Weinreben pflanzen: alles über Pflanzzeit, Standort und Abstand
Eigene Weinreben sind ein ganz besonderer Schmaus, nicht nur für die Augen. Selbst wenn sich nur ein oder zwei Rebstöcke in Ihrem Garten befinden, liefern diese Jahr für Jahr Weintrauben, die sich nicht nur für Wein, sondern auch als frischer Snack für zwischendurch anbieten. Wurde der Standort der Reben gut gewählt und diese entsprechend ihrer Bedürfnisse angepflanzt, können Sie sich für Jahrzehnte an Ihrer genüsslichen Ernte erfreuen.
Inhaltsverzeichnis
Weinrebsorten
Es finden sich zahlreiche Rebsorten aus der ganzen Welt, von den Hybriden aus den USA bis hin zu den Klassikern wie dem Spätburgunder, doch sind nicht alle von diesen geeignet für den heimischen Garten. Bei der Auswahl geeigneter Weintrauben muss auf folgende Aspekte geachtet werden, damit diese überhaupt wachsen, geschweige denn effizient Früchte ausbilden können.
- Frosthärte
- Pflegeaufwand
- Pilzresistenz
Aufgrund der recht hohen Anforderungen an den Pflanzort sind klassische Rebsorten, die rein für den Weinbau genutzt werden, nicht immer ideal für den Garten. Vor allem wenn Sie nicht viel Platz haben oder in einer kühleren Gegend Deutschlands wohnen, sollten Sie anstatt typischer Sorten entweder Reben pflanzen, die robuster als ihre Verwandten sind oder Tafeltrauben, die aufgrund ihrer Süße weniger für die Produktion von Wein, dafür umso mehr für den Verzehr geeignet sind. Diese sind vor allem gut geschützt gegen Krankheiten und Schädlinge, allen voran der Reblaus und dem Mehltau. Die Rebsorten werden nun im Folgenden beschrieben.
Welche Weinreben pflanzen?
Birstaler Muskat
- weiß, Erntezeit von Mitte August bis Mitte September
Frumoasa alba
- weiß, Erntezeit Mitte September
Kischmisch Lutschistji
- rosé, Erntezeit Mitte September
Kodrianka
- blau, Erntezeit Mitte September
Muscat bleu
- blau, Erntezeit Anfang September
New York (Lakemont)
- weiß, Erntezeit Mitte bis Ende September
Ontario
- blau, Erntezeit Mitte September
Palatina
- weiß, Erntezeit Anfang bis Mitte September
Pölöskei Muskat
- weiß, Erntezeit Ende September bis Anfang Oktober
Regent
- blau, Erntezeit ab Mitte September
Vanessa
- rot-rosé, Erntezeit Anfang September
Venus
- blau, Erntezeit von Ende August bis Mitte September
Elegant sverhranny
- weiß, Erntezeit Mitte August
Calastra
- weiß, Erntezeit ab Anfang September
Solotoi Don
- weiß, Erntezeit Mitte September
Original
- rosé, Erntezeit Anfang Oktober
Moldava
- blau, Erntezeit Mitte Oktober
Hinweis:
Von den oben genannten Rebsorten lassen sich vor allem Regent, Pölöskei Muskat und Muscat Bleu problemlos für die Weinproduktion nutzen. Sie sind säuerlicher im Geschmack und aufgrund ihrer späteren Reife gut geeignet dafür. Zwar sind die Erträge recht gering und Sie kommen mit vier Rebstöcken auf etwa eine Flasche Wein, doch ist das eigenständige Keltern immer ein Erlebnis wert.
Wann ist der beste Zeitpunkt?
Weinreben werden erst gepflanzt, sobald keine größere Gefahr mehr auf Frost besteht, da dieser vor allem für Jungpflanzen recht gefährlich werden kann. Selbst bei Sorten, die frosthart sind, müssen Sie darauf achten, diese als junges Exemplar vor Frost zu bewahren, da erst die adulten Pflanzen gegen diesen bestehen. Wann der beste Zeitpunkt zum Pflanzen ist? Der Frühling. In dieser Jahreszeit sollten Sie die Weinreben von Mitte April bis Mitte Mai. Im frühen Herbst ist das Pflanzen ebenfalls möglich, doch dürfen Sie in dieser Jahreszeit ausschließlich wurzelnackte Reben nutzen.
Standort
Besonders wichtig für ein erfolgreiches Wachstum der Weinreben ist der richtige Standort. Vitis vinifera ist ein Sonnenanbeter schlechthin und fühlt sich demnach in voller Sonne äußerst wohl.
