Kirschbaum schneiden – bebilderte Anleitung für den Kirschbaumschnitt
Hobbygärtner, die einen Kirschbaum im Garten stehen haben, wissen, schneidet man diesen nicht, dann kann es schnell zu einem unkontrollierten Wachstum kommen. Da Kirschbäume von Innen zum Verkahlen neigen, ist ein unkontrolliertes Wachstum ebenfalls einzuschränken. Doch das Schneiden von Kirschbäumen ist auch für Ungeübte relativ einfach, wenn der bebilderten Anleitung gefolgt wird.
Inhaltsverzeichnis
Süß- /Sauerkirsche
Es gibt zwei Arten der leckeren Früchte in den heimischen Gärten, die Süß- und die Sauerkirsche. Sie sind im Geschmack sehr unterschiedlich und unterscheiden sich auch beim Schnitt. Beide Arten können zwar sehr schnell und unkontrolliert wachsen, doch die Süßkirsche wächst bis zu dreißig Meter hoch, während die Sauerkirsche nur eine Höhe zwischen zehn und fünfzehn Metern erreicht, wenn diese Bäume nicht geschnitten werden. Zudem werden Süßkirschen auch viele Jahre älter, wenn Sie sie richtig pflegen. Die Lebenserwartung einer Sauerkirsche ist trotz guter Pflege um einiges kürzer.
Zeitpunkt
Der passende Zeitpunkt für den Kirschbaumschnitt ist anders, als dies von den meisten Obstsorten bekannt ist. So sollten Sie ein Kirschbaum immer direkt nach der Ernte schneiden. Handelt es sich daher um eine frühe Kirsche, dann ist der Schnitt oft schon im Sommer durchzuführen. Dies ist nicht immer ganz einfach, da die vielen Blätter, die sich noch auf dem Baum befinden, die Sicht und auch den Schnitt erschweren. Hierdurch können Sie aber Schädlingsbefall und Wundbrand verhindern, wie dies üblich ist, wenn die Kirschbäume erst im Herbst nach dem Laubabfall geschnitten werden.
Bei dem passenden Zeitpunkt direkt nach der Ernte ist noch auf Folgendes zu achten:
- es sollte nicht regnen
- die Sonne sollte nicht ungehindert vom Himmel scheinen
- ein bedeckter Tag ist ideal
- wird erst im Frühjahr geschnitten, eine frostfreie Zeit abwarten
- nachts kann es im Frühjahr noch empfindlich kalt werden
Regnet es am Schnitttag, dann gelangt Nässe in die offenen Wunden, es können leichter Pilze und Bakterien eindringen, der Baum kann geschwächt werden. Scheint die pralle Sommersonne, so kann dies die Kirsche zusätzlich zum Schnitt schwächen, da sie aufgrund der Hitze mehr Kraft benötigt. Haben Sie den Schnittzeitpunkt im Sommer oder frühem Herbst verpasst, dann können Sie Kirschbäume auch im Frühjahr vor dem neuen Austrieb zurückschneiden. Auch hierbei gelten dann die oben genannten Bedingungen.
Werkzeug
Wer sich vor dem Schnitt das richtige Werkzeug heraussucht und zusammenlegt, ist dann auch schneller fertig. Vor allem müssen Sie das Werkzeug vor dem Schnitt auch vorbereiten. So ist es wichtig, dass dieses scharf ist und desinfiziert wird. Für die Schärfe kann vorab ein Probeschnitt an zwei oder drei Ästen erfolgen. Fransen die Schnittstellen jedoch aus, ist die Säge oder die Schere zu stumpf und muss erst geschärft werden. Denn ausgefranste Schnittstellen bieten wieder einen guten Nährboden für eindringende Pilze oder Bakterien. Schneidewerkzeug sollten Sie immer sauber und desinfiziert nach der Arbeit verstauen. Die Desinfektion erfolgt aber auch ein zweites Mal direkt vor dem Schneiden mit reinem Alkohol aus der Apotheke oder einem extra Desinfiziermittel aus dem gut sortierten Gartenfachhandel.
An Werkzeug wird für das Schneiden der Kirschbäume das Folgende benötigt:
- Rosenschere für kleine, dünne Äste
- Astschere für längere Triebe
- Säge für starke, dicke Äste
- es kann auch eine Motorsäge genutzt werden, wenn nötig
- Schubkarre für den Abfall
- Rechen, um Blätter und kleine Äste später aufzufegen
- Wundverschlussmittel aus dem gut sortierten Fachhandel
Tipp: Tragen Sie beim Schneiden lange Hosen und langärmlige Oberteile sowie Gartenhandschuhe, um Verletzungen zu vermeiden.
