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Wie viele Beine hat ein Tausendfüßer?

Wie viele Beine hat ein Tausendfüßer?

Tausendfüßer gibt es schon seit 400 Millionen Jahren. Die Tiere haben sehr viele Beine, aber sind es wirklich eintausend? Das erfahren Sie in unserem Artikel.

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Auf den Punkt gebracht

  • Tausendfüßer haben keine tausend Füße
  • meist nur zweistellige bis niedrige dreistellige Anzahl
  • großer Artenreichtum mit mehr als 13.000 Arten
  • 115 bekannte Arten in Deutschland
  • Allgemeines: größte Arten bis zu 30 Zentimeter lang

Anzahl der Füße

Der aus dem Griechischen stammende wissenschaftliche Name der Tausendfüßler – Myriapoda – bedeutet übersetzt so viel wie „10.000 Füße“ (myria = 10.000, poda = Füße), wobei myria auch als „unzählbar“ gedeutet werden kann. Lediglich umgangssprachlich werden die Tausendfüßer oder auch Tausendfüßler so bezeichnet, eingedeutscht heißen sie dann eigentlich Myriapoden. Doch ob nun deutsch oder griechisch: Tausend oder gar unzählbar viele Füße haben die Tiere nicht. Je nach Art besitzt ein „Tausendfüßler“ zwischen acht und höchstens 340 Beinpaare, weshalb die meisten Myriapoden lediglich eine Beinanzahl im zweistelligen bis niedrigen dreistelligen Bereich aufweisen. Einsamer Rekordhalter ist ein Exemplar der in Kalifornien heimischen Art Illacme plenipes mit insgesamt 750 Beinen.

Illacme plenipes
Illacme plenipes.
Quelle: Marek, P.; Shear, W.; Bond, J. (2012), Female Illacme plenipes (MIL0020) with 618 legs – ZooKeys-241-077-SP-6-left, bearbeitet von Plantopedia, CC BY 3.0

Hinweis: Tausendfüßer oder Tausendfüßler? Manchmal gibt es Streit über die korrekte Bezeichnung der Myriapoden im Deutschen. Gemäß Duden sind beide Namen korrekt.

Artenreichtum

Tausendfüßler leben fast überall auf der Welt, wobei die meisten (und die größten) der derzeit etwa 13.000 Arten in den Tropen und Subtropen zu finden sind. Wie viele Arten dieser Artengruppe konkret zugeordnet werden können, ist unbekannt – immer wieder entdecken Forscher neue Varietäten. In Deutschland sind 115 Arten bekannt, von denen die meisten endemisch sind. Das bedeutet, sie kommen lediglich in einem begrenzten Gebiet vor. Dabei variiert die Anzahl der Beine nicht nur zwischen den Arten, sondern auch von einem Entwicklungsstadium zum anderen:

  • Epimorphose: Larven schlüpfen schon mit der endgültigen Beinanzahl aus dem Ei.
  • Hemianamorphose: Larve häutet sich mehrfach und bekommt mit jeder Häutung neue Segmente und damit neue Beine hinzu. Es wird eine arttypisch festgelegte maximale Beinanzahl erreicht.
  • Euanamorphose: Larve und erwachsenes Tier häutet sich ein Leben lang und gewinnt jedes Mal ein neues Segment und dann ein neues Beinpaar hinzu. Keine ersichtliche Begrenzung in der Beinanzahl.
Tausendfüßer: Platydesmida
Aus der Familie der Platydesmida.
Quelle: Gabriele Kothe-Heinrich, Platydesmida millipedes Costa Rica, bearbeitet von Plantopedia, CC BY-SA 3.0

Bei manchen Arten haben die Tiere also umso mehr Beine, je älter sie sind. Zu diesen Arten gehört etwa der bereits erwähnte Rekordhalter Illacme plenipes sowie verschiedene Arten aus der Familie der Platydesmida. Diese sind jedoch in Deutschland nicht heimisch.

Tausendfüßler in Deutschland

Der größte Tausendfüßler in Deutschland wurde bis zu drei Meter lang und hatte insgesamt 64 Füße. Allerdings ist Arthropleura, dessen fossile Überreste vor allem in Sachsen, Thüringen sowie im Saarland gefunden wurden, vor rund 300 Millionen Jahren ausgestorben. Die größte lebende Art ist der Riesenschnurfüßler (Archispirostreptus gigas), der bis zu 30 Zentimeter lang werden kann und dann gern in Terrarien gehalten wird. In Deutschland heimische Arten bleiben im Vergleich dazu eher klein:

