Weinreben richtig düngen: womit, wann und wie oft?
Sie gehört zu den ältesten Kulturpflanzen und liefert äußerst schmackhafte Früchte. Doch gesunde und zuverlässig fruchtende Pflanzen setzen eine optimale Nährstoffversorgung voraus. Doch wann düngt man Weinreben und mit welchen Düngemitteln?
Auf den Punkt gebracht
- Nährstoffbedarf abhängig von Bodenbeschaffenheit
- Organische Dünger bevorzugen
- Vorsicht bei mineralischen Düngern
Inhaltsverzeichnis
Grundlagen zur Düngung
Weinreben (Vitis vinifera) benötigen unterschiedliche Nährstoffe, je nach Entwicklungsstadium. Für Wachstum, Blüte und Fruchtbildung sind vor allem Stickstoff, Phosphor und Kalium unverzichtbar. Dazu kommen Mikronährstoffe, die für gesunde Weinstöcke sorgen. Was, wann und wie viel gedüngt wird, hängt u. a. von der Bodenbeschaffenheit ab. Aus diesem Grunde ist eine Bodenanalyse vor der ersten Düngung sinnvoll. Die gibt Auskunft über die Nährstoffkonzentration im Boden und hilft dabei, Dünger gezielter einzusetzen. Liegt bereits ein Mangel an bestimmten Nährstoffen vor, wird auch das sichtbar.
Richtiger Zeitpunkt
Die beiden wichtigsten Düngungen sollten einmal zu Beginn der Vegetationsperiode, sprich im März oder April erfolgen und ein weiteres Mal im Herbst. Im Frühjahr geht es darum, die Weinreben mit den wichtigsten Nährstoffen zu versorgen, um ein gesundes Wachstum und die Pflanzengesundheit zu fördern. Nach der Grunddüngung im Frühjahr wird bis September alle zwei Monate nachgedüngt. Der letzte Termin für eine Düngung ist im Herbst nach der Traubenernte.
Düngerart und Anwendung
Organische Dünger sind meist die bessere Wahl. Sie enthalten alle wichtigen Nährstoffe, sind in der Regel sehr gut verträglich und eine Überdüngung ist nahezu unmöglich. Mineralische Dünger sollten dagegen mit Bedacht eingesetzt werden. Im Frühjahr sollten Weinreben insbesondere mit Stickstoff, Phosphor und Kalium versorgt werden, wobei jetzt der Stickstoffgehalt besonders wichtig ist. Danach kann in regelmäßigen Abständen ein organischer Dünger in den Boden eingearbeitet werden. Im Herbst geht es um die Versorgung mit Kalium, Phosphor und eine zusätzliche Gabe Kalk.
Organische Dünger
Die Nährstoffansprüche von Weinreben können folgende organische Dünger erfüllen.
Kompost
Kompost enthält alle wichtigen Nährstoffe, verbessert die Bodenstruktur und sorgt für eine bessere Sauerstoffversorgung der Wurzeln. Beim Zersetzungsprozess entsteht Humus, der mittel- und langfristig Nährstoffe bereitstellt, dass Bodenleben fördert und gut Feuchtigkeit speichern kann. Was man bei der Anwendung beachten sollte:
- Kompost reich an Stickstoff, Phosphor und Kalium
- magere Böden bereits vor Pflanzung mit Kompost anreichern
- oder im Frühjahr in Kombination mit stickstoffreichem Volldünger ausbringen
- bis zum Herbst alle zwei Monate Weinrebe mit Kompost nachdüngen
- idealerweise mit Hornspänen mischen
- etwa zwei bis drei Liter Kompost pro Quadratmeter
Stallmist
Ein anderer guter Dünger ist Stallmist, insbesondere Rinder-, Hühner- oder Pferdemist. Bei der Verwendung von Pferdemist wird empfohlen, im Vorfeld eine Bodenanalyse durchführen zu lassen, um herauszufinden, ob der Boden Nährstoffe benötigt und welche das sind. Ansonsten sollte man Folgendes beachten:
- Pferdemist sollte gut abgelagert sein, mindestens drei Jahre
- niemals frischen Mist verwenden
- vorzugsweise auf eher sandigen Böden verwenden
- nicht auf sehr ton- und lehmhaltigen Boden
- am besten im Frühjahr verabreichen
- etwa zwei bis drei Liter pro Quadratmeter
- Erde gut auflockern, Pferdemist gleichmäßig verteilen
- nur oberflächlich ausbringen und leicht einharken
- nicht tief einarbeiten
Rindermist sollte möglichst nicht im Herbst ausgebracht werden, denn Schnee und Regen könnten ihn ausspülen, sodass vermehrt Nitrate in den Boden gelangen, denn zu dieser Jahreszeit sind keine Pflanzen da die diese Nährstoffe nutzen könnten. Deshalb sollte man ihn erst im Frühjahr im Beet verteilen, wo er den Pflanzen direkt zur Verfügung steht.
