Wie viele Beine hat ein Tausendfüßer?
Tausendfüßer gibt es schon seit 400 Millionen Jahren. Die Tiere haben sehr viele Beine, aber sind es wirklich eintausend? Das erfahren Sie in unserem Artikel.
Auf den Punkt gebracht
- Tausendfüßer haben keine tausend Füße
- meist nur zweistellige bis niedrige dreistellige Anzahl
- großer Artenreichtum mit mehr als 13.000 Arten
- 115 bekannte Arten in Deutschland
- Allgemeines: größte Arten bis zu 30 Zentimeter lang
Inhaltsverzeichnis
Anzahl der Füße
Der aus dem Griechischen stammende wissenschaftliche Name der Tausendfüßler – Myriapoda – bedeutet übersetzt so viel wie „10.000 Füße“ (myria = 10.000, poda = Füße), wobei myria auch als „unzählbar“ gedeutet werden kann. Lediglich umgangssprachlich werden die Tausendfüßer oder auch Tausendfüßler so bezeichnet, eingedeutscht heißen sie dann eigentlich Myriapoden. Doch ob nun deutsch oder griechisch: Tausend oder gar unzählbar viele Füße haben die Tiere nicht. Je nach Art besitzt ein „Tausendfüßler“ zwischen acht und höchstens 340 Beinpaare, weshalb die meisten Myriapoden lediglich eine Beinanzahl im zweistelligen bis niedrigen dreistelligen Bereich aufweisen. Einsamer Rekordhalter ist ein Exemplar der in Kalifornien heimischen Art Illacme plenipes mit insgesamt 750 Beinen.
Hinweis: Tausendfüßer oder Tausendfüßler? Manchmal gibt es Streit über die korrekte Bezeichnung der Myriapoden im Deutschen. Gemäß Duden sind beide Namen korrekt.
Artenreichtum
Tausendfüßler leben fast überall auf der Welt, wobei die meisten (und die größten) der derzeit etwa 13.000 Arten in den Tropen und Subtropen zu finden sind. Wie viele Arten dieser Artengruppe konkret zugeordnet werden können, ist unbekannt – immer wieder entdecken Forscher neue Varietäten. In Deutschland sind 115 Arten bekannt, von denen die meisten endemisch sind. Das bedeutet, sie kommen lediglich in einem begrenzten Gebiet vor. Dabei variiert die Anzahl der Beine nicht nur zwischen den Arten, sondern auch von einem Entwicklungsstadium zum anderen:
- Epimorphose: Larven schlüpfen schon mit der endgültigen Beinanzahl aus dem Ei.
- Hemianamorphose: Larve häutet sich mehrfach und bekommt mit jeder Häutung neue Segmente und damit neue Beine hinzu. Es wird eine arttypisch festgelegte maximale Beinanzahl erreicht.
- Euanamorphose: Larve und erwachsenes Tier häutet sich ein Leben lang und gewinnt jedes Mal ein neues Segment und dann ein neues Beinpaar hinzu. Keine ersichtliche Begrenzung in der Beinanzahl.
Quelle: Gabriele Kothe-Heinrich, Platydesmida millipedes Costa Rica, bearbeitet von Plantopedia, CC BY-SA 3.0
Bei manchen Arten haben die Tiere also umso mehr Beine, je älter sie sind. Zu diesen Arten gehört etwa der bereits erwähnte Rekordhalter Illacme plenipes sowie verschiedene Arten aus der Familie der Platydesmida. Diese sind jedoch in Deutschland nicht heimisch.