Grundregeln
Bevor Sie mit dem eigentlichen Schneiden des Kirschbaum beginnen, sollten Sie einige Grundregeln beherzigen. Denn werden diese befolgt, dann wird der Baum trotz des für ihn anstrengenden und Kräfte zehrenden Schnitts geschont. Zudem wird mit dem richtigen Kirschbaumschnitt auch die Fruchtholzbildung gefördert, eine wichtige Voraussetzung für die nächste reichhaltige Ernte im folgenden Jahr.
Die folgenden Grundregeln für den Schnitt von Kirschbäumen sollten in jedem Fall beachtet werden:
- immer oberhalb eines kräftigen, jungen Seitentriebs schneiden
- nach innen wachsende Triebe ganz entfernen
- Wasserschosse ganz entfernen
- besser beherzt ganze Äste entfernen und somit weniger Schnitte durchführen
- viele kleine Schnitte belasten den Baum zusätzlich
- Schnittflächen größer als eine 1-Euro-Münze mit Wundverschlussmittel abdecken
Süßkirsche schneiden – Erziehungsschnitt
In der Regel wird bei einer gut gepflegten Süßkirsche in den ersten Lebensjahren nur der Erziehungsschnitt nötig. Dieser dient vor allem dazu, dass gerade bei den jungen, neu eingepflanzten Bäumen die Bildung von zu vielen Seitentrieben, dem sogenannten Quirlholz vermieden wird. Diese bilden sich meist aus dem für den Süßkirschenbaum typischen Bukettspross. Doch bildet sich das Quirlholz, dann verkahlen die unterhalb hiervon liegenden Zweige.
So wird beim Erziehungsschnitt bei der Süßkirsche wie folgt vorgegangen:
- die Verzweigung an der Spitze des Bukettsprosses unterstützen
- hierzu alle Knospen ausbrechen, die um die Endknospe angeordnet sind
- wurde dieser Zeitpunkt verpasst, nach dem Austrieb entspitzen
- wurde auch dieser Zeitpunkt verpasst, frische Austriebe am Ansatz entfernen
So entwickelt die noch junge Süßkirsche eine schöne Krone, die dann nur noch in Form gehalten werden muss. Für den Erziehungsschnitt ist in der Regel nur eine Baum- oder Astschere nötig, auf eine Baumsäge kann hier meist verzichtet werden, denn bei den jungen Bäumen sind die Triebe noch sehr dünn.
Krone in Form halten
In den nächsten Jahren, wenn die Süßkirsche älter wird, muss jedes Jahr ein neuer Schnitt erfolgen, um die Krone in Form zu halten. Hierzu werden als erstes die langen, herausragenden Äste entfernt. Diese werden immer oberhalb eines jungen Triebes geschnitten.
Dann wird beim Kronenschnitt weiter wie folgt vorgegangen:
- alle nach innen wachsenden Triebe entfernen
- auch alte Triebe aus der Mitte der Krone herausschneiden
- so wird es licht- und luftdurchlässiger
- herabhängende Triebe ebenfalls entfernen
- hierbei oberhalb eines jungen Triebes am Ursprung schneiden
Hinweis: Vorsicht ist geboten, wenn die Triebe wirr aussehen. Diese sollten auf jeden Fall stehen bleiben, da sie im nächsten Jahr die meisten Früchte tragen werden.
Alte Süßkirsche verjüngen
Kirschbäume können sehr alt werden, so wird eine Vogelkirsche in Hessen (Ort Blofeld) auf zwischen 160 bis 200 Jahre geschätzt. Durch einen Verjüngungsschnitt, der sachgemäß durchgeführt wird, kann jeder Hobbygärnter auch seinen eigenen Kirschbaum zu einem stattlichen Alter führen. Durchschnittlich werden die Süßkirschen, die in den hiesigen Gärten kultiviert werden, zwischen 45 und 55 Jahren alt.
Wurde der Kirschbaum jedes Jahr gepflegt und mit dem richtigen Schnitt versehen, dann ist ein Verjüngungsschnitt nicht wirklich nötig. Doch wurde die Süßkirsche über mehrere Jahre vergessen, dann kann sie mit einem verjüngenden Rückschnitt gerettet werden. Dies kommt zum Beispiel dann vor, wenn der frühere Gartenbesitzer sich nicht mehr um die Bäume kümmern konnte und nun ein neuer Besitzer den Garten wieder auf Vordermann bringen möchte.