NameWissenschaftlicher NameLänge in mmBeinpaare
SandschnurfüßerOmmatoiulus sabulosus zwischen 15 und 58 107
Sommer-Bandfüßer Polydesmus denticulatus zwischen 10 und 1740
Gemeiner Dunkler SchnurfüßerJulus scandinavius zwischen 15 und 3845 und 55 Segmente
mit je zwei Beinpaaren
Schwarzer SchnurfüßerTachypodoiulus niger zwischen 19 und 45bis zu 56 Segmente
mit je zwei Beinpaaren
Messerschwanz-SchnurfüßerAllajulus nitidu zwischen 12 und 32bis zu 62 Segmente
mit je zwei Beinpaaren
Rotbrauner BandfüßerPolydesmus angustus zwischen 17 und 2420 Segmente
mit ca. 30 Beinpaaren
Gerandeter SaftkuglerGlomeris marginatazwischen 7 und 20Weibchen 17 Beinpaare,
Männchen 19 Beinpaare
Gepunkteter SchnurfüßerCylindroiulus punctatuszwischen 14 und 27bis zu 56 Segmente
mit insgesamt bis zu
Gemeiner FeldschnurfüßerCylindroiulus caeruleocinctuszwischen 18 und 37bis zu 53 Segmente
mit je zwei Beinpaaren
Gemeiner Kleiner BandfüßerBrachydesmus superuszwischen 8 und 10rund acht Beinpaare
Großer GlattsamenfüßerMycogona germanicazwischen 13 und 1630 Körpersegmente

Bei den hier vorgestellten Arten handelt es sich um häufig vorkommende Tausendfüßler, die sich sowohl in Wäldern als auch auf Feldern und Wiesen beobachten lassen.

Tausendfüßer: Schwarzer Schnurfüßer (Tachypodoiulus niger)
Schwarzer Schnurfüßer (Tachypodoiulus niger)

Hinweis: Tausendfüßler bevorzugen dunkle und feuchte Umgebungen, weshalb sie meist in humusreichen Waldböden zu finden sind – etwa unter Laub, Holzstücken oder Steinen.

Aussehen

Tausendfüßer gehören zu den Gliederfüßern (Arthropoda). Ihr Körper ist in zwei Abschnitte geteilt:

  • Kopfkapsel aus mehreren verschmolzenen Segmenten (beinlos)
  • zwei bis drei Mundwerkzeuge am Kopf (Mandibeln)
  • ein Paar Antennen
  • Rumpf aus einer arttypischen Anzahl von Körpersegmenten
  • abgeplattet oder rund
  • ein Beinpaar pro Segment
  • Ausnahme: Doppelfüßer (Diplopoda) mit zwei Beinpaaren pro Segment
Tausendfüßer: Gerandeter Saftkugler (Glomeris marginata)
Gerandeter Saftkugler (Glomeris marginata)

Viele Arten sind schwarz oder braun gefärbt, es gibt jedoch auch Varietäten mit rötlichem oder hellem Aussehen.

Allgemeines

Der Begriff „Tausendfüßer“ wird umgangssprachlich häufig als Synonym für die in der Regel vegetarisch lebenden Doppelfüßer (Diplopoda) verwandt. Hierbei handelt es sich um die größte Gruppe innerhalb der Myriapoden mit weltweit rund 10.000 derzeit bekannten Arten. Wissenschaftlich gesehen fallen jedoch auch

unter diesen Oberbegriff.

Tausend- & Hundertfüßer
Spinnenläufer (Scutigera coleoptrata) & Gepunkteter Schnurfüßer (Cylindroiulus punctatus) (v.l.n.r.)

Insbesondere Zwergfüßer können bei günstigen Bedingungen massenhaft auftreten und dann in Gärten oder Gewächshäusern zum Problem werden. Auch manche anderen Tausendfüßler vermehren sich gelegentlich massenhaft und werden dann zur Plage.

Häufig gestellte Fragen

Sind Tausendfüßer giftig?

Tatsächlich sondern viele Tausendfüßlerarten ein giftiges und oft stinkendes Sekret ab, das dann zur Verteidigung gegenüber Fressfeinden dient. Für Menschen ist dieses Sekret nicht gefährlich, höchstens unangenehm. In Acht nehmen sollte man sich allerdings vor dem Biss eines Hundertfüßlers, der sehr schmerzhaft sein kann. Exotische Exemplare sind sogar so giftig, dass sie Kaninchen oder kleine Affen töten können.

Was ist der Unterschied zwischen Tausendfüßlern und Hundertfüßlern?

Umgangssprachlich handelt es sich bei Tausendfüßlern um vegetarisch lebende Gliederfüßer, während Hundertfüßer räuberisch sind. Wissenschaftlich handelt es sich bei den Hundertfüßern lediglich um eine Tierklasse, die zum Oberbegriff der Tausendfüßer gezählt werden.

Was hilft gegen Tausendfüßer?

Grundsätzlich handelt es sich bei allen Tausendfüßlern um nützliche Tiere, die (wie Regenwürmer) die Humusbildung unterstützen oder, im Falle von Hundertfüßlern, Schädlinge jagen. In manchen Jahren treten die Tiere jedoch massenhaft auf und können dadurch zum Problem werden. Kieselerde hilft dann gut. Mischen Sie das Pulver dann mit Wasser zu einer Lösung und besprühen Sie den Boden damit.

Autor
Michelle ist mit vielen Haus- und Hoftieren auf dem Bauerngut ihrer Eltern aufgewachsen. Nebenbei kümmert sich die Vegetarierin hingebungsvoll um ihre Kräuter- und Gemüsebeete. Sie notiert ihr erworbenes Wissen und teilt es gerne mit den Plantopedia-Lesern und Leserinnen.
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