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13 bewährte alte Kartoffelsorten und Raritäten

13 bewährte alte Kartoffelsorten und Raritäten

Kartoffeln wurden schon vor über 4.000 Jahren angebaut und als Nahrungsmittel genutzt. Auch heute noch ist Solanum tuberosum für die Deutschen eine beliebte Beilage zu den unterschiedlichsten Gerichten. Die Knolle ist dabei universell einsetzbar, egal ob als Salzkartoffel, Püree, Knödel oder Pommes Frites. Im Laufe der Zeit musste dabei jedoch so manche alte Kartoffelsorte einer Neuzüchtung weichen und wurde so zu einer Rarität. Doch ganz in Vergessenheit sind sie nicht geraten.

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Ackersegen

Kartoffelsorten Ackersegen
Quelle: LEP Hamburg, Ackersegen mehligkochend Deutschland 1929, Bearbeitet von Plantopedia, CC BY-SA 3.0

Hierbei handelt es sich um einen Klassiker. Entstanden ist die Knolle durch Züchtung aus der Kartoffelsorte „Hindenburg“ und „Allerfrüheste Gelbe“ im Jahre 1929 in Deutschland. Diese erfolgte durch Georg Friedrich Böhme im Odenwald. Typische Eigenschaften dieser Sorte:

  • glatte bis genetzte ockergelbe Schale mit flachen Augen
  • gelbes, fast weißes Fruchtfleisch
  • vorwiegend festkochend bis mehligkochend
  • runde bis ovale Form
  • relativ groß
  • Geschmack aromatisch, buttrig bis würzig
  • weiße Blüte
  • mittelspäte bis späte Sorte
  • gut lagerfähig
  • keine Probleme beim Anbau
  • hohe Erträge
  • Verwendung: Püree, Salat,- Pell,- Salzkartoffeln

Adretta

Kartoffelsorte Adretta
Quelle: LEP Hamburg, Adretta mehligkochend Deutschland 1975 – 2, Bearbeitet von Plantopedia, CC BY-SA 3.0

Ihren Ursprung hat diese Kartoffelsorte in der ehemaligen DDR. Sie entstand durch Züchtung im Jahr 1975 und wurde auf rund 275 000 Hektar angebaut, welches heute die gesamte Kartoffelanbaufläche in Deutschland ausmacht. Im Jahre 2009 wurde sie zur Kartoffel des Jahres gewählt. Die „Adretta“ ist

  • sehr robust
  • weiß blühend
  • mehligkochend
  • gute Einkellerungskartoffel
  • mittelfrühe Sorte
  • unregelmäßig rund bis oval
  • mittelgroß
  • genetzte ockerfarbene Schale mit eher flachen Augen
  • hellgelbes Fruchtfleisch
  • kräftig würziger bis feinmehliger Geschmack
  • gute Ernte
  • Verwendung: Back,- Salzkartoffeln, Suppe, Pommes frites, Knödel, Püree

Bamberger Hörnla

Bamberger Hörnla
Quelle: No machine-readable author provided. Lyzzy assumed (based on copyright claims)., Bamberger Hoernle, Bearbeitet von Plantopedia, CC BY-SA 2.5

Diese alte Sorte ist umgangssprachlich auch als Bamberger Hörnchen bekannt. Es gibt sie seit 1870 und zählt zu den ältesten Sorten Deutschlands. Ihren Ursprung hat die Knolle in Franken, genauer gesagt in Bamberg, wie der Name es sagt. Sie ist Kartoffel des Jahres 2008. Typisch für diese Kartoffel:

  • mehlig bis festkochend
  • mittelfrühe Sorte
  • weiß blühend
  • verhältnismäßig kleine Pflanzen
  • Anbau aufwendig
  • geringe Erträge
  • Ernte per Hand
  • ockerfarbene, sehr feine Haut mit tiefen Augen
  • hellgelbes, festes Fruchtfleisch
  • kleine Größe
  • fingerförmiges, etwas gekrümmtes Aussehen
  • Geschmack kräftig nussig
  • Verwendung: hauptsächlich im Salat
  • Verwechslung mit Sorte „La Ratte“ möglich

