Spinnenbiss in Deutschland: ist er gefährlich? Was tun?
Spinnen sind für viele Menschen der Inbegriff von Schrecken und Horror. Aufgrund des gruseligen Aussehens und der Tatsache, dass alle Spinnen Gift produzieren und über Fangzähne verfügen, haben die Araneae nicht wirklich einen guten Ruf. Dass in Deutschland die Spinne deutlich ungefährlicher ist als in Ländern wie Australien oder Brasilien, ist bekannt. Dennoch wundern sich viele Menschen, wie gefährlich ein Spinnenbiss in der Heimat wirklich sein kann und welche Maßnahmen danach erforderlich sind.
Inhaltsverzeichnis
Spinnenbiss in Deutschland
Der Biss einer Spinne egal welcher Größe ist giftig. Das heißt aber nicht, dass jedes Spinnengift das Potential hat, für den Menschen gefährlich zu werden. Ebenso finden sich viele Taxa, deren Beißwerkzeuge, die Cheliceren, nicht stark oder groß genug sind, um durch die dicken menschlichen Hautschichten zu dringen, was der ideale Schutz vor den achtbeinigen Schreckgespenstern ist. Heimischen Spinnen fehlt einfach die „Durchschlagskraft“ und toxische Potenz, um Erwachsenen, Teenagern und Tieren wie Hunden oder Vieh wirklich gefährlich zu werden.
Risikogruppen
Folgende Lebewesen müssen jedoch aufpassen, da die Haut und Giftanfälligkeit deutlich höher ist:
- Kleinkinder
- Babys und Neugeborene
- Menschen mit dünner, weicher oder sensibler Haut
- Katzen
- Kleintiere wie Hamster oder Hasen
Bei Senioren kommt es allgemein auf den gesundheitlichen Zustand an, ob ein Spinnenbiss gefährlich werden könnte. Dennoch müssen Sie sich selbst bei Ihrem vier Wochen alten Baby nicht wirklich Sorgen machen, wenn dieses von einer heimischen Art gebissen wird. Die Giftmengen sind hier einfach zu gering, um nachhaltig Schaden anzurichten. Zwar wird der Biss schmerzen, aber eine wirkliche Gefahr stellt er nicht dar. Problematisch wird es, wenn sich die Wunden entzünden, da Spinnen eine Vielzahl von Erregern auf Ihrem Körper und den Kieferklauen transportieren:
- Bakterien
- Viren
- Pilze
Falls die Spinne mit ihren Mundwerkzeugen die Haut nur etwas anritzt, können diese in die Wunde gelangen und zu einer Infektion führen. Diese Infektionen sind häufig viel schlimmer als das Gift selbst und können selbst erwachsenen Menschen schaden.
Gründe für einen Biss
Der Vorteil: In Deutschland entsteht ein Spinnenbiss ausschließlich, wenn sich das Tier bedroht fühlt oder nicht fliehen kann. Typische Situationen sind:
- Quetschungen der Spinne, zum Beispiel beim Abstützen mit der Hand
- Spinne wird absichtlich in die Enge gedrängt
- Spinne bleibt in der Kleidung hängen
Gerade das erste Szenario ist typisch und vor allem Kinder werden auf diese Weise gebissen, wenn Sie ihren Forscherdrang ausleben. Keine der in Deutschland heimischen Arten ist wirklich aggressiv im Gegensatz zu Arten wie der australischen Sydney-Trichternetzspinne (Atrax robustus), die einen sich nähernden Menschen sogar attackiert. Sobald Sie die Spinnen in Ruhe lassen und nicht quetschen, können diese sogar vorsichtig über einen Stock aufgenommen und betrachtet werden.
Insgesamt finden sich fünf Spinnenarten in der Heimat, die mit ihren Kieferklauen die Haut durchdringen und Gift injizieren können. Nur zwei von diesen sind medizinisch relevant.
