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Wann verlassen Wespen ihr Nest? Die wichtigsten „Termine“

Ach du Schreck! Sie wollten nur etwas von Ihrem Dachboden holen und plötzlich begegnet Ihnen eine Kolonie Wespen, die sich dort eingenistet hat. Ein Wespennest stellt für viele Menschen etwas Unbehagliches dar, da die Faltenwespen stechen können und als recht aggressiv gelten. Hier besteht die Möglichkeit, das Nest zu entfernen oder darauf zu warten, wann die Tiere ihren Unterschlupf verlassen. Dabei ist es gut zu wissen, wann die Insekten verschwinden.

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Wichtig: Arten unterscheiden

Bevor die wichtigen „Termine“ für das schematische Verlassen des Nests erklärt werden können, ist es wichtig zu wissen, welche Wespen in Deutschland und Mitteleuropa vorkommen. Der Grund dafür ist, dass Wespenarten zu unterschiedlichen Zeiten die Nester verlassen, was entscheidend für die Wartezeit zum selbstständigen Entfernen der Nester ist.

Insgesamt finden sich 16 Arten der Faltenwespen (Vespidae) im deutschen Raum, die folgendermaßen gegliedert sind:

Echte Wespen (Vespinae)

Von den Echten Wespen finden sich 9 Arten im deutschen Raum und Mitteleuropa, deren Nester auf ähnliche Weise platziert werden. Dabei werden diese meist in dunklen Hohlräumen errichtet, gut versteckt oder seltener sichtbar im Freien hängend. Doch viele dieser Wespenarten bauen ihre Nester im Boden. Die folgenden Arten gehören dazu:

  • Hornisse (Vespa crabro)
  • Asiatische Hornisse (Vespa velutina var. nigrithorax)
  • Mittlere Wespe (Dolichovespula media)
  • Sächsische Wespe (Dolichovespula saxonica)
  • Norwegische Wespe (Dolichovespula norwegica)
  • Waldwespe (Dolichovespula sylvestris)
  • Deutsche Wespe (Vespula germanica)
  • Gemeine Wespe (Vespula vulgaris)
  • Rote Wespe (Vespula rufa)
Hornisse, Vespa crabro

Feldwespen (Polistinae)

Die Feldwespen bevorzugen im Vergleich zu den Echten Wespen sonnige Lebensräume, die aber geschützt und nicht leicht zu erreichen sind. Dabei handelt es sich meistens um Hohlräume, seltener um äußerlich gelegene Standorte. Zu ihnen gehören vier Arten:

  • Haus-Feldwespe (Polistes dominula)
  • Heide-Feldwespe (Polistes nimpha)
  • Zierliche Feldwespe (Polistes bischoffi)
  • Berg-Feldwespe (Polistes biglumis)
Feldwespe, Polistinae

Kuckuckswespen

bei den Kuckuckswespen handelt es sich um Varianten von drei Arten innerhalb der Echten und Feldwespen. Diese leben parasitär, indem eine Königin die andere tötet und das Nest übernimmt. Danach ersetzt die Königin die gesamte Kolonie. Zu diesen Sozialparasiten zählen:

  • Falsche Kuckuckswespe (Dolichovespula adulterina): sie ist ein Sozialparasit der Sächsischen Wespe
  • Österreichische Kuckuckswespe (Vespula austriaca): sie ist ein Sozialparasit der Roten Wespe
  • Berg-Feldwespen-Kuckuckswespe (Polistes atrimandibularis): sie ist ein Sozialparasit der Berg-Feldwespe

Verlassen des Nestes

All diese Arten bauen ein Wespennest, das sich in der Nähe Ihrer Wohnräume, im Garten oder allgemein auf Ihrem Grundstück befinden kann. Kuckuckswespen stellen an sich die gleiche Wespenart dar, bauen aber das Nest nicht selbst. Jedoch ist ihre Lebensweise gleich. Die 16 Arten lassen sich nun in zwei Gruppen aufteilen, die jeweils andere Termine in Bezug auf das Verlassen des Nests verfolgen:

  • früh auflösende Arten
  • spät auflösende Arten

Der Vergleich zwischen diesen beiden Gruppen ist wichtig, denn das entscheidet, wann Sie das Nest entfernen können und wann keine Gefahr mehr von den Tieren ausgeht. Der Ablauf ist bei allen Arten gleich, nur die Termine unterscheiden sich deutlich, was eine genaue Betrachtung erfordert.

Wespennest von innen
Wespennest von innen

Das Wespennest wird von den Tieren nicht das gesamte Jahr über bezogen, sondern spätesten vor dem Winter ziehen sie aus. Aufgrund dieser Lebensweise ist es möglich, ein Wespennest im Winter zu entfernen, ohne dass rechtliche Probleme oder gefährliche Stiche auf Sie warten.

Tipp: verwechseln sie Wespen und Hornissen nicht mit Bienen, falls Sie das Nest über den Winter entfernen wollen. Bienen überwintern im Stock und dürfen über die kalte Jahreszeit nicht gestört werden, sonst kommt es zu einer heftigen Geldstrafe von mindestens 50.000 Euro, da sie unter Artenschutz stehen.