Bei dem Verjüngungsschnitt sollte wie folgt vorgegangen werden:
- wird nach der Blüte oder nach der Ernte durchgeführt
- brüchige, tote Zweige entfernen
- junge Äste die Blätter tragen stehen lassen
- Stammverlängerung etwa ein Viertel zurückschneiden
- zwei bis dreijährige Äste werden bis zum nächsten Fruchtansatz zurückgeschnitten
- direkt am Ende sollte ein nach außen stehender Seitenzweig verbleiben
- der Baum soll hierbei so für die Bildung einer neuen Krone angeregt werden
- meist ist für diese Arbeiten eine Baumsäge nötig
Bevor ein verjüngender Rückschnitt erfolgt sollte abgeklärt werden, ob es sich wirklich um einen alten Baum handelt, wenn dieser keine Früchte mehr trägt. Denn es kann ebenso sein, dass der Baum noch jung, aber krank ist. So kann er bei einem Ertragsrückgang auch unter Schädlings- oder Pilzbefall leiden. Wer wissen möchte, wie alt der Kirschbaum im neu übernommenen Garten wirklich ist, der kann einen Experten zu Rate ziehen. Dieser bestimmt das Alter mit Hilfe einer Kernbohrprobe. Diese sollte aber immer einem Fachmann überlassen werden und nicht selbst durchgeführt werden.
Sauerkirsche schneiden
Ein wenig anders als die Süßkirsche muss der Sauerkirschenbaum beschnitten werden. Auch wenn es sich hierbei nur um kleine Besonderheiten handelt, sind diese jedoch wichtig für die Fruchtbildung im nächsten Jahr. Bei der Sauerkirsche muss bei einem Erziehungsschnitt in jedem Fall mehr geschnitten werden, als dies bei der Süßkirsche der Fall ist.
So sollte hier wie folgt vorgegangen werden:
- Langtriebe vereinzeln
- regelmäßig abgetragene Fruchtäste beseitigen und auslichten
- hierdurch wird der Baum auf basisnahe Jungtriebe zurückgesetzt
- Sauerkirschen fruchten in der Regel nur am einjährigen Trieb
- ältere Triebe verkahlen
- diese regelmäßig entfernen
Kronenschnitt bei Sauerkirsche
Auch für die Bildung der Krone in den ersten Jahren nach dem Pflanzen gibt es für die Sauerkirsche eine bestimmte Schnitttechnik, die Sie hier unbedingt anwenden sollten. Bei diesem Pflanzschnitt wird auch das gute Anwachsen einer jungen Sauerkirsche erfolgreich sein.
So sollte bei diesem Schnitt wie folgt vorgegangen werden:
- einen Mitteltrieb wählen
- dazu kommen zwei bis vier Leittriebe
- diese sollten bereits stark sein
- ebenfalls sollten diese günstig gewachsen sein
- damit ist eine gute Verteilung rund um den Mitteltrieb gemeint
- diese bis zu fünf Triebe werden auf vier bis sechs Augen zurückgeschnitten
- alle andere Triebe werden ganz entfernt
Hinweis: So wächst die Sauerkirsche in den jungen Jahren mit einer schön geformten Krone heran.
Sauerkirsche Erziehungsschnitt
In den folgenden Jahren wird die Sauerkirsche dann erzogen, das heißt Ihre Äste und Triebe werden so geschnitten, dass sie eine schöne Form erhält. Sie können vom Hobbygärtner so angepasst werden, wie es zum Garten und zum Standplatz passt. Denn Sauerkirschbäume können nicht nur wie bereits oben beschrieben als Solitär geformt und kultiviert sondern auch als Spindel oder am Spalier gezogen werden. Diese Formen sind gerade in sehr kleinen Gärten sehr beliebt.
Spalierobst kultivieren
Ist nicht viel Platz in einem kleinen Garten, dann werden Obstbäume in den hiesigen Breitengraden auch gerne als Spalierobst gezogen. Hierbei können Sie auch viele verschiedene Obstarten nebeneinander pflanzen. Beliebt ist hierbei auch die Sauerkirsche, die sich entgegen ihrer süßen Schwester gut am Spalier eignet.
