Rinde löst sich vom Stamm: was tun?
Wenn sich Rinde vom Stamm löst, ist das ein besorgniserregender Anblick. Ruhe bewahren ist das Gebot der Stunde und das Symptom näher untersuchen. Denn jede mögliche Ursache verlangt maßgeschneiderte Lösung.
Auf den Punkt gebracht
- mögliche Ursachen: Wildverbiss, Sonnenbrand, Frostschaden, Gummifluss, Verletzungen
- auch diverse Pilzerkrankungen: Obstbaumkrebs, Rindenbrand, Rindenschorf und Fäule
- Erste-Hilfe-Maßnahmen: Wunde ausschneiden, desinfizieren, ggf. Druckverband anlegen
- je nach Ursache zusätzlich: weißer Stammanstrich, biologisches Fungizid, Drahtmanschette u. A.
- Baum mit Pflanzenmittel stärken, Pflege optimieren
Inhaltsverzeichnis
Fäulepilze
Fäulepilze lassen sich in der Regel an absterbenden Bäumen finden. Doch auch Stammverletzungen, große offene Wunden und nicht entfernte tote Äste am Baum können Weiß- oder Braunfäule verstärkt auftreten lassen. Ein mögliches Symptom ist aufgeplatzte, sich ablösende Rinde.
- Wunden bis ins gesunde Holz zurückschneiden
- desinfizieren
- mit biologischem Fungizid behandeln
Tipp: Größere Wunden am Stamm können die Standsicherheit beeinträchtigen. Holen Sie sich für die Beurteilung professionelle Hilfe, um spätere Umsturzschäden zu vermeiden.
Mehr über Fäulnispilze und andere Baumkrankheiten
Fraßschaden
Mitten in einem Stadtgarten sind Fraßschäden kaum zu erwarten. Doch am waldnahen Stadtrand können sich durchaus „wilde“ Tiere blicken lassen, insbesondere nachts. Spuren von Wildverbiss sind deutlich als solche zu erkennen. Bei größeren Schäden löst sich die Rinde vom Stamm ab. Betroffen sind vor allem junge Bäume, da deren Rinde den Wildtieren anscheinend besonders gut schmeckt.
- Wunde desinfizieren
- bei leichtem Verbiss auf natürlichen Wundverschluss setzen
- bei schwerem Schaden Druckverband anlegen
- Jungbaum mit Pflanzenmitteln stärken
- vorbeugend schützende Drahtmanschette um den Stamm legen
Frostschaden
Wenn nach einem frostigen Winter im Frühjahr die Baumrinde aufplatzt, sieht alles nach einem Frostschaden aus. Betroffen sind insbesondere junge Bäume und Gehölze sowie alle Exemplare nicht heimischer Arten, da sie für hiesige harte Winter meist nicht ausreichend abgehärtet sind.
- Wunde desinfizieren
- bei pilzbefallenem Umfeld, vorbeugend Pilzbekämpfung durchführen
- auf natürlichen Wundverschluss setzen
- Pflanzenstärkungsmittel einsetzen
- im nächsten Herbst Winterschutz verbessern
- ggf. auf Südseite Weißanstrich aufbringen
Gummifluss
Durch dauernasses Wetter, Pflegefehler und Pilzkrankheiten geschwächte Steinobstbäume neigen zu Gummifluss. Die Rinde platzt auf, damit das Gummi abfließen kann.
- Baum und nähere Bepflanzung auslichten (senkt Feuchtigkeitsdruck)
- Pilzbefall mit geeignetem Mittel behandeln
- Pflege überprüfen, mögliche Fehler abstellen
- Pflanzenstärkungsmittel einsetzen
Tipp: Schneiden Sie die Wunde nicht aus. Das kann dazu führen, dass der Gummifluss noch mehr angeregt wird.
Mechanische Beschädigung
Mechanische Beschädigungen können durch stumpfes oder ungeeignetes Schnittwerkzeug verursacht werden. Doch auch starker Wind kann Äste abbrechen lassen. Ebenso kann es vorkommen, dass die Krone von einem Fahrzeug erfasst und beschädigt wird. Bei mechanischen Verletzungen kann es gelegentlich auch zu Rindenablösung kommen.