Tipp: Alternativ kann man auf getrockneten Pferdemist ausweichen, der ist weniger aggressiv und so vor allem für Jungpflanzen besser geeignet. Gegebenenfalls kann man auch Rinderdung verwenden, der ist weitaus weniger scharf als Rinder- bzw. Kuhmist.
Hornspäne oder Hornmehl
Hornmehl oder auch Hornspäne genannt eignen sich für eine Frühjahresdüngung. Hornspäne zersetzen sich langsam, was sie zu einem guten Langzeitdünger macht. Allerdings bestehen Hornspäne fast ausschließlich aus tierischen Eiweißen mit einem hohen Stickstoffanteil. Dementsprechend können sie nur Stickstoff freisetzen. Der Anteil an Kalium, Phosphor und Schwefel ist verschwindend gering. So wendet man Hornspäne an:
- nicht direkt in Pflanzlöcher geben, Zersetzung erschwert
- am besten mit Kompost mischen
- Kompost beschleunigt Zersetzung
- im Frühjahr ausbringen
- etwa 60-120 g pro Quadratmeter
- Hornspäne keinen Einfluss auf pH-Wert des Bodens
Für einen kurzfristigen Nährstoff-Boost eignet sich Hornmehl besser, hier setzt die Wirkung deutlich schneller ein. Hornspäne, Hornmehl oder Horngries unterscheiden sich in der Körnung, je größer diese ist, desto langfristiger die Wirkung.
Tipp: Hornspäne wirken bis zu vier Monate, Hornmehl nur ein bis zwei Monate, sodass bei Letzterem öfter nachgedüngt werden muss.
Pflanzenjauche
Pflanzenjauchen, beispielsweise aus Brennnesseln oder Beinwell sind ein sehr guter natürlicher Dünger. Eine entsprechende Jauche ist leicht herzustellen und unkompliziert in der Anwendung.
- aus 10 Litern Wasser, 1 kg frischem oder 150-200 g getrocknetem Kraut
- Kraut zerkleinern, in 10 Liter-Eimer oder anderes Gefäß geben
- aus Kunststoff, Holz oder Ton, kein Metall
- dann mit 10 Liter Wasser auffüllen
- abdecken, etwa zwei Wochen gären lassen, täglich umrühren
- Gärung abgeschlossen, wenn keine Blasen mehr aufsteigen
- dann feste Bestandteile heraus sieben, Jauche 1:10 verdünnen
- während der Blüten- und Fruchtbildung anwenden
- am besten einmal wöchentlich
Tipp: Gegen den üblen Geruch während der Gärung kann man beim Ansetzen der Jauche etwas Gesteinsmehl dazugeben.
Holzasche
Auch reine Holzasche eignet sich zum Düngen von Weinreben. Während die Asche von Laubbäumen vor allem viele Spurenelemente wie Kalium, Magnesium und Phosphor liefert, ist es beim Nadelholz der höhere Kalkanteil. Zudem hat Holzasche einen hohen Kalziumanteil. Die günstigste Zusammensetzung liefert die Asche von Erle, Birke und Pappel. Und so wenden Sie die Holzasche am besten an:
- nur Asche von unbehandeltem Holz verwenden
- immer mit Bedacht und nur in Kleinstmengen einsetzen
- enthaltener Branntkalk kann zu Verbrennungen führen
- maximal 100 Gramm pro Quadratmeter
- bei schweren Böden bis 300 Gramm
- nicht auf sandigen Böden anwenden, langfristige Schädigung des Bodenlebens
- Düngung mit Holzasche mit Kalkung des Bodens vergleichbar
- verstreuen, über das Gießwasser oder mit dem Kompost ausbringen
Tipp: Die Asche von Grillkohle oder Briketts ist zum Düngen von Weinreben komplett ungeeignet.