Blauer Schwede

Blauer Schwede
Quelle: Paebi, BlauerSchwede02, Bearbeitet von Plantopedia, CC BY-SA 3.0

Dieser Erdapfel ist auch als „Blue Congo“ oder „Idaho Blue“ bekannt und ist Kartoffel des Jahres 2006. Ihren wahren Ursprung hat diese alte Sorte in Südamerika, wurde allerdings weitergezüchtet vor 1900 in Skandinavien. Charakteristisch für den „Blauen Schweden“ sind diese Eigenschaften:

  • vorwiegend festkochend
  • mittelfrühe Sorte
  • dunkelviolette bis schwarze Schale mit flachen Augen
  • Fleisch violett- weiß marmoriert
  • Farbe nach kochen blau
  • Form rund bis oval
  • Blüte blau-violett
  • Geschmack etwas süßlich
  • robuste Sorte
  • pflegeleicht
  • Verwendung: Back,-Pell,-Salzkartoffeln, im Salat

Hinweis: Die Blaufärbung erfolgt durch sogenannte in den Knollen enthaltene Anthocyane, welche auch als Radikalenfänger bekannt sind. Diese wirken krebs- und entzündungshemmend. Dieser Farbstoff ist auch in Roten Johannisbeeren enthalten.

Highland Burgundy Red

Highland Burgundy Red, Kartoffelsorte
Quelle: User:MarkusHagenlocher, Highland Burgundy Red, Bearbeitet von Plantopedia, CC BY-SA 3.0

Diese Kartoffelsorte ist auch als „Red Cardinal“- „Roter Kardinal“ bekannt. Sie wurde 1902 in Schottland gezüchtet. Auch hier handelt es sich um eine rotfleischige Rarität. Sie ist unter Feinschmeckern sehr beliebt. Daran erkennen Sie diese Sorte:

  • Schale weinrot und glatt
  • rotes Fruchtfleisch mit etwas hellerer Rindenschicht
  • weiß blühend
  • Form rund bis länglich oval
  • mittelspäte Sorte
  • mehligkochend
  • sehr aromatischer, unverwechselbarer Geschmack
  • etwas aufwendiger Anbau
  • Verwendung: Salzkartoffel, im Salat mit anderen Sorten gemischt

Hindenburg

Diese deutsche Kartoffelsorte stammt aus dem Jahre 1916. Gezüchtet wurde sie von Kartz und Kameke durch Kreuzung der Sorten „Jubel“ und „Ismene“. Diese alte Sorte diente als Kreuzungspartner für andere Kartoffelsorten wie „Adretta“ oder „Ackersegen“. Diese Eigenschaft besitzt „Hindenburg“:

  • mehligkochend
  • späte Sorte
  • weiß blühend
  • sehr ertragreich
  • äußerst robust
  • resistent gegen Schorf und Kartoffelkrebs
  • Schale gelb mit etwas mitteltiefliegenden Augen
  • Fleisch weiß
  • große ovale Knolle
  • Geschmack sehr fein würzig
  • Verwendung: Püree, Salzkartoffeln, Pommes frites, Chips

Jubel

Kartoffelsorte Jubel
Quelle: Ordercrazy, Solanum tuberosum Jubel (02), Bearbeitet von Plantopedia, CC0 1.0

Diese Kartoffelsorte stammt aus Deutschland. Sie wurde 1908 von Wilhelm Richter in Zwickau durch Kreuzung der „Victoria Auguste“ und „Richter 78/92“ gezüchtet. Heute wird sie noch sehr selten angebaut. Charakteristisch für diese Kartoffel sind diese Eigenschaften:

  • vorwiegend festkochend
  • mittelspäte bis späte Sorte
  • Blüte rosa
  • Form länglich oval
  • ockerfarbene, raue Haut mit etwas flachen Augen
  • Fleisch weiß bis hellgelb
  • Geschmack sehr mild, aber würzig
  • Verwendung: Salz,- Brat,- Backkartoffeln, Püree

La Ratte

La Ratte
Quelle: Claus Ableiter, La Ratte, Bearbeitet von Plantopedia, CC BY-SA 3.0