Tipp:
Spinnenbisse stellen wie Bienen- oder Wespenstiche für Insektengift-Allergiker eine deutlich größere Gefahr dar und daher sollten Sie immer darauf achten, ob es zu allergischen Reaktionen nach einem Biss kommt. Ist das der Fall, sollten Sie so schnell wie möglich zu einem Arzt und falls vorhanden, entsprechende Adrenalin-Fertigspritzen nutzen, die effektiv auf den Körper wirken.
5 Spinnenarten im Portrait
Wie oben bereits erwähnt, gibt es fünf Spinnenarten in Mitteleuropa, die den Menschen beißen können. Zwar sind all diese giftig, doch nur zwei von ihnen medizinisch relevant, also für den Menschen mit Folgeerscheinungen verbunden. Alle restlichen Spinnenarten, denen Sie in der Heimat begegnen, sind vollkommen unbedenklich für Sie, da deren Mundwerkzeuge nicht einmal die dünne Haut eines Babys durchdringen können. Folgend eine Auflistung der fünf „gefährlichsten“ Spinnenarten in Deutschland und Mitteleuropa:
Ammen-Dornfinger
Cheiracanthium punctorium gilt als die giftigste Spinnenart in Mitteleuropa und ist an ihrem durchgehend orangerotem Körper, langen Beinen und großen Beißwerkzeugen zu erkennen. Der Hinterleib des Dornfingers ist gelbgrün, während die Beine gelbbraun gefärbt sind. Die Spinne mit ca. 15 Millimeter großem, ovalem Körper kommt hauptsächlich von Süddeutschland bis Frankfurt am Main vor und hält sich in trockenen Waldgebieten, auf Wiesen und Wegrändern auf. Der Biss ist giftig und zugleich sehr schmerzhaft, ähnlich wie ein Wespenstich. Folgende Symptome sind nach dem Biss möglich:
- Bissstelle stark brennend und stechend
- Schwellungen der Bissstelle
- Bissstelle ähnelt einem blauen Fleck
- Erbrechen
- Übelkeit
- Kopfschmerzen
- Schüttelfrost
- erhöhte Körpertemperatur
- in Extremfällen Kreislaufzusammenbruch
Wasserspinne
In langsamen Fließ- und sauberen Stillgewässern können Sie Argyroneta aquatica antreffen, die Wasserspinne. Diese ist ebenfalls an großen Mundwerkzeugen, dem langgestrecktem Körper und den langen Beinen erkennbar, sowie an ihrem Lebensraum unter der Wasseroberfläche. Giftig ist der Spinnenbiss zwar, doch ohne nachträgliche Folgen für den Menschen bis auf Schmerzen, die vergleichbar mit einem Wespenstich sind. Die Bissstelle kann etwas jucken und sich röten. Sie gilt als zweitgefährlichste Spinne in Deutschland, da ihre Cheliceren alle Hautschichten durchdringen können.
Kreuzspinne
Die Gattung Araneus ist häufig in Gärten, Streuobstwiesen und Wäldern zu finden und aufgrund des Kreuzmusters auf dem Rücken schnell erkennbar, vor allem beim verdickten Hinterleib der bis zu 18 Millimeter großen Weibchen. Ein Kreuzspinnenbiss ist recht häufig, dafür komplett ungefährlich, denn nur dünne Hautpartien wie die Kniekehle können durchdrungen werden. Typische Symptome sind Schmerzen wie bei einem Bienenstich, Rötungen und Juckreiz.
Zoropsis spinimana
Die Zoropsis spinimana ist aus dem Mittelmeerraum nach Süddeutschland eingewandert und aufgrund ihrer Größe von bis zu zwei Zentimetern deutlich erkennbar. Zudem ist der gesamte Körper der Spinne behaart. Mit ausgestreckten Beinen erreichen Sie Größen von 5 cm. Sie wirkt zudem sehr lang. Ein Biss gleicht einem schwächeren Bienenstich und neben anfänglichem Brennen und etwas Juckreiz ist dieser harmlos. Fälschlicherweise wird sie auch oft als Kräuseljagdspinne oder Kräuselspinne bezeichnet. Diese Begriffe sind jedoch nicht offiziell etabliert, denn zum Begriff der Familie „Kräuseljagspinnen“ zählen über 100 Arten.