Gründüngung
Die Gründüngung ist eine besonders umweltfreundliche Alternative zur herkömmlichen Düngung von Weinreben. Sie fördert den Humusaufbau und reichert den Boden mit wertvollen Nährstoffen an. Auf zusätzliche Dünger kann verzichtet werden. Für eine entsprechende Düngung sät man etwa im März schnell wachsende Pflanzen wie Klee, Lupinen oder Bienenfreund unter die Reben. Etwa im Juni gräbt man das Ganze unter, nicht abmähen. So werden diese Pflanzen zu optimalem Gründünger. Um den Weinreben dauerhaft einen lockeren, humus- und nährstoffreichen Boden anbieten zu können, sollte man ihm jedes Jahr diese Form des Gründüngers zuführen.
Algenkalk oder Gesteinsmehl
Im Herbst geht es vor allem um die Versorgung mit Kalium und eine zusätzliche Gabe Algenkalk. In dieser Entwicklungsphase liegt das Hauptaugenmerk darauf, die Holzreife zu unterstützen bzw. die Reben von innen her widerstandsfähiger gegenüber Frost zu machen. Gute Kaliumquellen sind Pflanzenjauchen und Holzasche. Kalk kann als Granulat oder in Pulverform ausgebracht werden:
- vor dem Kalken Bodenanalyse empfehlenswert
- pH-Wert des Bodens beachten
- Granulat per Hand oder mit Streuwagen ausbringen
- Pulver über Gießwasser verabreichen
- auf gleichmäßige Verteilung achten
- windstillen Tag mit bedecktem Wetter wählen
- Löß- und Kalkböden nicht kalken
Wein verbraucht relativ viel Kalk, wobei es je nach Bodenart und Niederschlagsmengen auch zu Auswaschungen kommt. Der pH-Wert sinkt, sodass Kalk wieder zugeführt werden muss. Er verbessert das Speichervermögen des Bodens und die Bodenstruktur, fördert die Bildung von Wurzelmasse sowie die Durchlüftung des Bodens und die Verfügbarkeit von Nährstoffen. Zudem wird einer Bodenversauerung entgegengewirkt. Erträge und Fruchtqualität bleiben hoch.
Tipp: Kalk hat wesentlichen Einfluss auf das Weinaroma und den Geschmack.
Mineralische Dünger
Grundsätzlich sollte man organische Dünger bevorzugen. Wer sich dennoch für mineralische Dünger wie Blaukorn oder Flüssigdünger entscheidet, sollte diese immer nur sehr sparsam und nach Anweisung des jeweiligen Herstellers verwenden. Mineralische Dünger bieten grundsätzlich eine gute Grundversorgung der Pflanzen, werden sie aber überdosiert, kann das die Wurzeln der Reben schädigen und sogar das Grundwasser belasten.
Häufig gestellte Fragen
Ja, das kann man tun, allerdings reicht Kaffeesatz als alleiniger Dünger nicht aus. Er sollte zuvor getrocknet werden, um Schimmelbildung zu vermeiden. Hat man eine größere Menge zusammen, kann man ihn großzügig um die Pflanzen herum verteilen und flach einarbeiten.
Die Pflanzen sehen nach kurzer Zeit relativ schlapp aus, weil die enthaltenen Salze ihnen das Wasser entziehen. Dann hilft nur reichlich gießen, um überschüssige Salze auszuwaschen.
Frisch gepflanzte Exemplare gießt man einmal wöchentlich etwa 10 Liter Wasser pro Pflanze und Woche. Ab dem zweiten Standjahr reichen die natürlichen Niederschläge aus und sie überstehen auch längere Trockenphasen problemlos.