfer ab.

Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata)

Milben

Erdbeermilbe (Tarsonemus pallidus fragariae)

Bekämpfung:

  • Blattober- und -unterseite mit Rainfarntee spritzen
  • mehrmals im Abstand von drei bis vier Tagen
  • frühestens im Mai beginnen
  • erneut nach der Ernte spritzen
  • Mindesttemperatur: 10 Grad Celsius
Erdbeermilbe (Tarsonemus pallidus fragariae)

Brombeergallmilbe (Acalitus essigi) und Himbeerblattmilbe (Phyliocoptes gracilis)

  • nach dem Schnitt im Herbst (einmal) und im Frühjahr (zweimal) mit Rainfarntee plus Algenkalk spritzen
  • Brühe im Frühjahr und Herbst anwenden, ggf. mit zweifacher Wassermenge verdünnen

 Johannisbeergallmilbe (Cecidophyophis ribis)

  • Rainfarnbrühe im Winter und Frühjahr unverdünnt spritzen
  • Brühe zur Nachblütenspritzung ein- bis zweifach verdünnen
  • Rainfarntee vor und nach der Blüte spritzen

Obstbaumspinnmilbe (Rote Spinne, Panonychus ulmi)

Obstbaumspinnmilben befallen eine Reihe von Obstsorten wie zum Beispiel

  • Apfel
  • Birne
  • Johannisbeere
  • Orange
  • Stachelbeere
  • Pflaume
Obstbaumspinnmilbe (Rote Spinne, Panonychus ulmi)

Gegen die Plage kommt eine Brühe aus Rainfarn im Frühjahr und Herbst zum Einsatz.

Wurzelmilben (Rhizoglyphus sepc.)

Stellen Sie bei der Lagerung von Knollen Fraßmehl fest, tauchen Sie die Zwiebeln und Knollen für 30 Minuten in Rainfarntee.

Die bevorzugten Wirtspflanzen sind:

  • Liliengewächse, insbesondere Lauch (Allium) oder Lilien (Lilia)
  • Freesien
  • Hyazinthen
  • Gladiolen
  • Kartoffeln
  • Möhren

Pilze

Amerikanischer Stachelbeermehltau (Sphaerotheca mors-uvae)

Der Amerikanische Stachelbeermehltau befällt neben Stachelbeeren auch Johannisbeeren. Zum Schutz der Sträucher

  • mulchen Sie mit Rainfarn
  • spritzen Sie vor dem Austrieb eine Teemischung aus Brennnessel, Rainfarn und Ackerschachtelhalm
Amerikanischer Stachelbeermehltau (Podosphaera mors-uvae)

Echter Mehltau (Erysiphaceae)

Echte Mehltaupilze befallen viele Zier- und Nutzpflanzen. Gegen die Pilze kommt Rainfarn

  • vorbeugend als Brühe zum Einsatz
  • als Tee zum Spritzen bei infizierten Astern und Phlox
Echter Mehltau (Erysiphaceae)

Pflanzenläuse

Blattläuse (Aphidoidea)

Angesichts der 800 Blattlausarten, die allein in Mitteleuropa vorkommen, bleibt kaum eine Pflanze von den Schädlingen verschont. Gegen die Plage hilft:

  • Bekämpfung: mit Rainfarntee spritzen
  • abwehrende Maßnahme bei Bäumen: Rainfarnzweige auf Baumscheiben legen
Blattläuse (Aphidoidea)

Schildläuse (Coccoidea)

Schildläuse befallen eine Vielzahl von Pflanzen, wie zum Beispiel

  • Aralien
  • Feigen (Ficus)
  • Oleander
  • Orchideen
  • Palmen

Stellen Sie einen Befall fest, können Sie die Plage mit einer Brühe aus Rainfarn bekämpfen, indem Sie die Pflanzen damit spritzen.

Schildläuse (Coccoidea)

Hinweis: Da Schildläuse auf der Blattunterseite sitzen, ist es bei diesen Pflanzenläusen besonders wichtig, diese zu spritzen.

Wurzelläuse

Sogenannte Wurzelläuse leben im Wurzelbereich von Pflanzen, obwohl sie zu den Blattläusen gehören. Gegen die Plage hilft

  • im Beet: Pflanzen im Wurzelbereich mit Rainfarnbrühe gießen
  • Topfpflanzen: Wurzelbereich freilegen und mehrmals mit der Brühe (20 Gramm pro Liter) angießen oder die Wurzeln eintauchen.

Schmetterlinge (Lepidoptera)

Erdraupen

Als Erdraupen werden die Raupen verschiedener Eulenfalterarten bezeichnet. Sie fressen an den Wurzeln zahlreicher Kulturpflanzen. Gegen die Raupen hilft:

  • bei Befall: Pflanzen mit Raifarntee spritzen oder mit Rainfarnbrühe gießen
  • vorbeugend: Jungpflanzen in eine Brühe aus Rainfarn tauchen

Fliegende Schmetterlinge

Der Einsatz einer Brühe aus Rainfarn wirkt abschreckend auf

  • Apfelwickler (Cydia pomonella)
  • Frostspanner (Operophtera brumata)
  • Kohlweißling (Pieris brassicae)
Schmetterlingsarten
Apfelwickler, Frostspanner & Kohlweißling (v.l.n.r.)

Häufig gestellte Fragen

Hilft Rainfarn auch gegen Milben an Stachelbeeren?

Rainfarntee eignet sich zum Spritzen von Stachelbeeren. Setzen Sie den Tee im Frühjahr und Herbst ein.

Kann ich Rainfarn das ganze Jahr über einsetzen?

Da Rainfarntee (-brühe, -jauche) auch Nützlinge tötet, sollten Sie ihn nicht das ganze Jahr über vorbeugend einsetzen. Tritt jedoch ein Befall auf, können Sie den natürlichen Pflanzenschutz jederzeit, also unabhängig von der Jahreszeit, anwenden. Dies gilt insbesondere für Blattläuse, Erdraupen und Wurzelläuse.

Wie lange ist Rainfarnsud haltbar?

Rainfarnsud, oft auch als Rainfarntee bezeichnet, ist einige Wochen haltbar. Lagern Sie den Sud an einem kühlen Ort. Ideal ist es, wenn Sie den Tee in dunkle Flaschen abfüllen.

Autor
Michelle ist mit vielen Haus- und Hoftieren auf dem Bauerngut ihrer Eltern aufgewachsen. Nebenbei kümmert sich die Vegetarierin hingebungsvoll um ihre Kräuter- und Gemüsebeete. Sie notiert ihr erworbenes Wissen und teilt es gerne mit den Plantopedia-Lesern und Leserinnen.
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