Diese Knolle ist ein Klassiker und ist schon sehr alt. Die Züchtung stammt aus dem Jahre 1872 und kommt ursprünglich aus der Bretagne. Lange Zeit war diese Kartoffelsorte auf dem Markt nicht mehr zu finden. Heute wird die alte Sorte seit 1990 wieder in kleinen Mengen in Deutschland angebaut. Es handelt sich hierbei um eine sehr hochwertige Speisekartoffel. Sie ist

  • festkochend
  • mittelfrühe Sorte
  • rosa-violett blühend
  • geringe Erträge
  • anfällig gegen Schädlinge und Pilzbefall
  • dünne, gelbe Haut
  • Fleisch gelb
  • längliche bis hörnchenförmige Knolle
  • Größe eher klein
  • Geschmack nussig, leicht speckig
  • Verwendung: Brat,- Pellkartoffel, im Salat, gute Beilage zu Spargelgerichten

Linda

Kartoffelsorte, Linda
Quelle: Alupus, Kartoffelernte V, Bearbeitet von Plantopedia, CC BY-SA 3.0

Hierbei handelt es wohl um die bekannteste deutsche Knolle. Sie stammt aus einer Züchtung von Saatgut Böhm in Trauen aus dem Jahre 1974. Aufgrund verschiedener Verordnungen wäre sie fast vom Markt verschwunden. Diese Eigenschaften machen diese Kartoffelsorte so beliebt:

  • festkochend
  • gute Lagerfähigkeit
  • während Lagerung Kocheigenschaft zu mehligkochend übergehend
  • gute bis sehr gute Erträge
  • Schale glatt, gelb mit tiefen Augen
  • dunkelgelbes Fruchtfleisch
  • Form länglich bis oval
  • verhältnismäßig groß
  • cremiges, leicht süßliches Aroma
  • Verwendung: Pell,- Salatkartoffeln

Ostbote

Ostbote
Quelle: Ordercrazy, Solanum tuberosum Ostbote (02), Bearbeitet von Plantopedia, CC0 1.0

Diese deutsche Kartoffelsorte stammt aus dem Jahre 1933. Sie wurde von Carl Raddatz in Streckenthin/Pommern gezüchtet. Kennzeichen dieser Sorte sind

  • mittelspäte bis späte Sorte
  • mehligkochend
  • sehr robust im Anbau
  • äußerst ertragreich
  • resistent gegen Kartoffelkrebs und verschiedene Viruskrankheiten
  • violett blühend, aber selten
  • glatte, gelbe Haut mit mitteltiefliegenden Augen
  • Fleisch hellgelb
  • mittelgroß
  • Form rund bis oval
  • guter, intensiver Kartoffelgeschmack
  • Verwendung: Pell,- Backkartoffeln, Püree

Reichskanzler

Reichskanzler
Quelle: Ordercrazy, Solanum tuberosum Reichskanzler, Bearbeitet von Plantopedia, CC0 1.0

Diese Kartoffelsorte ist etwas Besonderes, denn sie stammt aus der ersten Blütenkreuzung in der Geschichte der Kartoffel. Der Züchter Wilhelm Richter aus Zwickau kreuzte dazu im Jahre 1885 die pommersche Landsorte „Dabler“ mit einem unbekannten Sämling. In Osteuropa war der „Reichskanzler“ in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts die am häufigsten angebaute Kartoffelsorte. Typisch für die Knolle ist

  • mehligkochend
  • späte Sorte
  • sehr guter Ertrag
  • unkomplizierter Anbau
  • weiß-rosa blühend
  • glatte, gelbrosafarbene Schale mit roten Punkten und mitteltiefliegenden Augen
  • Fleisch weiß
  • mittelgroß
  • runde bis ovale Form
  • Geschmack mild cremig
  • Verwendung: universelle Verarbeitung

Sieglinde

Sieglinde
Kartoffelsorte Sieglinde – Quelle: © Asio otus, Lebensmittel-KartoffelsorteSieglinde1-Asio, Bearbeitet von Plantopedia, CC BY-SA 3.0

Sie gehört zu den ältesten Kartoffelsorten Deutschlands. Die Züchtung stammt aus dem Jahre 1935. Im Jahr 2010 wurde die „Sieglinde“ zur Kartoffel des Jahres gewählt. Das macht diese alte Sorte aus:

