Wiesenschnaken erkennen und natürlich bekämpfen
Bekommt ihr Rasen plötzlich gelbe bis braune Stellen – vor allem im Frühjahr? Dann stecken häufig die Larven der Wiesenschnake dahinter, die sich von den Graswurzeln ernähren. So erkennen und bekämpfen Sie den lästigen Schädling.
Auf den Punkt gebracht
- zwischen Anfang September / Anfang Oktober Ablage der Eier in den Rasen
- Schlupf der wurmähnlichen, gräulichen Larven ab Oktober, Überwinterung im Boden
- Verfärbungen, Welkerscheinungen und kahle Stellen im Rasen die Folge
- Bekämpfung durch Nematoden im Herbst
- alternativ durch Vertikutieren und Kalken des Rasens
Inhaltsverzeichnis
Wiesenschnaken erkennen
Quelle: Holger Gröschl, Tipula paludosa7, Bearbeitet von Plantopedia, CC BY-SA 2.0 DE
Wiesenschnaken (Tipula paludosa), umgangssprachlich auch als Schneider, Stelzmücke oder Sumpfschnake bezeichnet, sind an ihren ungewöhnlich langen und dünnen Beinen gut zu erkennen. Das zu den Zweiflüglern zählende Fluginsekt ist mit den Stechmücken verwandt, selbst allerdings harmlos. Die Tiere mit dem länglichen, schmalen Rumpf und den langen, dünnen Flügeln können mit etwa 15 bis 25 Millimetern Körperlänge allerdings deutlich größer werden als ihre blutsaugenden Verwandten.
Hinweis: Es gibt in Deutschland verschiedene Schnakenarten, die allerdings für Laien kaum voneinander zu unterscheiden sind. Deshalb wird der Gattungsbegriff „Schnake“ häufig als Sammelbezeichnung dieser langbeinigen, surrenden Insekten verwendet.
Larven der Wiesenschnake bestimmen
Quelle: Rasbak, Tipula leatherjacket, emelt, Bearbeitet von Plantopedia, CC BY-SA 3.0
Die adulten, d. h. erwachsenen, Wiesenschnaken sind für den Menschen sowie für den Rasen harmlos. Lediglich die im Boden lebenden Larven können bei massenhaftem Auftreten Rasenteile zum Absterben bringen, indem sie die Wurzeln der Gräser fressen. Tipula-Larven erkennen Sie an folgenden Merkmalen:
- je nach Wachstumsphase zwischen wenigen Millimetern und bis zu vier Zentimetern lang
- schlauchartige, wurmähnliche Körperform
- gräuliche Färbung
- Kopf- und Körperende kaum voneinander zu unterscheiden
Hinweis: Die Larven der Wiesenschnake lassen sich von den auch als Engerlingen bezeichneten Käferlarven (von denen nur wenige zu den Schädlingen zählen!) u. a. durch die typische „Teufelsfratze“ unterscheiden. Dabei handelt es sich um eine dunkle Platte mit hellen Fortsätzen, die sich am hinteren Körperende befindet und der Fortbewegung dient.
Lebensweise und Entwicklung
Insgesamt vier Larvenstadien durchläuft der Wiesenschnaken-Nachwuchs, die er allesamt in lockerem Boden mit vielen Gräsern verbringt. Die Paarungszeit der Wiesenschnake findet zwischen Anfang September und Anfang Oktober statt, anschließend legen die weiblichen Tiere zwischen 300 und 500 Eier direkt in den Rasen ab. Die Larven schlüpfen bereits zwei bis vier Wochen später und durchlaufen dann folgende Phasen:
- 1. Larvenstadium: graben sich nach dem Schlupf sofort im Boden ein, nur wenige Millimeter groß, aber bei genauem Hinsehen bereits mit bloßem Auge zu entdecken
- 2. Larvenstadium: etwa einen Monat später, Körperlänge von rund einem Zentimeter, fressen vor allem nachts oberirdisch und unterirdisch
- 3. Larvenstadium: zieht sich vor dem ersten Frost zum Überwintern in den Boden zurück
- 4. Larvenstadium: verläuft von April bis August des Folgejahres, Larve ist nun deutlich größer (bis zu vier Zentimeter!) und frisst nun tagsüber
Im August verpuppen sich die Tiere. Die frisch aus dem Kokon geschlüpften adulten Tiere begeben sich sofort auf die Suche nach einem Partner und der Zyklus beginnt von vorn.
Tipp: Wiesenschnaken-Larven sind als Snack bei vielen Vögeln sehr beliebt. Achten Sie daher auf Amseln, Krähen, Elstern und Co. Sofern diese sich auffallend häufig auf Ihrem Rasen tummeln und dort picken, liegt wahrscheinlich ein massenhafter Befall vor.
Schadbild
Das charakteristische Merkmal eines Befalls durch Wiesenschnaken-Larven ist das plötzliche Auftreten von bräunlichen oder gelblichen Flecken im Rasen, die sich meist im Frühjahr (insbesondere nach milden Wintern) bis zum Sommer ausbreiten.
Manchmal erscheinen diese aber auch schon im Herbst, wenn die noch jungen Wiesenschnakenlarven an den Gräserwurzeln fressen. Bevor Sie allerdings an die Bekämpfung der Plage gehen, machen Sie sicherheitshalber diesen Test:
- Nehmen Sie einen Spaten oder eine Grabegabel.