Tausendfüßler in Deutschland
Der größte Tausendfüßler in Deutschland wurde bis zu drei Meter lang und hatte insgesamt 64 Füße. Allerdings ist Arthropleura, dessen fossile Überreste vor allem in Sachsen, Thüringen sowie im Saarland gefunden wurden, vor rund 300 Millionen Jahren ausgestorben. Die größte lebende Art ist der Riesenschnurfüßler (Archispirostreptus gigas), der bis zu 30 Zentimeter lang werden kann und dann gern in Terrarien gehalten wird. In Deutschland heimische Arten bleiben im Vergleich dazu eher klein:
Name | Wissenschaftlicher Name | Länge in mm | Beinpaare |
---|---|---|---|
Sandschnurfüßer | Ommatoiulus sabulosus | zwischen 15 und 58 | 107 |
Sommer-Bandfüßer | Polydesmus denticulatus | zwischen 10 und 17 | 40 |
Gemeiner Dunkler Schnurfüßer | Julus scandinavius | zwischen 15 und 38 | 45 und 55 Segmente mit je zwei Beinpaaren |
Schwarzer Schnurfüßer | Tachypodoiulus niger | zwischen 19 und 45 | bis zu 56 Segmente mit je zwei Beinpaaren |
Messerschwanz-Schnurfüßer | Allajulus nitidu | zwischen 12 und 32 | bis zu 62 Segmente mit je zwei Beinpaaren |
Rotbrauner Bandfüßer | Polydesmus angustus | zwischen 17 und 24 | 20 Segmente mit ca. 30 Beinpaaren |
Gerandeter Saftkugler | Glomeris marginata | zwischen 7 und 20 | Weibchen 17 Beinpaare, Männchen 19 Beinpaare |
Gepunkteter Schnurfüßer | Cylindroiulus punctatus | zwischen 14 und 27 | bis zu 56 Segmente mit insgesamt bis zu |
Gemeiner Feldschnurfüßer | Cylindroiulus caeruleocinctus | zwischen 18 und 37 | bis zu 53 Segmente mit je zwei Beinpaaren |
Gemeiner Kleiner Bandfüßer | Brachydesmus superus | zwischen 8 und 10 | rund acht Beinpaare |
Großer Glattsamenfüßer | Mycogona germanica | zwischen 13 und 16 | 30 Körpersegmente |
Bei den hier vorgestellten Arten handelt es sich um häufig vorkommende Tausendfüßler, die sich sowohl in Wäldern als auch auf Feldern und Wiesen beobachten lassen.
Hinweis: Tausendfüßler bevorzugen dunkle und feuchte Umgebungen, weshalb sie meist in humusreichen Waldböden zu finden sind – etwa unter Laub, Holzstücken oder Steinen.
Aussehen
Tausendfüßer gehören zu den Gliederfüßern (Arthropoda). Ihr Körper ist in zwei Abschnitte geteilt:
- Kopfkapsel aus mehreren verschmolzenen Segmenten (beinlos)
- zwei bis drei Mundwerkzeuge am Kopf (Mandibeln)
- ein Paar Antennen
- Rumpf aus einer arttypischen Anzahl von Körpersegmenten
- abgeplattet oder rund
- ein Beinpaar pro Segment
- Ausnahme: Doppelfüßer (Diplopoda) mit zwei Beinpaaren pro Segment
Viele Arten sind schwarz oder braun gefärbt, es gibt jedoch auch Varietäten mit rötlichem oder hellem Aussehen.
Allgemeines
Der Begriff „Tausendfüßer“ wird umgangssprachlich häufig als Synonym für die in der Regel vegetarisch lebenden Doppelfüßer (Diplopoda) verwandt. Hierbei handelt es sich um die größte Gruppe innerhalb der Myriapoden mit weltweit rund 10.000 derzeit bekannten Arten. Wissenschaftlich gesehen fallen jedoch auch
- Hundertfüßer (Chilopoda)
- Wenigfüßer (Pauropoda)
- und Zwergfüßer (Symphyla)
unter diesen Oberbegriff.
Insbesondere Zwergfüßer können bei günstigen Bedingungen massenhaft auftreten und dann in Gärten oder Gewächshäusern zum Problem werden. Auch manche anderen Tausendfüßler vermehren sich gelegentlich massenhaft und werden dann zur Plage.
Häufig gestellte Fragen
Tatsächlich sondern viele Tausendfüßlerarten ein giftiges und oft stinkendes Sekret ab, das dann zur Verteidigung gegenüber Fressfeinden dient. Für Menschen ist dieses Sekret nicht gefährlich, höchstens unangenehm. In Acht nehmen sollte man sich allerdings vor dem Biss eines Hundertfüßlers, der sehr schmerzhaft sein kann. Exotische Exemplare sind sogar so giftig, dass sie Kaninchen oder kleine Affen töten können.
Umgangssprachlich handelt es sich bei Tausendfüßlern um vegetarisch lebende Gliederfüßer, während Hundertfüßer räuberisch sind. Wissenschaftlich handelt es sich bei den Hundertfüßern lediglich um eine Tierklasse, die zum Oberbegriff der Tausendfüßer gezählt werden.
Grundsätzlich handelt es sich bei allen Tausendfüßlern um nützliche Tiere, die (wie Regenwürmer) die Humusbildung unterstützen oder, im Falle von Hundertfüßlern, Schädlinge jagen. In manchen Jahren treten die Tiere jedoch massenhaft auf und können dadurch zum Problem werden. Kieselerde hilft dann gut. Mischen Sie das Pulver dann mit Wasser zu einer Lösung und besprühen Sie den Boden damit.