  • weiß blühend
  • festkochend
  • eine frühe Sorte
  • anfällig für Krautfäule und Kartoffelschorf
  • Ertrag mäßig bis gut
  • sehr feine, gelbe Haut
  • ebenso gelbes Fleisch
  • längliche bis ovale Form
  • leicht flache, unförmige Knolle
  • Geschmack leicht speckig und feinwürzig
  • Verwendung: Salat,- Pell,- Salzkartoffeln

Vogtländische Blaue

Das Alter aus dem Vogtland stammende Rarität ist nicht genau bekannt. Angenommen wird, dass die Knolle im 17. bis 18. Jahrhundert entstanden ist. Das Vogtland war zu dieser Zeit Vorreiter im großflächigen Kartoffelanbau, noch vor dem „Kartoffelerlass“ durch Friedrich des Großen. Die Kartoffel ist

  • mehligkochend
  • mittelfrühe bis späte Sorte
  • hellviolett blühend
  • Schale dunkelblau mit tiefen Augen
  • weißes Fruchtfleisch
  • klein bis mittelgroß
  • runde Form
  • Geschmack fein cremig
  • Verwendung: Salz,- Bratkartoffeln, Püree

Hinweis: Wodka ist nicht von den Russen erfunden wurden, sondern der erste Wodka (Wässerchen) wurde bereits Ende des 18. Jahrhunderts in Krakau gebrannt und zwar aus Kartoffeln.

Neuentdeckung alter Sorten

Kartoffel
Solanum tuberosum

Schon die Inka bauten vor über 4.000 Jahren in den Hochländern Südamerikas, zwischen Bolivien und Peru, die Erdäpfel an. Mit dem spanischen Eroberer Pizarro gelangte dann diese Kuriosität erstmals im Jahre 1526 nach Europa. In Deutschland fand die Kartoffel zuerst Verwendung als Zierpflanze. Erst viele Jahre später, im Jahre 1680, gelang dann der erste feldmäßige Anbau der Kartoffel in Österreich. Unter dem Preußenkönig „Friedrich dem Großen“ (1688 – 1740), dem Vater des „Alten Fritz“ wurde der Kartoffelanbau auch in Deutschland per Befehl vorangetrieben. !682 wurden dann die ersten Knollen in der Gegend um Nürnberg angebaut. In den darauffolgen Jahren wurde die Kartoffel zu den beliebtesten und auch wichtigsten Nahrungsmittel. Es gab sie in einer großen Vielfalt, unterschiedlich in Form, Farbe und Geschmack.

Leider sind heute im Handel nicht mehr so sehr viele Sorten zu finden, da es wirtschaftlicher ist, weniger Sorten, aber mit größeren Erträgen anzubauen. Von ungefähr 5.000 vorhandenen Kartoffelsorten sind in Deutschland lediglich 200 zugelassen. 150 Sorten kommen dabei als Speisekartoffeln in den Handel. Auf der Grundlage der Bundessortenliste werden hauptsächlich Kartoffelsorten zugelassen, die nach dem Jahr 2000 durch Züchtung entstanden sind. Lediglich sind hier nur rund zehn alte Sorten, welche vor 1976 gezüchtet wurden, vertreten. Für manche alte Sorte wäre dies das Aus gewesen, wenn nicht Biobauern und engagierte Hobbygärtner sich der Zucht manch in Vergessenheit geratener Kartoffelsorte widmen würden. Einige alte Sorten sind dabei schon zu einer Rarität geworden. Nachfolgend haben wir Ihnen einige davon aufgelistet.

Tipp: Die Prüfung der Kartoffelqualität erfolgt durch das Aneinanderreiben von zwei Hälften. Dabei sollten diese zusammenkleben und am Rand sich etwas Schaum bilden. Beim Zusammendrücken einer Hälfte darf kein Wasser austreten.

Weitere Kartoffelsorten im Porträt

Autor
Mirko ist zwar studierter Anglist, beherrscht aber auch die Sprache der Pflanzen perfekt. Er wuchs quasi im Schrebergarten seiner Großeltern auf und verbringt den Großteil seiner Freizeit in der Natur, wenn er nicht gerade schreibt.
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