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Ist die Schlehe roh giftig oder kann man sie essen?

Schlehe - Schlehdorn giftig oder essbar?
Schlehe - Schlehdorn giftig oder essbar?

Die Schlehe, von Biologen auch mit Prunus Spinosa bezeichnet, ist mit ihren markanten Stacheln und ihren tiefdunkelblauen Beeren häufig anzutreffen und dementsprechend bekannt. Früher waren die Früchte dieser Wildpflaumenart für Säfte, Liköre und Marmeladen sehr beliebt und erfreuen sich zuletzt wieder einer zunehmenden Beachtung. Doch was ist dran an der bekannten Weisheit, dass die Frucht der Schlehe roh giftig ist und nur verarbeitet verzehrfähig ist?

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Sind Schlehen roh giftig?

Zunächst einmal lässt sich diese Frage bei objektiver Betrachtung mit ja beantworten. Denn die Kerne der dem Steinobst zuzurechnenden Schlehe enthalten das Blausäureglykosid Amygdalin, das nach einem Verzehr im menschlichen Körper zu Blausäure umgewandelt wird. Allerdings sollte man an dieser Stelle bereits relativieren, da auch andere Kerne von Kernobst denselben Stoff enthalten. So liegt der Amygdalingehalt von Apfelkernen oder auch Bittermandeln deutlich über denen der Schlehenbeeren. Darüber hinaus sollte betont werden, dass Schale und Fruchtfleisch der Schlehe diesen Stoff nicht enthalten und somit auch rein medizinisch betrachtet nicht giftig und völlig unbedenklich sind. Generell sollten die Beeren der Schlehe nicht mitsamt den Kernen verzehrt werden. Aber selbst das essen einzelner Kerne ist als unbedenklich anzusehen.

Anders sieht es bei Kindern, vor allem Kleinkindern, aus. Ihr Organismus kann die Blausäure noch nicht in erforderlicher Menge abbauen. Die Folge auf das Verspeisen von Schlehenkernen sind dann schnell Durchfall und Erbrechen!

Hinweis:

Für Tiere, insbesondere Vögel, sind Schlehen roh völlig unbedenklich und ungiftig. Daher sind die dornigen Sträucher nicht nur beliebte Rückzugsorte und sogar Brutplätze der Vögel, sondern darüber hinaus eine wichtige Nahrungsquelle im einsetzenden Winter.

Saurer/ bitterer Geschmack

Schlehdorn, Prunus spinosa
Schlehdorn, Prunus spinosa

Doch woher kommt dann die allgemeine und sich hartnäckig haltende Ansicht, dass Schlehen giftig sind? Probiert man eine Beere von Prunus Spinosa bereits früh im Herbst, beantwortet sich diese Frage nahezu von selbst. Denn in rohem Zustand verzehrt, weisen die Beeren zunächst einen sehr sauren und mitunter auch herb-bitteren Geschmack auf. Diesen Geschmack verursacht vor allem der hohen Anteil an Gerbsäuren im Fruchtfleisch. Mit Rückblick auf die Frage nach der Giftigkeit der Beeren lässt sich aber hier ausdrücklich betonen, dass die Gerbsäuren zwar den Geschmack stark nachteilig beeinflussen, dies aber keinesfalls in irgendeinem Bezug zu einer eventuellen Giftigkeit steht.

Hinweis:

Besonders empfindliche Menschen können bei übermäßigem Verzehr in der Tat auf den Gerbsäuregehalt reagieren. Dabei handelt es sich dann aber keinesfalls um giftige Substanzen der Schlehe, sondern vielmehr um eine besondere Feinfühligkeit oder Empfindlichkeit der einzelnen Person.

Adristingierend

Immer wieder liest man, dass Schlehen roh sowohl abführend und adristingierend wirken. Wie erwähnt, tritt die abführende Wirkung nur bei sehr empfindlichen Menschen, oder bei Verzehr sehr großer Mengen der Beeren auf. Dasselbe gilt für die adristingierende Wirkung. Darunter versteht man im Medizinischen die Eigenschaft des Zusammenziehens von Gefäßen. Diese Auswirkung ist aber vor allem für die medizinische Anwendung der Inhaltsstoffe von Bedeutung. Sie muss beim Essen von „üblichen“ Mengen nicht weiter beachtet werden. Da die Ernte der Schlehe sehr mühsam ist, sollte sich die maximale Menge der verzehrten Beeren ohnehin von selbst regulieren.

Genießbarkeit

Blühender Schlehdorn, Prunus spinosa

Dennoch gibt es eine Möglichkeit die Frucht von Schlehen roh zu essen und dabei auch zu genießen. Denn wartet man den ersten Frost ab, werden die Beeren auf einmal schmackhaft, ohne dabei ihr charakteristisches Aroma zu verlieren. Doch wie kommt das und geschieht das immer bei Frosteinwirkung?

Hervorgerufen wird die Veränderung des Fruchtfleischinhalts tatsächlich durch das Gefrieren. Denn dann werden die Gerbsäuren abgebaut und in Zucker umgewandelt. Somit werden einerseits die sauren bis bitteren Noten verringert, während die Süße zugleich zunimmt.

Es sei aber an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Änderung des Geschmacks keinerlei Zusammenhang damit hat, ob die Beeren giftig sind. Letztlich werden durch den Frost lediglich bereits vorher roh verzehrfähige Beeren genießbar.

Tipp:

Lässt der Frost auf sich warten, können Sie die Schlehenbeeren auch für einige Zeit in das Gefrierfach legen und so den natürlichen Frost simulieren.

Hinweis

Bitte beachten Sie, dass dieser Beitrag keinesfalls einen Arztbesuch ersetzt. Es besteht keine Gewährleistung auf Richtigkeit medizinischer Aussagen.

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