- Wunde zeitnah nachschneiden/glätten
- mit sauberem, scharfem Werkzeug
- größere Wunden versorgen
- zukünftig nur scharfes, geeignetes Schnittwerkzeug verwenden
Obstbaumkrebs
Im Hausgarten tritt Baumkrebs meist an alten Bäumen auf. Die teils erheblichen Wucherungen unter der Rinde lassen diese aufplatzen und die Rinde löst sich vom Stamm. Darunter zeigen sich weiße Pilzsporenbeläge oder orangene, stecknadelgroße Punkte.
- befallene Stelle bis ins gesunde Holz zurückschneiden
- offene Wunde desinfizieren
- mit einem biologischen Fungizid behandeln
Tipp: Ist der Baum bereits sehr alt bzw. der Krebs sichtbar weit fortgeschritten, sollten Sie unbedingt die Standfestigkeit des Baumes überprüfen. Gegebenenfalls muss er aus Sicherheitsgründen gefällt werden.
Mehr Informationen zum Obstbaumkrebs
Rindenschorf und Rindenbrand
Rindenschorf befällt Rosengewächse, zu denen auch der beliebte und weitverbreitete Apfelbaum zählt. Rissige Wunden am Stamm zeigen sich in der Regel im Spätstadium, schnelle Abhilfe ist kaum möglich. Es ist daher wichtig, frühzeitig Schorferkrankungen zu erkennen und zu behandeln bevor sich noch mehr Rinde vom Stamm ablöst.
Steinobstbäume sind durch Rindenbrand gefährdet, wenn zur Blütezeit, Fruchtreife oder Blattfall dauernasse Witterung herrscht. Die schwarz-roten, rillenförmigen Verletzungen am Stamm können im April oder Mai aufreißen. Oftmals kommt es dann noch zu Gummifluss.
- befallene Stammstellen bis ins gesunde Holz zurückschneiden
- Wunde desinfizieren
- Baum mit pflanzlichen Mitteln stärken
Schnittfehler
Für jede Baumart gibt es Schnittempfehlungen, die einzuhalten sind. Wird der optimale Zeitpunkt missachtet und/oder zu viel abgeschnitten, kann der Wachstumsprozess zu stark angeregt werden. Durch den Wachstumsdruck platzen Teile der Rinde auf und sterben ab, ggf. weit bis in das darunter liegende Kambium.
- starkes Neuwachstum durch Schneiden eindämmen
- Stresstriebe abschneiden
- großflächige Rindenablösungen behandeln
- feuchtigkeits- und luftdurchlässigen Druckverband anlegen
Sonnenbrand
Unter Sonnenbrand leiden Bäume hauptsächlich im Winter. Immer dann, wenn eine Stammseite lange und intensiv von der Wintersonne beschienen wird, während die andere fast durchgehend im Schatten liegt. Aus den Temperaturunterschieden ergeben sich Spannungen, die die Rinde aufplatzen lassen und sie sich somit vom Stamm ablöst.
- Wunde desinfizieren
- bei Bedarf Wundverband anlegen
- im nächsten Herbst Stamm mit Weißanstrich versehen
Häufig gestellte Fragen
Stellen Sie eine Brennnesseljauche her. Warten Sie einen warmen, trockenen Tag ab und waschen dann die Wunde damit mehrfach aus. Betupfen Sie danach die Wunde mit einem nicht fuselnden Tuch, damit sie schneller abtrocknet. Die Inhaltsstoffe der Brennnesseljauche kräftigen zugleich den Baum und ernähren ihn mit wichtigen Mineralstoffen.
Der Druckverband muss luft- und feuchtigkeitsdurchlässig sein und zugleich genügend Stabilität bieten. Dafür eignen sich Materialien wie Bast, Sisal und Zwirn. Der Verband sollte regelmäßig gelockert werden.
Weiße Farbe reflektiert Sonnenstrahlung. In der Folge kann sich die sonnenbeschienene Stammseite nicht so stark erwärmen, der Temperaturunterschied zur schattigen Seite bleibt gering. Dadurch bleiben Spannungen aus, die die Rinde aufplatzen lassen würden.
Die Fachwelt ist sich bezüglich des Nutzens uneinig. Die Tendenz geht eher dahin, auf Wundverschluss zu verzichten. Stattdessen soll die Wunde gut freigeschnitten werden, damit sie besser abheilen kann. Wenn Sie einen Wundverschluss erwägen, so greifen Sie auf natürliche Alternativen wie Lehmanstrich, der mit Algenkalk, Gesteinsmehl oder Holzasche versetzt wird.