Bei der Kultivierung der Sauerkirsche als Spalierbaum sollte beim Schneiden auf das Folgende geachtet werden:
- hierfür mehrere Triebe nutzen
- diese werden nach beiden Seiten am Spalier befestigt
- auch nach oben können die Triebe am Spalier entlanggezogen werden
- nach der Ernte alte und vertrocknete Triebe entfernen
- alles, was nach außen wächst, entfernen
- junge Triebe wachsen lassen und neu binden
- an diesen wachsen im nächsten Jahr die Früchte
- bei Frühlingsbeginn alle Triebe gering einkürzen
- so werden Monilia-Sporen entfernt
- diese sitzen häufig an den Spitzenknospen
So können die Sauerkirschen auch als Sichtschutz an einem Zaun oder vor einer Mauer kultiviert werden und benötigen so nicht viel Platz. Oft gedeihen sie so auch im Halbschatten oder Schatten.
Sauerkirsche als Spindel ziehen
Auch die Spindelform wird bei Obstbäumen immer beliebter. Hierbei werden die Kirschbäume so geschnitten und an einer mittigen Spindel geführt, dass sie nicht in die Breite sondern nur in die Höhe wachsen. Auch diese Form der Kultivierung bleibt den Sauerkirschen vorbehalten, Süßkirschbäume sind für diese Wachstumsart ebenfalls nicht geeignet.
Bei dem Schnitt der Spindelbäume wird für die schöne Form und ein gutes Wachstum sowie eine reichhaltige Ernte wie folgt vorgegangen:
- im Pflanzjahr Konkurrenztriebe zum Stamm entfernen
- Triebe, die von unten heraus neben dem Stamm wachsen
- Triebe aus dem oberen Stamm steil nach oben an Spindel befestigen
- etwa vier bis fünf Triebe nutzen
- Winkel zwischen Stamm und Trieb etwa 70°
- nach dem ersten Standjahr Konkurrenztriebe zum Stamm entfernen
- neue Triebe aus dem Stamm stehen lassen
- nach oben leiten
- nach innen wachsende Triebe entfernen
- Triebe auf der Astoberseite entfernen
Kirschbaum retten
Gerne werden Kirschbäume auch von Pilzen befallen. Wenn der Baum krank ist, sollte erst einmal versucht werden, ihn zu retten. Ist der Pilz daher noch nicht bis in den Hauptstamm gelangt, dann kann dem Kirschbaum unter Umständen geholfen werden. Allerdings ist hierbei auch zu erwähnen, dass ein solcher meist radikaler Schnitt sich auf den Ertrag der nächsten Jahre auswirken kann. Denn es müssen sich erst wieder genügend neue und gesunde Triebe bilden, die dann auch wieder Früchte tragen können. Vor allen Dingen sollte hier auch schnell gehandelt und direkte Maßnahmen ergriffen werden, wenn ein Pilzbefall des Kirschbaums erkannt wird.
Bei dem Rettungsschnitt wird dann wie folgt vorgegangen:
- betroffene Äste direkt am Stamm abtrennen
- keine Stummel stehen lassen
- so kann die Wunde besser heilen
- diesen Schnitt in der Regel im Sommer durchführen
- wurde der Pilz im Frühjahr oder Herbst erkannt, auch dann handeln
- Wundverschlussmittel auftragen
- war der Schnitt erfolgreich, bildet sich hier später ein neuer Trieb
- auch Zapfenschnitt möglich
- immer dann, wenn an schadhaftem Ast bereits ein neuer Trieb am Stamm entsteht
- dann einen Stummel von etwa 20 cm stehen lassen
- ist der Trieb nach etwa zwei Jahren gut entwickelt, Stummel vorsichtig entfernen
Diese Maßnahmen greifen in der Regel nur, wenn der Stamm noch nicht vom Befall betroffen ist. Gleichzeitig wird bei dem Rettungsschnitt aber auch der Verjüngungsschnitt durchgeführt. Ist der Stamm jedoch bereits ebenfalls vom Pilzbefall betroffen, dann ist der Kirschbaum nicht mehr zu retten und auch der Stamm kann direkt über der Wurzel mit einer Motorsäge durchschnitten und der Baum sozusagen gefällt werden. Sind jedoch die Wurzeln noch intakt besteht dennoch ein wenig Hoffnung, denn dann kann es durchaus zu einem Austrieb von neuen Trieben direkt an der Basis kommen. Hier kann dann ein neuer Kirschbaum gezogen werden. Hierfür werden alle Triebe an der Basis geschnitten, es bleibt nur der stärkste Trieb stehen und wird als neuer Stamm gezogen. Der weitere Schnitt erfolgt dann genau wie bei einem neu gepflanzten Baum.