Wichtig ist die folgende Beschaffung des Pflanzorts:
- Lichtbedarf: sonnig
- windgeschützt
- am besten vor einer Wand in den Himmelsrichtungen S, SO, SW, W
- Spalier ebenfalls möglich
- Pflanzort kann ebenfalls komplett von Mauern umringt sein
- häufig Temperaturen unter -15°C vermeiden
- Spätfröste
- früher Frost vor dem herbstlichen Blattfall
Beim Pflanzen der Weinreben kommt es weniger auf das Wann, sondern stärker auf das Wo an. Ohne den richtigen Standort mit genügend Wärme, ausreichender Luftzirkulation und dem Schutz vor Wind und Wetter gehen die Pflanzen schnell ein oder leiden an Schädlingen wie den Rebläusen. Ebenfalls schützt der passende Pflanzort die empfindlichen Weinreben in der kalten Jahreszeit und sorgt für ein entsprechendes Mikroklima, das die Reben benötigen. Platzieren Sie die Weinreben in einer Entfernung von mindestens zwanzig Zentimetern zur Wand, leiden diese nicht an zu hohen Feuchtigkeitsansammlungen oder einem Hitzestau.
Hinweis:
Bitte beachten Sie, dass Reben ab einer Höhe von etwa 400 Metern über dem Meeresspiegel nur noch schlecht wachsen. Aus diesem Grund bieten sich Standorte in den Alpen viel schlechter für Gartenreben an als zum Beispiel das westliche Baden-Württemberg oder die Pfalz.
Boden
So wichtig wie der richtige Pflanzort ist, ist auch der Boden für die Weinreben. Wein bevorzugt Böden, die nicht anfällig für Staunässe und zudem luftdurchlässig ist, damit das Wurzelwerk nicht erstickt.
Achten Sie auf folgende Bodeneigenschaften:
- humos
- schwerer Ton
- lehmig
- sandig
- locker
- durchlässig
- gute Durchlüftung
- pH-Wert: zwischen 5,0 und 7,5
- keine Steinböden
Optimal wäre ein Boden, dessen Erde mit viel Humus durchsetzt ist, dann halten die Weinreben sogar harschere Wetterverhältnisse aus. Sorgen Sie zudem dafür, dass die Wurzeln sich tief in den Boden graben können, da es sich bei Weinrebengewächsen um Pfahlwurzler handelt. Aus diesem Grund bieten sich steinige Böden nicht für die Gewächse an, außer Substrat, das von feinem Geröll durchzogen ist. Je schneller sich der Boden nach der kalten Jahreszeit erwärmen kann, desto besser geht es den Pflanzen.
Wie wird gepflanzt?
Sobald Sie sich für den passenden Ort entschieden haben, geht es nun an das Pflanzen der Weinreben. Dies ist mitunter der wichtigste Punkt, um den gesunden Wuchs zu ermöglichen, der saftige und schmackhafte Weintrauben ermöglicht. Aufgrund der Wuchsform müssen Sie auf folgende Punkte achten, um die Reben erfolgreich anzupflanzen.
- Kletterhilfen anlegen
- Vorbereitung des Bodens
- Abstand der Pflanzen
- Stecklinge einpflanzen
- Reben aus dem Topf anpflanzen
Kletterhilfen
Bei Weinreben handelt es sich um Kletterpflanzen, die eine Rankhilfe benötigen, um gezielt wachsen zu können und dabei vor Pilzinfektionen geschützt zu sein. Die passenden Kletterhilfen sind die Folgenden.
- Pflanzpfähle
- freistehende Spaliere
- Spalier an der Wand
Pflanzpfähle sind die einfachste Variante für den Weinbau im Garten, da diese entweder einzeln oder doppelt der Pflanze zum Ranken zur Verfügung gestellt werden. Sie eignen sich gut für einzelne Pflanzen, die nicht dekorativ in den Garten integriert werden sollen, während Spaliere aus Draht oder Holz in unterschiedlichen Formen gefertigt werden. Während freistehende Spaliere überall an einem geeigneten Ort aufgebaut werden können, müssen Sie bei Wand-Spalieren einen Abstand von zehn bis zwanzig Zentimetern zur Wand einhalten, um den Befall durch Pilze, allen voran Mehltau, zu vermeiden.
Bodenvorbereitung
Damit Sie die Weinreben problemlos im Frühling einpflanzen können, müssen Sie im Herbst folgende Bodenbearbeitung durchführen.
- Pflanzstandort etwa 40 Zentimeter tief auflockern
- geben Sie stark verrotteten Kompost in das Substrat
- die Pflanzfläche sollte etwa 20 auf 30 Zentimeter betragen
Abstände
Der richtige Abstand der einzelnen Pflanzen ist wichtig, damit diese ihr volles Potential entfalten können und zudem nicht unter Pilzerkrankungen leiden. Je mehr Platz die Weinreben haben, desto besser zirkuliert die Luft und das benötigte Mikroklima wird aufrechterhalten. Die Abstände im Detail sind nachstehend aufgeführt.
