Schlehe, Mispel & Co.: diese 6 Früchte brauchen Frost
Die Natur bietet eine Vielzahl an schmackhaften und gesunden Früchten. Allerdings entfalten einige erst nach Frosteinwirkung ihr ganzes Aroma oder sind erst dann genießbar. Wir stellen 6 solcher Früchte, die Frost brauchen, vor.
Auf den Punkt gebracht
- manche Früchte erst durch Frost genießbar
- dient Abbau der enthaltenen Gerbstoffe
- vielfältige Verwendungsmöglichkeiten
- besonders als Marmeladen, Gelees oder Säfte
- Hagebutte besonders beliebt als Tee, Schlehe als Likör
Inhaltsverzeichnis
Elsbeere
Die Elsbeere (Sorbus torminalis) gehört zu den seltensten Laubbaumarten in Deutschland. Im Herbst entwickeln sich aus jedem Blütenstand fünf bis zehn Früchte, die aufgrund ihres hohen Gerbstoffgehaltes Frost brauchen, um genießbar zu werden.
Eigenschaften und Verwendung
- ledrige, kahle, 1 bis 2 cm große Apfelfrüchte
- verkehrt eiförmig bis rundlich
- anfangs olivgrün, später rötlich, bei Vollreife braun
- hell gepunktete Schale
- Fruchtfleisch körnig, birnenähnlich
- Samen matt, flach, eiförmig, rotbraun
- erst bei Überreife essbar, teigartige Struktur
Die Elsbeere kann pur gegessen oder zu Saft, Marmelade, Gelees und Kompott verarbeitet werden. Sie eignet sich zum Backen von Torten, Kuchen und anderem Gebäck sowie zur Schnaps- und Likörherstellung. Besonders delikat sind die getrockneten Früchte, die ein marzipanähnliches Aroma besitzen.
Tipp: Die Elsbeere ist auch bei Vögeln sehr beliebt.
Gewöhnliche Berberitze
Auch die Früchte der Gewöhnlichen Berberitze (Berberis vulgaris) brauchen Frost, um ihre Erntereife zu erreichen. Sie enthalten sehr viel Vitamin C und besitzen eine angenehme fruchtige Säure.
Eigenschaften und Verwendung
- klein, eiförmig, orange bis rot, gut 1 cm lang
- eiförmig bis elliptisch, glatt, glänzend
- an der Spitze Narbenreste
- genießbar, aber sehr sauer
- pro Frucht ein oder zwei glatte, bräunliche Samen
- Verzehr nur bei Vollreife empfehlenswert
Die roten Beeren der Berberitze finden Verwendung bei der Herstellung von Kompott oder Konfitüren. Getrocknet eignen sich die Früchte auch als Gewürzzutat für Fisch-, Fleisch- und Reisgerichte.
Tipp: Mit Ausnahme der Beeren ist die komplette Pflanze giftig, insbesondere die Wurzel.
Hagebutten
Alle Rosenarten bilden Sammelnussfrüchte, die als Hagebutten bezeichnet werden. Am bekanntesten sind sie dabei wohl als Früchte von Wildrosen wie der Hunds- oder Kartoffelrose (Rosa rugosa). Haupterntezeit ist von Oktober bis November, wobei noch bis ins Frühjahr geerntet werden kann. Am besten erntet man die sie erst nach dem ersten Frost, denn dann sind die Früchte weicher, süßer und geschmacksintensiver.
Eigenschaften und Verwendung
- rundliche bis birnenförmige Sammelnussfrucht
- eiförmig bis flach kugelig, 1 bis 5 cm groß, orange bis rot
- Fruchtmarkt mit vielen kleinen Nüsschen
- Nüsschen von feinen Härchen mit Widerhaken bedeckt
- bei Hautkontakt Juckreiz (Juckpulver)
- Nüsschen nicht zu Verzehr geeignet
- vor Verzehr oder Weiterverarbeitung entfernen
- höchster Vitamin C-Gehalt in frischen Früchten
Die bekannteste Verwendungsart ist wohl die Teezubereitung. Hagebutten lassen sich aber auch zu Marmelade, Mus, Saft, Likör und Wein verarbeiten. Dazu erntet man die noch festen Früchte im Spätsommer. Nach dem ersten Frost können Hagebutten auch zum Rohverzehr geerntet werden.
