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Feigenbaum verliert Früchte: was, wenn sie nicht reifen?

Feigenbaum verliert Früchte: was, wenn sie nicht reifen?

Der Feigenbaum (Ficus carica) gehört zu den ältesten Kulturpflanzen überhaupt. Auch hierzulande werden sie vermehrt in Gärten angebaut. Allerdings fallen mitunter die Früchte noch unreif vom Feigenbaum. Informationen dazu nachfolgend.

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Feigen reifen nicht

Ursprünglich stammt der Feigenbaum aus dem östlichen Mittelmeerraum bis hinunter nach Persien. Hier gedeihen die Pflanzen hervorragend und bringen gute Erträge. Im Gegensatz dazu kann es im hauseigenen Garten sehr oft zu Ernteausfällen kommen. Dafür gibt es verschiedene Gründe:

Mitbringsel aus dem Mittelmeerurlaub

Feige Frucht

Sehr gern wird ein kleiner Feigenbaum aus dem Urlaub am Mittelmeer als Mitbringsel mit nach Hause genommen, in der Hoffnung auch im eigenen Garten die süßen und saftigen Früchte ernten zu können. Allerdings wird eine Ernte hier kaum möglich sein. In der Regel treibt der Baum jährlich zwar bis zu dreimal Blüten aus den Blattachseln, sogenannte Innenblüten. Zur Bestäubung sind hier jedoch die Feigengallwespen (Blastophaga psenes) notwendig, welche sich in einer anderen Feigenart, der Bocksfeige befinden. Ohne Befruchtung der Blüten durch weibliche Gallwespen wachsen lediglich nur kleine, gelbe, ungenießbare Früchte heran, die schnell schrumpeln und schließlich abfallen. Eine Feige aus warmen Gefilden wird hier niemals richtige Früchte ausbilden können, da nördlich der Alpen die Gallwespen nicht überleben können. Solch Bäumchen kann lediglich als Zierpflanze Verwendung finden.

Sämlinge nicht selbstfruchtend

Ein weiterer Grund, dass die Früchte der Feige nicht reifen und geerntet werden können, besteht darin, dass es sich bei der Pflanze um einen Sämling handelt. Diese sind meist nicht selbstfruchtend. Auch hier fehlen dann die zwei bis drei Millimeter großen Gallwespen zur Bestäubung. Aufgrund einer unzureichenden Befruchtung kommt es zu keiner Ausbildung von essbaren Früchten. Lediglich erscheinen sehr kleine Feigen, eher Fruchtknoten, welche auch frühzeitig vom Baum fallen.

Bocksfeigen beheimaten Gallwespen

Gallwespe
Quelle: xpda, Cynipoidea P1380345a, Bearbeitet von Plantopedia, CC BY-SA 4.0

Anderseits kann es sich bei dem Feigenbaum auch um eine so genannte Bocksfeige (Ficus carica var. caprificus) handeln. Diese dienen lediglich zur Erhaltung und Fortpflanzung der Gallwespen. Schon im Spätwinter oder zeitigem Frühjahr werden Gallblüten gebildet. Darin legen die Wespen ihre Eier ab, woraus sich die Larven und schließlich Wespen entwickeln. Von hieraus fliegen diese dann die Blüten von anderen Feigen an und befruchten sie. Aus den Gallblüten entwickeln sich häufig sehr kleine, aber viele Früchte. Sie sind nicht essbar und fallen vom Baum ab.

Eine Alternative um auch im eigenen Garten saftige Feigen zu ernten ist der Anbau von Kulturfeigen.

Tipp: Beim Kauf von Feigenbäumen sollte stets auf die Abstammung und Herkunft geachtet werden. Dabei sollten nur Pflanzen in Betracht kommen, welche auch von einem fruchttragenden Feigenbaum abstammen und auch in der entsprechenden Region gut fruchten.

Kulturfeige bestens geeignet

Echte Feige

Bei der Kulturfeige handelt es sich um eine Mutation, die durch langjährige Züchtung entstanden ist. Das Einzigartige an dieser Feigenart ist, dass die Bildung der essbaren Feigen parthenokarp erfolgt. Mit anderen Worten die Kulturfeige ist selbstfruchtend. Die unzähligen kleinen Steinfrüchte aus denen eine Feige besteht, werden ohne Befruchtung durch die Gallwespen bis zur Reife gebracht. Bis zur ersten Ernte können mitunter zehn Jahre vergehen. Beliebte Sorten der Kulturfeige sind

  • Dalmatica
  • Brunswick oder
  • Brown Turkey

Allerdings kann es auch bei Kulturfeigen durch Pflegefehler oder Nichtbeachtung der Ansprüche zu einem verfrühten Fruchtabwurf kommen. Daneben sind auch große Temperaturschwankungen für einen verfrühten Abwurf der Feigen verantwortlich.

Hinweis: Wenn es zu keiner Fruchtbildung kommt, lediglich zu kleinen Fruchtknoten, welche frühzeitig abfallen, handelt es sich nicht um eine Kulturfeige, sondern um eine nicht selbstfruchtende Mittelmeersorte.

Richtige Pflege entscheidend

Feigen

Damit die Kulturfeige auch viele saftige Feigen entwickeln kann, die am Baum bis zur Ernte reifen können, ist eine entsprechende Pflege notwendig. Daneben sollten auch die Ansprüche der Bäume beachtet werden. Dazu zählen

  • vollsonniger, windgeschützter Standort
  • pH-Wert des Bodens zwischen 6 und 8
  • lehmhaltiger, durchlässiger, leicht saurer und nährstoffreicher Boden
  • viel Wasser während Fruchtbildung bis zur Ernte, aber keine Staunässe
  • regelmäßig und ausreichend düngen
    • Versorgung mit Phosphor und Kalium gewährleisten
    • Stickstoff gering dosieren
    • bei starkem Wachstum keine Düngung nötig
  • Rückschnitt im Frühjahr
  • große Abstände zwischen Ästen
  • jährlicher Zuwachs von 10 bis 20 cm ideal
  • dadurch gute Verholzung der Triebe und Überwinterung
  • Wurzelbereich mulchen
  • Verwendung von Häcksel, Grasschnitt oder Rindenmulch
  • gleichzeitiger Schutz der oberflächlichen Wurzeln im Winter

Bei Kultur im Kübel sollten ausreichend große Gefäße mit mindestens 40 bis 50 Litern Volumen Verwendung finden. Ebenfalls ist eine ausreichende Versorgung mit Wasser und Nährstoffen erforderlich. Das sind optimale Bedingungen für reife Früchte.

Hinweis: Unter der grauen, glatten Rinde ist ein milchiger Pflanzensaft vorhanden. Dieser kann bei Hautkontakt zu allergischen Reaktionen wie Juckreiz, Blasenbildung und Ekzeme führen. Betroffene Hautstellen heilen schlecht, oft bleibt eine irreversible Pigmentierung zurück. Daher unbedingt beim Schnitt Handschuhe tragen.

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Autor
Mirko ist zwar studierter Anglist, beherrscht aber auch die Sprache der Pflanzen perfekt. Er wuchs quasi im Schrebergarten seiner Großeltern auf und verbringt den Großteil seiner Freizeit in der Natur, wenn er nicht gerade schreibt.
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