- Reihenpflanzung: 1,5 -2 m
- Laubgang: 1 – 1,5 m
- Spalier: 1- 1,5 m
- Waagerecht-Kordon: 2 – 3 m
Stecklinge: eine Anleitung
Stecklinge funktionieren problemlos zum Einpflanzen, solange Sie welche von einem Winzer oder einer Rebschule bestellen, falls Sie selbst keine Reben im Garten haben. Dabei sollten Sie ebenfalls auf die Qualität der einzelnen Rebsorten achten, da Sie nur so lange Freude an Ihren Erzeugnissen haben werden. Die Stecklinge sollten ausschließlich im Frühjahr in den Garten gesetzt werden, da diese den kommenden Wintereinbruch bei einer Pflanzung im Herbst nicht aushalten würden.
Gehen Sie dabei wie folgt vor:
1. Schritt: Wässern Sie den Steckling ausgiebig, bevor Sie ihn in den Boden setzen. Dabei muss der gesamte Wurzelballen komplett nass sein, um über einen langen Zeitraum mit Feuchtigkeit versorgt zu sein.
2. Schritt: Heben Sie ein Pflanzloch mit 35 Zentimeter Tiefe aus und halten Sie bei der Pflanzung mehrerer Exemplare unbedingt die einzelnen Abstände ein, sonst kann es zu Platzmangel unter den Pflanzen kommen.
3. Schritt: Mischen Sie den Aushub mit etwa ein bis zwei Liter hochwertiger Blumenerde und schichten Sie diesen als Kegel ins Pflanzloch. Setzen Sie auf diesen Kegel den Steckling und verteilen Sie vorsichtig die Wurzeln in alle Richtungen, um die Nährstoff- und Wasseraufnahme zu optimieren.
4. Schritt: Achten Sie darauf, dass die Veredelungsstelle etwa drei Zentimeter über dem Erdboden ragt, damit die Wurzeln nicht zu tief sitzen.
5. Schritt: Füllen Sie anschließend das restliche Substrat ein und drücken Sie dieses dabei immer wieder an. Gehen Sie besonders vorsichtig mit den Stecklingen um, Sie wollen ja nicht die Wurzeln verletzen. Schichten Sie Erde um die Veredelungsstelle auf.
6. Schritt: Geben Sie Wasser hinzu, um vorhandene Löcher ebenerdig zu schwemmen.
7. Schritt: Vergessen Sie Ihre Rankhilfe nicht!
Hinweis:
Treten Sie die Erde niemals fest. Das würde die Wurzeln beschädigen.
Vorgezogene Topfpflanzen: eine Anleitung
Leichter haben Sie es, wenn Sie die Weinreben schon vorgezogen kaufen und anschließend in den Garten setzen. Dabei sollten Sie natürlich darauf achten, dass die Reben gesund sind. Hierfür eignen sich vor allem Rebschulen, die ausgewählte Sorten führen und diese in hochwertiger Qualität anbieten. Die vorgezogenen Pflanzen können Sie im Herbst in den Boden setzen, da diese schon etwas größer als die Stecklinge sind.
Gehen Sie beim Einpflanzen wie folgt vor:
1. Schritt: Bereiten Sie ein Gefäß mit Wasser vor, am besten Mineral- oder Regenwasser, das den Wurzelballen fasst. Entfernen Sie die Pflanze aus dem mitgelieferten Topf und stellen Sie die Rebe in das Gefäß. Warten Sie, bis der Ballen komplett vollgesaugt ist.
2. Schritt: Platzieren Sie die Rebe nun so tief in den Boden, dass die Veredellungsstelle etwa drei Zentimeter aus diesem ragt. Achten Sie zudem darauf, die Wurzeln gleichmäßig im Erdboden zu verteilen, damit sich zu viele Wurzeln an einem Platz nicht auf den Wuchs auswirken.
3. Schritt: Gießen Sie nun ausgiebig an, so kann das Substrat den Wurzelballen besser umschließen und für Halt sorgen.
4. Schritt: Häufen Sie die Veredelungsstelle mit Erde auf und fahren Sie mit der üblichen Pflege fort.
Weinreben im Topf: eine Anleitung
Sie können einzelne Exemplare im Kübel halten, wofür Sie nur ausreichend Platz und einen effektiven Winterschutz benötigen.
Gehen Sie dabei wie folgt vor:
- Topf muss mindestens ein Volumen von 30 Litern fassen und über Drainagelöcher verfügen
- füllen Sie diesen mit hochwertiger Blumenerde und Blähton im Verhältnis 2:1
- setzen Sie die Pflanze so tief ein, dass die Stelle der Veredelung etwa drei Zentimeter über der Oberfläche herausschaut
- im Winter mit Vlies und Noppenfolie als Schutz verwenden
- vergessen Sie auch hier nicht eine Rankhilfe, die direkt im Kübel platziert wird
Tipp:
Nutzen Sie als Pflanzgefäß ein altes Fass. Das wirkt nicht nur dekorativ, sondern bietet auch genügend Platz für einen ausgiebigen Wuchs und hält die Pflanze warm.