- Stechen Sie ein Stück einer befallenen Stelle heraus.
- Untersuchen Sie die Erde nach Larven.
- Sollten Sie welche finden, liegt ein Befall vor.
Schließlich können gelbe oder braune Verfärbungen im Rasen noch andere Ursachen – wie beispielsweise pilzliche Erkrankungen oder schlicht Trockenheit – haben, die ausgeschlossen werden sollten, bevor Sie Maßnahmen zur Bekämpfung ergreifen.
Wiesenschnaken bekämpfen
Für die Bekämpfung von Tipula-Larven haben sich verschiedene Methoden bewährt. Wir stellen die erfolgversprechendsten vor.
1. Nematoden
Quelle: Mirayana M. Barros, Dennis Chang, Dihong Lu, and Adler R. Dillman, Steinernema carpocapsae SEM, Bearbeitet von Plantopedia, CC BY 4.0
Nematoden sind eine effektive, natürliche und völlig ungiftige Art, schädliche Insekten im Garten zu bekämpfen. Gegen die Larven der Wiesenschnake können Sie Nematoden der Art Steinernema carpocapsae einsetzen, die es getrocknet im Fachhandel sowie im Onlinehandel zu kaufen gibt. Bei der Anwendung sollten Sie jedoch auf diese Hinweise achten:
- effektive Bekämpfung nur im Herbst (Ende August / September) möglich
- Bodentemperatur sollte über 12 °C liegen
- keine Anwendung bei direktem Sonnenlicht (sonst Absterben der Nematoden!)
- am besten abends ausbringen
- Nematoden in Pulverform in Gießwasser auflösen
- anschließend über Rasen ausbringen
Eine Anwendung im Frühjahr oder Sommer ist hingegen nicht mehr möglich. In diesem Fall sollten Sie auf die Verpuppung und den Schlupf der Larven warten und die Behandlung dann durchführen.
Hinweis: Nematoden sind winzige Fadenwürmer, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Sie sterben nach erfolgter Behandlung ab und haben keinerlei schädliche Auswirkungen auf andere, möglichweise nützliche Insekten und ihre Larven: Schließlich sind die auch als Älchen bekannten Tiere hoch spezialisiert.
2. Hausmittel
Sofern Sie den Befall erst im Frühjahr feststellen, helfen diese Maßnahmen:
- Rasen gründlich vertikutieren
- anschließend kalken
Beides pflegt den Rasen, stärkt die Gräser und tötet die Wiesenschnaken-Larven ab. Allerdings ist Ihre Arbeit nur dann von Erfolg gekrönt, wenn die Tierchen auch aktiv sind. Deshalb sollte die Bodentemperatur mindestens 8 °C betragen. Doch Vorsicht: Nach dem Vertikutieren ist oft eine Nachsaat notwendig. Übrigens lässt sich diese Art der Bekämpfung auch sehr gut im Herbst durchführen, wenn es bereits zu kalt für die Nematoden ist.
Tipp: Kalken Sie den Rasen am besten abends, wenn die Tipula-Larven an die Oberfläche kommen. Sofern sie groß genug sind, lassen sie sich auch prima absammeln und als willkommenes Vogelfutter aufstellen.
Effektive Vorbeugung
Damit es gar nicht erst zu einem Befall kommt, helfen diese Maßnahmen:
- Rasen im Frühjahr vertikutieren/aerifizieren
- anschließend kalken (auf den pH-Wert achten!)
- Rasen während der Paarungszeit möglichst kurz halten
- notfalls währenddessen mit einem licht- und luftdurchlässigen Vlies abdecken
Tipp: Zudem hilft es, wenn Sie Ihren Garten möglichst vogelfreundlich gestalten, denn die gefiederten Gesellen halten den Befall ebenfalls klein.
Häufig gestellte Fragen
Wiesenschnaken stechen nicht, sie ernähren sich ausschließlich von Wasser sowie Nektar und nicht, wie die weiblichen Mücken, von Blut. Zudem sind die Mundwerkzeuge der Zweiflügler so schwach ausgeprägt, dass sie menschliche (bzw. tierische) Haut gar nicht durchdringen könnten.
Nicht nur, dass Wiesenschnaken unfähig zum Stechen oder Beißen sind, sie sind außerdem ungiftig sowie auch sonst völlig ungefährlich für Mensch und Tier. Die erwachsene Wiesenschnake zählt noch nicht einmal zu den Schädlingen, lediglich ihre Larven können dem Rasen durch das Anfressen der Wurzeln bei massenhaftem Auftreten schaden.
Die unschönen gelben oder braunen Flecken im Rasen verschwinden, wenn Sie die betroffenen Flächen zunächst möglichst kurz mähen und anschließend vertikutieren. Bringen Sie nun bei Bedarf frische Erde sowie Rasensamen mitsamt einem Starterdünger aus. Achten Sie darauf, eine von der Zusammensetzung der Gräser vergleichbare Mischung wie im restlichen Rasen zu verwenden, damit es später ein einheitliches Bild ergibt. Drücken Sie das Saatgut mit einer Walze fest und befeuchten Sie es gut.