Mispel
Kaum jemand weiß, wie die Früchte der Mispel (Mespilus germanica) schmecken, geschweige denn, wann sie reifen. Dabei ist die Mispel eine alte Winterobstsorte. Die Früchte reifen im Spätherbst, sollten aber so lange wie möglich am Baum bleiben, gerne auch bis in den Winter hinein. Ohne Frosteinwirkung sind sie allerdings ungenießbar. Durch die ersten Fröste nimmt der Gerbsäuregehalt ab und die harten Früchte werden weich.
Eigenschaften und Verwendung
- kleine, kugelig-abgeflachte Früchte, bis 7 cm groß
- apfel- oder birnenförmig, braune, filzige Schale
- reife Früchte im Innern braun
- Fruchtfleisch teigartig mit Kernen
- herb-süßlicher, nussartiger Geschmack
- süß mit angenehmer Säure, fruchtig-frisches Aroma
Mispeln können roh verzehrt sowie zu Marmelade, Gelee, Kompott und Saft weiterverarbeitet werden. Auch Liköre mit Mispel sind schmackhaft. Als besondere Delikatesse gelten gezuckerte und in Essig eingelegte Früchte.
Schlehe
Auch die Früchte der Schlehe (Prunus spinosa), die blauen Beeren ähneln, sind erst genießbar, wenn sie einige frostige Nächte durchgemacht haben. Auch hier werden dabei die bitteren Gerbstoffe größtenteils abgebaut. Beste Zeit zum Ernten ist demzufolge zwischen Ende November und Mitte Dezember.
Eigenschaften und Verwendung
- kugelige, blauschwarz bereifte Steinfrucht, 6 bis 18 mm groß
- grünes Fruchtfleisch, leicht vom Kern lösbar
- Kern kugelig bis linsenförmig, rau, pockennarbig
- Fruchtfleisch zunächst sehr sauer und herb
- Taubheitsgefühl im Mund, zusammenziehende Wirkung
- nach Frosteinwirkung süßer und schmackhafter
Unreife Beeren können wie Oliven eingelegt werden, zum Rohverzehr sind sie nicht geeignet. Reife Früchte können zur Herstellung von Schlehensaft oder Marmelade verwendet werden. Zudem eignen sich frische und getrocknete Früchte für Teezubereitungen und als Zutat für Schlehenlikör.
Vogelbeere
Vogelbeeren sind die Früchte der Eberesche (Sorbus aucuparia). Das Vorurteil der Giftigkeit kommt vermutlich durch den bitteren Geschmack. Wartet man mit der Ernte bis nach den ersten Frösten, werden die Bitterstoffe weitestgehend reduziert, die Beeren werden genießbar. Auch hier gilt: Je länger sie Frost ausgesetzt sind, desto besser ist ihr Geschmack.
Eigenschaften und Verwendung
- kleine Apfelfrüchte, ca. 1 cm dick, in Doldenrispen
- leuchtend rot oder orange-gelb
- rund bis eiförmig, glatt
- preiselbeerähnlicher Geschmack
- nur kurz haltbar
Vogelbeeren lassen sich für sauer-fruchtige Aufstriche, zur Herstellung von Schnaps, Likör und Fruchtwein verwenden. Auch Marmelade, Gelee oder Saft aus Vogelbeeren sind echte Vitamin C-Bomben. Getrocknet eignen sie sich für Teezubereitungen.
Tipp: Der bittere Geschmack der Vogelbeeren verschwindet auch, wenn man sie erhitzt.
Häufig gestellte Fragen
Ein ausgewachsener Baum kann bis zu 30 Kilogramm Früchte liefern.
Wer will, kann Mispeln und Schlehen etwas früher ernten und dann über Nacht in den Tiefkühlschrank legen. Das Ergebnis ist dasselbe.
Ja, wie bereits erwähnt sind Vogelbeeren nicht giftig. Allerdings kann es durch übermäßigen Verzehr roher Früchte zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kommen. Kinder reagieren bereits bei kleinen Mengen.