Früh auflösende Arten

Die früh auflösenden Arten stellen den größeren Teil der Wespenarten in Mitteleuropa dar. Dabei finden sich in dieser Gruppe insgesamt 12 Arten, die sich deutlich früher als die zweite Gruppe auflösen, damit die Jungkönigin sich fortpflanzen und ein Winterquartier suchen kann. Diese Arten sind:

  • Mittlere Wespe (Dolichovespula media)
  • Sächsische Wespe (Dolichovespula saxonica)
  • Norwegische Wespe (Dolichovespula norwegica)
  • Waldwespe (Dolichovespula sylvestris)
  • Rote Wespe (Vespula rufa)
  • Haus-Feldwespe (Polistes dominula)
  • Heide-Feldwespe (Polistes nimpha)
  • Zierliche Feldwespe (Polistes bischoffi)
  • Berg-Feldwespe (Polistes biglumis)
  • Falsche Kuckuckswespe (Dolichovespula adulterina)
  • Österreichische Kuckuckswespe (Vespula austriaca)
  • Berg-Feldwespen-Kuckuckswespe (Polistes atrimandibularis)

All diese Wespen sind viel empfindlicher auf kühle Temperaturen und ziehen sich aus diesem Grund schon recht früh im Jahr aus dem Wespennest zurück. Die jungen Königinnen müssen aus diesem Grund ebenfalls früher zur Befruchtung ausfliegen, damit sie nicht den kühleren Temperaturen im Herbst ausgesetzt werden.

Wespe an einer Blume
Sächsische Wespe, Dolichovespula saxonica

Im Durchschnitt verlassen die alten Königinnen das Wespennest Mitte August, gefolgt von den Jungköniginnen kurze Zeit später. Da die jungen Königinnen noch keine befruchteten Eier legen können, sterben die letzten Arbeiterinnen etwa vier Wochen nach dem Verlassen der alten Königin, die aufgrund von Unterversorgung ebenfalls stirbt. Der Termin für das verlassende Nest variiert demnach wie folgt:

  • Ende August
  • erste Septemberwoche
  • Mitte September

Wie bei allen Wespenarten kann es jedoch sein, dass noch einige Arbeiterinnen länger überleben und versuchen, letzte Jungköniginnen aufzuziehen. Aus diesem Grund bietet sich für das Entfernen der Nester bei dieser Gruppe vor allem der Winteranfang an.

Beachten Sie, dass in kühleren Regionen im deutschsprachigen Raum viele Wespennester Ende August fast komplett leer sind. Zu nennen wären hier vor allem der Alpenraum und das Erzgebirge. Dort sind die Temperaturen frühzeitiger so niedrig, dass die Königinnen schon sehr früh ausschwärmen, was Ihnen die Möglichkeit eines früheren Handelns gegen das alte Wespennest ermöglicht.

Spät auflösende Arten

Zu den spät Auflösenden gehören die restlichen vier Arten, die die größten einheimischen und eingewanderten, sowie die häufigsten Wespen in Mitteleuropa darstellen:

  • Hornisse (Vespa crabro)
  • Asiatische Hornisse (Vespa velutina var. nigrithorax)
  • Deutsche Wespe (Vespula germanica)
  • Gemeine Wespe (Vespula vulgaris)

In den meisten Fällen werden Sie ein Wespennest dieser Arten bei sich in der Nähe finden. Aus diesem Grund sind die Termine für diese Gruppe noch wichtiger für Sie. Bei diesen Arten fällt auf, dass sie recht spät die Kolonie auflösen und sogar recht resistent gegen die ersten Fröste sind. Das liegt vor allem an der Größe der Hornissen und der Robustheit der Deutschen und Gemeinen Wespe.

Die alten Königinnen schwärmen Mitte September bis Anfang Oktober aus und die jungen folgen etwa zwei Wochen später. Danach ist das Absterben der letzten Arbeiterinnen stark abhängig von den Frösten in den einzelnen Bundesländern:

  • Baden-Württemberg: Mitte Oktober
  • Bayern: Mitte Oktober, seltener erste Oktoberwoche
  • Berlin und Brandenburg: Anfang November
  • Hessen: Ende Oktober, seltener Mitte Oktober
  • Mecklenburg-Vorpommern: Anfang November
  • Niedersachen mit Bremen: Anfang November
  • Nordrhein-Westfalen: Mitte Oktober
  • Rheinland-Pfalz: Mitte bis Ende Oktober
  • Saarland: Mitte bis Ende Oktober
  • Sachsen: Anfang November im Norden Sachsens, Anfang Oktober im Erzgebirge
  • Sachsen-Anhalt: Mitte Oktober
  • Schleswig-Holstein mit Hamburg: Mitte November
  • Thüringen: Ende Oktober

In der Schweiz und Österreich stirbt der Großteil dieser Wespengruppe Ende Oktober. Bei den spät auflösenden Wespen empfiehlt es sich, erst spät im Winter die Nester zu entfernen. Hiermit können Sie bis Ende Januar warten, nur um ganz auf Nummer sicher zu gehen, damit keine Wespen mehr lebendig sind.

Tipp: wenn Sie sich nicht sicher sind, um welche Wespenart es sich handelt, kontaktieren Sie am besten einen Fachmann. Denn dieser kann Ihnen eine genaue Auskunft über die Art der Wespe mitteilen.

Autor
Wenn Katharina nicht in der Küche steht, findet man sie meist in ihrem Garten. Dort tummeln sich neben zahlreichen Kürbissen viele weitere Gemüsesorten und Blümchen. Ihr Motto dabei: Hauptsache bunt und lecker!
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