Große Winkelspinne
Quelle: Kev22, Tégénaire noire sur un mur, bearbeitet von Plantopedia, CC BY-SA 4.0
Die Große Winkelspinne (Eratigena atrica) kann ebenfalls nur die dünnsten Hautschichten durchdringen und ein Juckreiz und Brennen bleiben für etwa eine halbe Stunde bestehen. Ansonsten gleicht der Biss einem klassischen Mückenstich. Die Hauswinkelspinne fällt vor allem durch ihre extrem langen Beine auf, die einfarbig sind. Zudem bauen diese Trichternetze in menschlichen Behausungen an Stellen, die kaum vom Menschen aufgesucht werden.
Wie Sie sehen, müssen Sie sich selbst bei der bekannten Kreuzspinne nicht wirklich Gedanken um bleibende Schäden machen. Da viele der Symptome Stichen von anderen Insekten gleichen, können Sie sich innerhalb kurzer Zeit wieder von den Bissen erholen. Schneller geht es mit geeigneten Maßnahmen, um toxische Wirkungen in der Intensität zu mindern und Schmerzen zu lindern.
Tipp:
Verwechseln Sie Webspinnen nicht mit den Weberknechten (Opiliones), denn diese sind im Vergleich völlig harmlos. Weberknechte, ebenfalls bekannt unter der Bezeichnung Opa Langbein, verfügen weder über Beißwerkzeuge, die durch die menschliche Haut dringen können, noch Giftdrüsen und stellen deshalb keine Gefahr für Sie oder Ihre Familie dar.
Maßnahmen nach einem Spinnenbiss
Nach dem Biss einer Spinne gibt es spezielle Maßnahmen, mit denen Sie die jeweiligen Symptome abschwächen und die Heilung beschleunigen können. Diese sehen wie folgt aus:
- Bissstelle ausfindig machen
- ähnelt in Größe und Aussehen Mücken- oder Bienenstichen
- unter fließend kaltem Wasser gründlich säubern
- dadurch werden Schmutzpartikel und oberflächliche Giftreste entfernt
- bei Bedarf desinfizieren
- Bissstelle kühlen
- dafür eignen sich Eiswürfel oder umwickelte Kühlpads
- alternativ verwenden Sie feuchtkalte Tücher an
- diese auf Bissstelle legen
- mit der Zeit Tücher wechseln
Ist die Stelle endlich abgekühlt, sollten Sie ein Mittel zur Entzündungshemmung anwenden. Das ist besonders wichtig, denn dadurch sorgen Sie dafür, dass die Wunde auf Dauer keine weiteren Probleme durch eine Infektion verursacht. Ebenfalls wird anhaltender Juckreiz dadurch etwas abgeschwächt, was den Drang zum Kratzen der Bissstelle lindert. Ab diesem Zeitpunkt müssen Sie aufpassen, dass die Wunde nicht doch noch infiziert wird, da es sonst zu gesundheitlichen Problemen kommen kann. Auf folgende Symptome sollten Sie dabei achten:
- Blutungen
- nässende Bissstelle
- Entzündungen
Sobald Sie eines dieser Symptome bemerken, sollten Sie schleunigst zu einem Arzt gehen, der sich die Bissstelle genauer anschauen wird. Besonders wichtig ist das bei Menschen, die empfindlich sind oder eine Immunschwäche haben. Bleiben Sie also auf der Hut.
Tipp:
Eine Desinfizierung von Bisswunden ist in den meisten Fällen nicht notwendig, sollte jedoch erfolgen, wenn Sie sich zum Beispiel in dichten Waldgebieten aufgehalten haben. Spinnen sind Wildtiere und können immer Krankheitserreger übertragen, vor allem wenn die Bisswunde groß genug ist.